Energiewende schafft neue Herausforderungen für den Arbeitsschutz

Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) – eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen – weisen auf die wachsenden Herausforderungen für den Arbeitsschutz im Bereich der erneuerbaren Energien hin.

“Durch die Energiewende und die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft entstehen derzeit viele neue, attraktive Berufsbilder – aber eben auch neue Risiken”, sagt Dr. Walter Eichendorf, stv. Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). “Die gesetzliche Unfallversicherung beobachtet diese sehr genau, um entsprechende Lösungen für Probleme der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes anbieten zu können.” So fördere die Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution beispielsweise die Erarbeitung eines Rettungskonzepts für Unfallverletzte in Offshore-Windanlagen durch das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Hamburg.

Wie Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit zu einem wesentlichen Element “grüner Arbeitsplätze” werden können, stellt die ILO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, in einem neuen Report dar. Weltweit arbeiten demnach bereits 4,2 Millionen Menschen im Bereich erneuerbare Energien. Bis 2030 könnte die Zahl auf 30 Millionen anwachsen.

“Für eine nachhaltige Entwicklung des Sektors dürfen die Risiken bei der Herstellung, Installation und Wartung und später bei der Entsorgung nicht übersehen werden”, warnt Sabine Baun, Direktorin der ILO Deutschland. “Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer im Bereich der Umwelttechnologien und der erneuerbaren Energien müssen zentraler Bestandteil der politischen Strategien für eine Energiewende sein”. Zudem müssten die Sozialpartner und die Arbeitsaufsicht eine entscheidende Rolle beim Erkennen und der Bewusstmachung der neuen Risiken spielen.

Der ILO-Report enthält zahlreiche Beispiele für die neuen Herausforderungen für Sicherheit und Gesundheitsschutz im Bereich der neuen Energien. Dazu gehört etwa die Verwendung neuartiger Stoffe wie Cadmiumtellurid bei der Herstellung von Solarzellen. Etwa 15 gefährliche Substanzen finden sich in Photovoltaikanlagen, was bei Produktion und Recycling berücksichtigt werden muss, aber auch im Brandfall zu besonderem Schutzbedarf für Feuerwehrleute führt. Im Bereich Biotreibstoffe wiederum, der bislang rund die Hälfte aller “Green Jobs” im Energiebereich verzeichnet, sind Arbeiter insbesondere Gefahren durch die Verwendung von Agrochemikalien sowie durch Schadstoffe bei der Umwandlung in Treibstoff ausgesetzt. Spezifische Präventions- und Schutzmaßnahmen sind auch gegen die Risiken in der Wind- und Wasserenergie geboten, zum Beispiel durch die schiere Größe beweglicher Teile.

Insgesamt bieten die Übereinkommen und Empfehlungen der ILO zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit  wichtige Leitlinien für die Erkennung und Bewältigung der Risiken auch im Umweltbereich, hält der Report fest.

Der ILO-Report “Promoting Safety and Health in a Green Economy” kann im Internet heruntergeladen werden unter www.ilo.org/berlin.

Eine Reihe von Interviews zu Arbeitsschutzfragen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien gibt es unter www.dguv.de.

Quelle: DGUV

HCC Redaktion

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