Husten, Schnupfen, Halsschmerzen… auch in österreicheischen Büros hat die Grippe zurzeit Hochkonjunktur. Doch wie reagieren Arbeitnehmer auf Krankheitserscheinungen? Bleiben sie bereits beim ersten Anzeichen zu Hause oder kämpfen sie sich trotz desolatem Zustand an den Arbeitsplatz? Eine Umfrage von karriere.at, Österreichs größte Online-Jobbörse, zeigt, dass unsere Kollegen aus dem Nachbarland ein hohes Maß an Pflichtbewusstsein an den Tag legen: Jeder Zweite geht seinen Aufgaben trotz Krankheit nach und stellt die Gesundheit erst an zweite Stelle.
Stress im Job lässt kein Auskurieren zu
„Grippezeit! Schon mal krank gearbeitet?“. Diese Frage stellte das österreichische Jobportal 576 Arbeitnehmern in einer Online-Umfrage. Mehr als die Hälfte der Nutzer (54 Prozent) gab an, dass ihr Stressniveau im Job oft kein Auskurieren zulässt und man deshalb häufig krank zur Arbeit erscheint. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) nimmt „nur in Ausnahmefällen“ Schnupfnase, Husten & Co. in Kauf und erscheint am Arbeitsplatz. Acht Prozent fühlen sich genötigt, arbeiten zu gehen, wenn keine Vertretung möglich ist. Und nur jeder Zehnte ist in dieser Hinsicht konsequent und sagt: „Krank ist krank. Gesundheit geht vor“ (s. Abb. rechts).
Auch Führungskräfte arbeiten häufig krank
Dieselbe Frage richtete sich auch an Vertreter der Arbeitgeberseite. Das Online-Stimmungsbild unterscheidet sich zum Teil von jenem der Arbeitnehmer: Knapp vier von zehn (39 Prozent) HR-Managern, Führungskräften und Unternehmern arbeiten aufgrund ihrer hohen Belastung auch krank. Für den Großteil (48 Prozent) muss jedoch eine „Ausnahmesituation“ der Grund sein, um in schlechtem Gesundheitszustand an den Arbeitsplatz zu kommen. Sieben Prozent gehen nur arbeiten, wenn keine Krankheits-Vertretung möglich ist. Und lediglich sechs Prozent geben ihrer Gesundheit immer Vorrang.
Management darf keinen Druck ausüben
„Auffällig ist, dass es für viele Arbeitnehmer normal zu sein scheint, trotz Krankheit arbeiten zu gehen, und zwar über alle Hierarchieebenen hinweg“, kommentiert Jürgen Smid, Geschäftsführer von karriere.at, das Ergebnis des Online-Votings: „Das Ergebnis zeigt auch auf, dass durchwegs großes Verantwortungsgefühl der eigenen Aufgabe gegenüber besteht. Dieses darf man als Arbeitgeber keinesfalls ausnutzen.“
Nicht nur die Gefahr von Ansteckungen anderer Kollegen sollte Führungskräfte davon abhalten, Druck auf kranke Mitarbeiter auszuüben, so Smid: „Führungskräfte stehen ihren Mitarbeitern gegenüber in der Pflicht, sie keinesfalls zu zwingen ihren Krankenstand zu verkürzen oder erst gar nicht in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus sollten sie vorleben, dass Krankenstände Teil des Arbeitslebens sind und es nicht erwünscht ist, die eigene Gesundheit aus falschem Pflichtbewusstsein aufs Spiel zu setzen.“