Wenn andere Feierabend machen und die Büros leer sind, beginnt oft erst die Arbeit von Reinigungskräften. Ihre Arbeit ist „unsichtbar“, weil sie meistens nachts ausgeführt wird, und wird von vielen als selbstverständlich betrachtet. Das brandenburgische Arbeitsministerium startete vergangene Woche das Modellprojekt „Reinigung zur Tageszeit“. Im Hauptgebäude des Ministeriums, dem Regine-Hildebrandt-Haus, wird die beauftragte Reinigungsfirma in den kommenden Wochen die Büroräume tagsüber säubern. Arbeitsminister Günter Baaske: „Damit gestalten wir nicht nur die Arbeitszeit der Reinigungskräfte familienfreundlicher, sondern sie erfahren auch eine Wertschätzung für ihre Arbeit, die für die Beschäftigten sichtbar wird.“
Für die Reinigung des Arbeitsministeriums ist die Fritz Jahn Gebäudeservice GmbH & Co. KG zuständig. Wenn das Modellprojekt erfolgreich verläuft, soll es auf alle Gebäude, die das Arbeitsministerium auf der Liegenschaft in der Heinrich-Mann-Allee 103 in Potsdam nutzt, ausgeweitet werden. Baaske: „Die Idee zu diesem Modellprojekt kam von der märkischen Innung des Gebäudereiniger Handwerks. Ich wünsche mir, dass das Modellprojekt dazu beiträgt, dass auch andere Unternehmen und öffentliche Einrichtungen familienfreundlichere Arbeitszeiten für Reinigungskräfte ermöglichen.“
In der Gebäudereinigung arbeiten rund 12.000 Menschen in Brandenburg, der Frauenanteil beträgt ca. 75 Prozent. Baaske: „Vor allem Alleinerziehende haben bei den nächtlichen Arbeitszeiten Probleme mit der Betreuung ihrer Kinder. Wenn eine Arbeit tagsüber möglich ist, können zum Beispiel arbeitslose Mütter einen besseren Zugang zum ersten Arbeitsmarkt erhalten.“
Olaf Bande, Geschäftsführer von Fritz Jahn und Obermeister der Gebäudereiniger-Innung Berlin: „In unserer Branche haben wir einen erheblichen Fachkräftemangel. Familienfreundlichere Arbeitszeiten würden helfen, offene Stelle besser besetzen zu können. Und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es eine großartige Anerkennung, wenn die Kunden sehen, was sie täglich leisten. Für den Einsatz werden die Reinigungskräfte extra geschult, damit die Arbeit in den Büros auf keinen Fall gestört wird. Selbstverständlich werden wir nicht staubsaugen, wenn zum Beispiel Telefonate oder Besprechungen geführt werden. Dafür können die Raumpfleger direkt auf Wünsche reagieren.“
Bande betonte, dass es auch für die Auftraggeber Vorteile gibt: „Die Leistung ist direkt nachvollzieh- und kontrollierbar, durch Nutzung des Tageslichts können Energiekosten gespart werden, Zuschläge für Nachtarbeit entfallen, und es müssen keine Schlüssel an externe Dienstleister ausgegeben werden, was ein wichtiger Sicherheitsaspekt für viele Firmen ist.“
(Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie Brandenburg)