„Ich hab Rücken!“ Ein Umstand, welcher den stellvertretenden Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts, Horst Schlämmer, nicht davon abhielt im Jahr 2009 für den Deutschen Bundestag zu kandidieren. Doch Scherz beiseite, denn obwohl in den Betrieben immer mehr Abläufe automatisiert werden und immer mehr Menschen an Schreibtischen arbeiten, geht fast jeder zehnte Krankschreibungstag in Deutschland auf Rückenleiden zurück.
Im Schnitt fehlt jeder 1,4 Arbeitstage
Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, den sie heute in Berlin präsentierte. Im Schnitt war jede TK-versicherte Erwerbsperson – dazu gehören sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I – 2013 1,4 Tage wegen Rückenbeschwerden arbeitsunfähig. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung ergeben sich rund 40 Millionen Fehltage bundesweit.
Fünf Tage länger krank – nur wegen Rücken
Die hohen Fehlzeiten resultieren aus der großen Zahl der Betroffenen und einer sehr langen Erkrankungsdauer der Patienten: Statistisch gesehen war jede zwölfte Erwerbsperson 2013 wegen Rücken arbeitsunfähig. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Eine Krankschreibung aufgrund von Rückenbeschwerden dauert im Schnitt 17,5 Tage und damit fünf Tage länger als eine durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit. Für einen mittelständischen Betrieb mit 60 Beschäftigten bedeutet das, dass jedes Jahr fünf Mitarbeiter zweieinhalb Wochen ausfallen und der Unternehmer drei Monatsgehälter auf das Konto »Rücken« überweist.“
Berufskraftfahrer leiden besonders
Betroffen sind Angaben der Krankenkasse zufolge erwartungsgemäß jene Berufe, in denen schwer körperlich gearbeitet wird. Etwa in der Ver- und Entsorgung (5,1 Fehltage pro Kopf aufgrund von Rückenbeschwerden), im Tiefbau (4,7 Tage) und in der Altenpflege (4,1 Tage). Aber auch durch einseitige und mangelnde Bewegung können Rückenbeschwerden entstehen. Wie zum Beispiel bei den Berufskraftfahrern, die es mit 4,3 Rückenfehltagen nicht nur überdurchschnittlich im Kreuz haben, sondern auch insgesamt zu den Berufen mit den höchsten Fehlzeiten gehören.
Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Krankenkassen gleichermaßen gefordert
Laut TK-Gesundheitsreport nehmen Rückenbeschwerden im Laufe des Erwerbslebens deutlich zu. Dr. Thomas Grobe vom Aqua-Institut, welches für die TK die Daten ausgewertet hat: „Die durchschnittlichen Fehlzeiten steigen bei Männern zwischen 15 und 64 Jahren um den Faktor zehn und bei Frauen um den Faktor 8,6.“
Angesichts des demografischen Wandels, ist davon auszugehen, dass das Durchschnittsalter in den Betrieben deutlich steigen wir. Aus diesem Grund, so betont die TK, seien Investitionen in betriebliches und individuelles Gesundheitsmanagement wichtiger denn je: „Hier sind Arbeitgeber, Krankenkassen und die Betroffenen gleichermaßen gefordert. Es geht darum, Arbeit gesünder zu gestalten, aber auch um einen insgesamt gesünderen Lebensstil, der auch nach Feierabend gelebt wird“, so TK-Chef Jens Baas.
(cs mit Informationsmaterial der Techniker Krankenkasse, TK)