Politikempfehlungen zur Arbeitsmarktintegration älterer Arbeitnehmer

Europa sieht sich mehr und mehr den Auswirkungen des demographischen Wandels gegenüber: Der Anteil älterer Personen an den Gesellschaften steigt kontinuierlich, während zeitgleich die Zahl der Erwerbspersonen sinkt. Erfreulicherweise jedoch leben Menschen heutzutage nicht nur länger, sondern sie tun dies auch gesünder. Dies macht eine Teilnahme am Erwerbsleben bis ins höhere Alter nicht nur möglich, sondern vor dem Hintergrund von Europas zukünftigen Wachstum- und Innovationspotentialen auch notwendig. Ungeachtet dessen, ist der Weg hin zu einer längeren Beschäftigung bis heute für viele ältere Arbeiter ein steiniger. Angestoßen vom „2012 Europäischen Jahr des Aktiven Alterns und Solidarität zwischen den Generationen“ hat die Bertelsmann Stiftung, zusammen mit dem in Brüssel ansässigen European Policy Centre, dies zum Anlass genommen, das Kooperationsprojekt „Second Career Labour Markets“ ins Leben zu rufen.

Am 12. Juni wurde der Abschlussbericht in Brüssel präsentiert und die Projektergebnisse mit einer Reihe von hochrangigen Experten diskutiert: Obwohl sich die Bedingungen für ältere Arbeitnehmer auf dem europäischen Arbeitsmarkt in den letzten Jahren generell verbessert haben, identifizieren die Autoren eine Reihe von bestehenden Hürden und eine fehlende Anreizkultur für eine Verlängerung des Erwerbslebens. Um Beschäftigungschancen Älterer zukünftig zu verbessern, adressiert der Bericht vier Akteursebenen – Regierungen, Sozialpartner, Unternehmen sowie Individuen – und gibt jeweils, der Ebene angepasste, konkrete Politikempfehlungen.

Unterstützt durch die hochkarätigen Referenten Mark Keese (OECD) sowie Lutz Bellmann (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB) diskutierten die Workshop Teilnehmer die praktischen Implikationen der Politikempfehlungen und erörterten zukünftige Handlungsfelder. „Maßnahmen, die sich lediglich auf das Alter eines Beschäftigen konzentrieren sind nicht die Antwort“, hob Mark Keese in seinem Beitrag hervor. Breiter angelegte Konzepte seien notwendig, die auch Aspekte wie z.B. das Herausbilden einer Weiterbildungskultur sowie eine bessere Gesundheitsprävention berücksichtigen. Lutz Bellmann betonte die Wichtigkeit von Initiativen auf Betriebsebene. „Große Unternehmen haben hier einen klaren Vorteil. Auf Grund ihrer finanziellen Ressourcen können Sie mehr Angebote an ihre Mitarbeiter machen, als dies kleinen oder mittleren Unternehmen möglich ist.

Während alle Teilnehmer die Notwendigkeit bekräftigten, dass sich Institutionen zukünftig besser an den demographischen Wandel in der Arbeitswelt anpassen müssen, betonten beide Referenten auch die Wichtigkeit einer positiveren Wahrnehmung Älterer am Arbeitsmarkt. „Entsprechende Maßnahmen können nur dann erfolgreich sein, wenn Beschäftigten auf Grund ihres höheren Alters nicht automatisch die Leistungsfähigkeit abgesprochen wird.“ Mit diesem Hinweis bekräftigten Sie eine Aussage von Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, von der Eröffnungskonferenz des Projektes im Vorjahr: Wir sehen uns einer schwierigen Herausforderung gegenüber – wir müssen Denkweisen verändern.“

Weiterführende Informationen zur Arbeitsmarktintegration

The Brussels Office of the Bertelsmann Stiftung
European Policy Centre

>> Download: Report: Second Career Labour Markets

(Bertelsmann Stiftung)

HCC Redaktion

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