Belästigung am Arbeitsplatz: Typische Täter- und Opferprofile gibt es nicht

Entscheidend ist die Unternehemskultur

Hinweise auf typische Persönlichkeitsmerkmale fanden die Forschenden weder bei Opfern noch bei Tätern. „Es gibt nicht den Täter und das Opfer“, sagt Krings. Alle Ergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass die Unternehmenskultur entscheidend ist, ob sexuelle Belästigungen auftreten. In einem sexualisierten Arbeitsklima, bei dem zweideutige Sprüche zum Alltag gehören, ist die Wahrscheinlichkeit von Vorfällen deutlich erhöht. Eine schützende Wirkung hat ein Arbeitsklima, das von gegenseitigem Respekt und ethischen Grundsätzen geprägt ist. Ein Reglement zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz dagegen ist laut den Forschenden zwar eine Basis, reicht aber alleine nicht: Viele Mitarbeitende und sogar Kader wissen es nicht einmal, wenn in ihrer Firma ein solches Reglement existiert.

„Maßnahmen zur Verhinderung von sexueller Belästigung sind nötig, und dabei sind Frauen und Männer gleichermassen miteinzubeziehen – beide nicht nur als Opfer, sondern auch als mögliche Verursacher“, sagt Krings. Wie eine solche Aufklärungsarbeit aussehen könnte, haben die Forschenden mit einer Begleitgruppe diskutiert, der Vertreter und Vertreterinnen von Bund, Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Gleichstellungsbüros sowie Fachpersonen angehörten.

Chef muss hart durchgreifen

Kampagnen und allgemeine Prävention gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sollten in einem breiten Kontext stattfinden. Das Thema kann zum Beispiel integriert werden in Maßnahemn zur Förderung von gegenseitigem Respekt am Arbeitsplatz. „Das weckt weniger Widerstände als das alleinige Behandeln des Themas Belästigung, bei dem sich gerade Männer oft verdächtigt fühlen“, sagt Krings. Wichtig ist aber auch, dass Vorgesetzte hart und rasch durchgreifen, wenn ein Fall von sexueller Belästigung auftaucht: Das hat Signalwirkung und unterstützt die Entwicklung einer respektvollen Unternehmenskultur. Und die Opfer können besser und rascher mit ihrer Situation klar kommen.

(cs mit Informationsmaterial des Schweizerischen Nationalfonds, SNF)

HCC Redaktion

... schreibt über alle möglichen Themen rund um Mitarbeitergesundheit und Personal. Wichtige Schwerpunkte liegen auf der Arbeitsplatzgestaltung, Psyche, Ernährung, Bewegung und weiteren Einflussfaktoren nachhaltiger Gesundheitsprävention. Neben Fachartikeln und Tipps & Tricks-Beiträgen werden Interviews mit einschlägigen Persönlichkeiten zu BGM, BGF und mehr veröffentlicht.

Empfohlene Artikel