Studie zur Internetnutzung: Trotz großer Reichweite des Internets als Gesundheitsratgeber bleiben Fachleute und Angehörige erste Beratungsinstanz bei Gesundheitsthemen
Das Internet wird von über einem Drittel der deutschen Bevölkerung als Gesundheitsratgeber genutzt. Unter den Internetnutzern setzten sogar mehr als die Hälfte (63 Prozent) auf das Netz, um Gesundheitsinformationen zu erhalten. Dennoch haben Ärzte, Psychologen, Familienangehörige und Freunde einen größeren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten als das World Wide Web. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Studie Leipziger Medizinpsychologen zur gesundheitsbezogenen Internetnutzung.
Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage nach der Bekanntheit und Akzeptanz internetbasierter psychotherapeutischer Beratungsangebote. Dazu wurden 2010 in einer repräsentativen Stichprobenbefragung 2411 Personen interviewt. „Unsere Ergebnisse bestätigen, was wir bisher nur vermutet haben: Das Internet spielt eine nicht zu vernachlässigende Rolle als Gesundheitsratgeber“, resümiert Prof. Elmar Brähler, Leiter der Studie und Direktor der Abteilung für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Leipzig. Die Leipziger führten die jetzt in der Zeitschrift „Psychotherapeut“ veröffentlichte Studie gemeinsam mit Kollegen der Universität Köln durch.
Über ein Drittel (37 Prozent) der Deutschen nutzen das Internet als Quelle für Gesundheitsinformationen, unter den Internetnutzern sind ist dies sogar fast zwei Drittel (63 Prozent). Allerdings wiegt die Meinung direkter Ansprechpartner schwerer – Ärzte, Apotheker, Familienangehörige und Freunde haben größeren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten als das Internet. Immerhin 20 Prozent der Befragten gaben aber auch an, dem Internet bei Gesundheitsfragen einen „großen“ oder sogar „sehr großen“ Einfluss einzuräumen. Wenig bekannt seien hingegen die Möglichkeiten einer psychologischen Onlineberatung, obwohl es laut den Studienergebnissen eine große Bereitschaft gibt, solche Angebote in Zukunft zu nutzen.
„Ärzte und Therapeuten müssen sich darauf einstellen, künftig häufiger auf durch Webangebote vorinformierte Patienten zu treffen, aber auch Onlineberater oder andere Unterstützungsangebote in die Therapien einzubeziehen“, so Eichenberg zu den Schlussfolgerungen aus der Befragung. „Ihnen wird dabei die wichtige Aufgabe zukommen, selbst informiert zu sein und gute von unseriösen Quellen unterscheiden zu können“.