Konkurrenz belebt bekanntermaßen das Geschäft. Der Wettbewerb um die besten Ergebnisse ist eine Triebkraft für Innovationen und Fortschritt. Das gilt nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb eines Unternehmens. Läuft dieser Konkurrenzkampf allerdings nicht nach klaren Regeln, können Mitarbeiter schnell ihre Chance ausnutzen und Kollegen, die erfolgreicher sind als sie selbst, mobben. Es gehört zu den Aufgaben einer Führungskraft in solchen Situationen einzuschreiten. Vor allem in Großunternehmen scheint Mobbing am Arbeitsplatz zur Tagesordnung zu gehören. Wir möchten Ihnen deshalb einige Hintergrundinformation zu diesem heiklen Thema geben, damit Sie selbst und auch Ihr Unternehmen nicht davon betroffen werden.
Was ist Mobbing?
Mobbing am Arbeitsplatz ist ein Phänomen, welches oft in schleichender und unterschwelliger Form auftritt. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „mob“, also Pöbel, Gesindel, ab. Fällt man dem Mobbing zum Opfer, wird man angegriffen. Es ist also keine Nebensache, vor allem nicht, wenn es im Büro passiert und mehrere Kollegen sich gegen einen verschwören. Der Übergang von einem Konflikt zum Mobbing erfolgt schnell und fließend, weshalb auch die kleinsten Konfliktsituationen beobachtet werden sollten. Gründe für Mobbing liegen schon in den kleinsten Alltagskonflikten. Mobbing-Experte Dieter Schlund legt deshalb folgende Definition zu Grunde: „Mobbing-Handlungen sind feindliche Angriffe gegen eine oder mehrere Personen, die systematisch und über einen längeren Zeitraum ausgeübt werden, mit dem Ziel, die Betroffenen zu demütigen oder auszugrenzen.“
Das klassische Mobbingopfer gibt es nicht
Die Hauptursache für die Ausgrenzung eines Mitarbeiters kann schon in der kleinsten Normabweichung liegen. Kleidung, Migrationshintergrund, Talent, ethische Ansichten, sind hier nur einige Beispiele für solch eine Abweichung. Ein klassisches Mobbingopfer wurde durch Studien noch nicht nachgewiesen, da Mobbing in allen Berufen, Schichten und Hierarchiestufen zu finden ist. Im Gegenzug gibt es auch kein typisches Täterprofil. Ein Hauptmerkmal der Täter ist aber eindeutig: Angst. Angst vor dem Versagen, der Kündigung oder der Überforderung können so zu aggressivem Verhalten führen.
Beim Mobbing am Arbeitsplatz sind nicht nur die Mitarbeiter beteiligt. Ursachen lassen sich auch in den fehlenden beziehungsweise fehlerhaften Strukturen finden. Führungscharaktere sollten deshalb auf ein gutes Arbeitsklima und eine gerechte Aufgabenverteilung achten. Damit wird das Konfliktpotential gesenkt und das Klima unter den Mitarbeitern gesteigert.
Die vier Phasen des Mobbings
In den 80er Jahren hat der schwedische Arbeitspsychologen Hans Leymann ein System über die 45 meistbeobachteten Mobbinghandlungen erstellt. Im Lauf der letzten Dekaden wurden diese durch Wissenschaftler auf über 100 verschiedene Handlung aufgestockt. Weiter lassen sich diese Handlungen in vier Phasen einteilen.
Phase 1: Ungelöster Konflikt
Ein ungelöster Konflikt kann durch Kleinigkeiten, wie unsachliche Andeutungen oder Gerüchte ausgelöst werden. Es sollte also ein ausgewählter Kreis vorliegen, welchem man bestimmte Dinge erzählt und welche nicht.
Phase 2: Kontakt- und Informationsverweigerung
Werden diese Konflikte nicht gelöst, kann dies zu Ignoranz und Boykott gegenüber des Mobbingopfers führen. Es kommt zur Grüppchenbildung und eine Lösung der Problematik wird zusehends schwieriger.
Phase 3: Steigerung der Aggression
„Wenn du auf die Hänseleien reagierst, wird es nur noch schlimmer. Ignoriere sie einfach, dann hören sie schon auf!“ Das wurde einem als Kind eingetrichtert, wenn man in der Schule geärgert wurde. Es klingt so einfach. Wird man hingegen gemobbt, ist es den Tätern egal, ob sie ignoriert werden oder nicht. Sie sehen es als Chance noch offenere Angriffe zu tätigen, bis die Situation eskaliert.
Phase 4: Kündigung
Sieht man vor dem Mobbing keinen Ausweg mehr, gibt es oft nur einen einen Weg dem Schicksal zu entfliehen: die Kündigung. Viel wichtiger ist es, einen klaren Schlussstrich zu ziehen, bevor man von psychischen Folgen während des weiteren Berufswegs geplagt wird.
Rechte und Pflichten der Opfer und Täter
Bevor man rechtlich gegen Mobbing vorgeht, muss klar sein, dass es sich wirklich um Mobbing handelt. Selbst eine Beleidigung ist Grund genug, um eine Unterlassung zu verlangen. Ein Unterschied muss zwischen Mobbing durch den Vorgesetzten oder durch Kollegen gemacht werden. Wer gegen seine Kollegen vorgehen möchte, kann eine Unterlassung in Anspruch nehmen. In schwerwiegenderen Fällen ist auch eine Strafanzeige wegen Beleidigung, Körperverletzung oder sexueller Nötigung möglich. Gleiches gilt auch für Arbeitgeber, falls sie Täter in einem Mobbingfall werden. Mehr über die Rechtslage im Mobbing können Sie hier lesen.
Bevor es überhaupt soweit kommt, ist der Arbeitgeber in der moralischen Pflicht, seine Mitarbeiter über das Thema aufzuklären und an Hand von Seminaren zu sensibilisieren.