Bei Grippe auf Schmerztabletten besser verzichten?

Die Einnahme von Schmerztabletten bei einer Grippe sollte man sich gut überlegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der McMaster University.

2.000 Todesfälle pro Jahr

Viele Medikamente gegen Grippe enthalten auch Schmerzmittel. Sie verringern zwar die Symptome, aber sie senken auch das Fieber – und das kann die Belastung durch das Virus verschlimmern. Die Analyse der Auswirkungen der weit verbreiteten Einnahme dieser Schmerztabletten hat ergeben, dass dadurch allein in den USA jährlich 2.000 Todesfälle verursacht werden könnten.

Tierstudien als Grundlage

Fieber gilt als Waffe gegen die Viren. Vielen Viren fällt die Vermehrung über einer Körpertemperatur von 37 Grad schwer. Bisher war nicht erforscht, ob die Senkung des Fiebers die Gesundung verlangsamt. Frühere Studien haben laut dem leitenden Wissenschaftler David Earn ergeben, dass Fieber virale Infektionen verlängern und auch die Menge an Viren vergrößern kann, die auf andere Menschen übertragen werden. Die Wissenschaftler wollten untersuchen, welche Auswirkungen das auf eine Grippeepidemie hat.

Die Experten nutzten eine Studie aus dem Jahr 1982, die gezeigt hatte, dass Frettchen mehr saisonale Grippeviren produzierten, wenn ihre Körpertemperatur gesenkt wurde. Diese Senkung wurde entweder durch die Verabreichung von Schmerztabletten oder das Rasieren des Fells erzielt. Diese Forschungsergebnisse wurden als Grundlage für Schätzungen eingesetzt, wie viel größer die Virenmenge sein könnte, die entsteht, wenn das Fieber unterdrückt wird. Mithilfe von epidemiologischen Untersuchungen wurde ermittelt, wie viel mehr Erkrankungen dadurch hervorgerufen werden könnten.

USA: 41.000 Tote pro Jahr

Über ein mathematisches Model wurden diese Schätzungen auf die Anzahl der Menschen übertragen, die in den USA jährlich an einer Grippe erkranken, Fieber bekommen und die Medikamente einnehmen. Es zeigte sich, dass die in den USA eingesetzten Schmerzmittel die Übertragung in einem normalen Winter um bis zu fünf Prozent erhöhen könnte. Jeden Winter sterben durchschnittlich 41.000 meist ältere Patienten in den USA an den Folgen einer Grippe. Das würde je nach Grippevirus 700 bis 2.000 zusätzlichen Todesfällen entsprechen.

Laut Paul Andrews, einer der Autoren der Studie, sind diese Schätzungen vorsichtig, da nur die erhöhten Virenmengen berücksichtigt worden sind. Ein längerer Zeitraum bei der Übertragung würde ebenfalls einen Unterschied bedeuten. Menschen gehen nach der Einnnahme von Schmerztabletten wieder arbeiten oder in die Schule, auch wenn sie immer noch ansteckend sind. Experten wie Nick Phin von Public Health England argumentieren vorsichtiger. Die in den Proceedings of the Royal Society B veröffentlichte Studie verlasse sich zu sehr auf Daten aus Tierstudien. Schmerzmittel seien sicher und bei einer Grippe auch wirksam, heißt es.

(pte)

HCC Redaktion

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