Erinnern Sie sich noch an den Werbeslogan „Ich leite ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen“? Damit wollte ein Hausgerätehersteller seinen Absatz fördern. Ob das gelang, entzieht sich unserer Kenntnis, aber auf jeden Fall sorgte der Satz dafür, dass der Mutterstand gesellschaftlich aufgewertet wurde. Allerdings wollen viele Frauen nicht nur ihre Familie, sondern auch ihren Beruf managen. Das überfordert viele. Ein Beispiel aus der Wissenschaft zeigt, dass es auch anders geht beziehungsweise anders gehen muss.
Nur jede fünfte Professorin ein Professor
Längst schließen ebenso viele Frauen wie Männer ein Hochschulstudium ab. Dennoch ist nach Angaben des Statistischen Bundesamt nur jeder fünfte Professor in Deutschland eine Professorin, srich, eine Frau. Wissenschaftlerinnen stehen vor der großen Herausforderung Karriere und Familie zu verbinden. Denn mit einer 40-Stunden-Woche ist es in der Wissenschaft und Lehre meist nicht getan. Lehre, Forschung, die Versorgung von Haushalt und Familie und schwierige Rahmenbedingungen lassen den Frauen kaum Zeit, an den für ihren wissenschaftlichen Erfolg wichtigen Publikationen zu schreiben. Viele der Frauen entscheiden sie sich dann lieber, auf Karriere zu verzichten.
Wissenschaft UND Familie? Ohne Unterstützung undenkbar!
Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel von Heike Jochims, Leiterin für den Marketing-Bereich innerhalb des Studiengangs Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Wedel.
Als Mutter dreier Kinder kennt Jochims all diese Schwierigkeiten nur zu gut. Dennoch zeigt sie, dass es gelingen kann, Familie und Wissenschaft unter einen Hut zu bringen. Mitte Februar hat sie ihren Professorinnen-Titel vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Kiel verliehen bekommen. Die Basis für ihren Erfolg sind gutes Zeitmanagement und Unterstützung von außen. „Ohne die Hilfe einer Kinderfrau und der Großeltern würde das gar nicht funktionieren“, so die Professorin. Die Aufgaben in der Familie sind gut verteilt. Am Morgen kümmern sie und ihr Ehemann sich um die Kinder.
„Es darf nur nichts durcheinandergeraten“
Wenn ihre Kinder in der Kita beziehungsweise Schule sind, leitet Jochims an der Hochschule Veranstaltungen in den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Marktforschung und Marketing, betreut Studierende, korrigiert Klausuren und sitzt in Konferenzen. Eine Kinderfrau kümmert sich in der Zwischenzeit um die Kinder. Abends, wenn alle im Bett liegen, kehrt sie nochmals an den Schreibtisch, zurück, schreibt Bücher und bereitet die nächsten Seminare vor. Wissenschaft und Familie können also klappen. „Es darf nur nichts durcheinandergeraten. Geschweige denn, ein Kind oder der Babysitter krank werden.“ Einmal musste sie deshalb schon ihren Sohn mit zu einer Klausur nehmen.
(cs / idw)