Der Zusammenhang zwischen den Umweltbedingungen während der Schwangerschaft und dem Allergierisiko bei Neugeborenen ist seit längerem ein wichtiges Thema des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Im Rahmen der Langzeitstudie LINA haben sich die Leipziger Umweltimmunologen nun aktuell mit dem Faktor Tabakrauch beschäftigt.
Bislang ein weißer Fleck in der Forschung
Frühere Studien belegen, dass Rauchen das ungeborene Kind schädigen kann: Neugeborene weisen ein geringes Geburtsgewicht und eine eingeschränkte Lungenfunktion auf. Im weiteren Lebensverlauf können unter anderem Atemwegsinfekte, Diabetes Typ II, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinzukommen. Doch welche molekularen Mechanismen und Prozesse derartigen Entwicklungseinschränkungen und -störungen zugrunde liegen, war bislang ein weißer Fleck in der Forschung. Aus diesem Grund haben sich Dr. Gunda Herberth und Dr. Irina Lehmann vom UFZ dem relativ jungen Forschungsgebiet der microRNA zugewandt.
Für den Zusammenhang zwischen vorgeburtlichem Rauchen einerseits und Allergierisiko der Kinder andererseits haben die Leipziger Wissenschaftlerinnen die microRNA-223, microRNA-155 und regulatorische T-Zellen untersucht – und dies sowohl im Blut der Schwangeren (36. Schwangerschaftswoche) als auch im Nabelschnurblut der Kinder (bei Geburt). Parallel wurden Fragebögen erhoben und der Urin der Schwangeren untersucht, um die Belastung durch Tabakrauch bzw. durch die flüchtigen organischen Verbindungen, die durch Rauchen entstehen, exakt zu belegen. Aus dem Kreis der LINA-Studienteilnehmer wurden für diese Untersuchungen 315 Mütter, von denen 6,6 Prozent Raucherinnen waren, und 441 Kinder herangezogen.
Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems beim Kind
Auf diese Weise konnte bei rauchenden Schwangeren und deren Kindern gezeigt werden, wie Tabakrauch auf molekularer Ebene die Entwicklung des Immunsystems beim Kind beeinflusst. „Erstmals konnten wir den Effekt einer vorgeburtlichen Umweltbelastung auf die Regulation von microRNA beschreiben”“ sagt Dr. Gunda Herberth.
Lesen Sie auf Seite 2: Zwei Mal höheres Neurodermitis-Risiko für Kinder rauchender Mütter.