39 Prozent der Verbraucher lesen Lebensmittelangaben nicht

39 Prozent der Verbraucher lesen Lebensmittelangaben nicht

Die Nachricht, dass Lebensmittel-Fertigprodukte nicht deklariertes Pferdefleisch enthalten, hat die deutschen Verbraucher erschüttert. Nun mehren sich auch Meldungen darüber, dass in zahlreichen Lebensmitteln Spuren von Tieren zu finden seien, ohne dass dies auf der Verpackung ausgewiesen wird.

39 Prozent der Verbraucher lesen Lebensmittelangaben nicht
Quelle: ERGO Versicherungsgruppe

Dabei lesen viele Verbraucher die Angaben gar nicht, die auf den Verpackungen stehen: 39 Prozent lesen die Informationen gar nicht oder überfliegen sie nur. Wichtige Informationen zu Inhaltsstoffen erreichen somit nicht den Verbraucher. Von den 18 Prozent der Befragten, die die Informationen für nicht allgemeinverständlich halten, vermutet rund die Hälfte (51 Prozent) Vorsatz bei den Herstellern: Der Konsument soll die Informationen nicht verstehen.

Lebensmittel: Hinweise auf Verpackungen werden oft ignoriert

Das ist ein Ergebnis der ERGO-Verständlichkeitsstudie mit dem Titel „Was verstehen wir noch?“ – einer repräsentativen Befragung von 2.600 Personen aus ganz Deutschland. Für die Studie „Was verstehen wir noch?“ hat das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der ERGO Versicherungsgruppe untersucht, wie gut die Bundesbürger Produktinformationen aus verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens (Steuererklärungen, Medikamente, Versicherungen, Banken, Strom und Mobilfunk) nachvollziehen können. In Bezug auf Lebensmittel gaben Verbraucher Auskunft darüber, wie sie mit für sie neuen Produkten umgehen.

Männer besonders ignorant

Vor allem Männer stecken neue Lebensmittelprodukte oft in den Einkaufskorb, ohne sich über Inhaltsstoffe zu informieren. 26 Prozent von ihnen lesen den Text auf der Verpackung gar nicht, 23 Prozent überfliegen ihn nur. Frauen dagegen lesen die Verpackungsinformationen gründlicher. Zum Vergleich: Der Anteil der Frauen, die Angaben auf Lebensmittelverpackungen gar nicht lesen, liegt bei 14 Prozent. Und nur 15 Prozent der weiblichen Befragten machen sich nicht die Mühe, sie detailliert zu lesen.

Informationen erreichen ihr Ziel nicht

16 Prozent der Befragten geben an, sich mit gesunder Ernährung nicht gut auszukennen. Dies ist im Vergleich zu den anderen Bereichen der niedrigste Wert. Doch genau in dieser Gruppe liegt der Anteil derjenigen, die Informationen nicht oder nur flüchtig lesen, mit 61 Prozent besonders hoch. Offensichtlich erreichen die Informationen der Hersteller also gerade diejenigen nicht, die sie am dringendsten benötigen würden.

39 Prozent der Verbraucher lesen Lebensmittelangaben nicht
Quelle: ERGO Versicherungsgruppe

Lebensmittelangaben uninteressant, zu klein, kompliziert?

Als häufigsten Grund nennen 44 Prozent der Nichtleser und flüchtigen Leser, dass sie einige der Informationen für nicht so wichtig halten. Direkt darauf folgt die Kritik an der Schriftgröße: Jeder Dritte findet sie zu klein, von den über 60-Jährigen sogar jeder Zweite. Knapp jeder Vierte antwortet, die Informationen seien zu kompliziert. Wie sich mangelnde Verständlichkeit im Alltag auswirkt, ließ ERGO mit Fallstudien überprüfen. Beispielsweise sollten Testpersonen im Supermarkt einen zuckerfreien Joghurt finden. Gar nicht so leicht, fanden die meisten. „Auch wenn Diät drauf steht, weiß man nicht: Hat der Joghurt wenig Zucker oder wenig Fett?“, berichtete zum Beispiel eine 37-jährige Studentin nach dem Test.

Lebensmittelangaben verständlicher als Versicherungen und Steuern

Im Gesamtranking der verständlichsten Informationen erreichen Lebensmittelinformationen den zweiten Platz, direkt nach den Beipackzetteln von Arzneimitteln: 26 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass jeder die Informationen auf Lebensmitteln verstehen könne. 55 Prozent glauben, man müsse sich vorher mit dem Thema beschäftigt haben, um die Angaben zu verstehen. Versicherungen dagegen landen im Ranking auf dem vorletzten Platz, nur knapp vor den amtlichen Erläuterungen zur Steuererklärung, die mehr als ein Drittel der Befragten für unverständlich hält.

Unverständlichkeit macht misstrauisch

Diejenigen, die Produktinformationen für schwer verständlich halten, wurden anschließend befragt, warum diese ihrer Meinung nach so kompliziert seien. Die Antworten zeigen ein geringes Vertrauen in die Lebensmittelbranche: Mehr als die Hälfte in dieser Gruppe (51 Prozent) glaubt, die Angaben seien absichtlich kompliziert, damit Käufer sie nicht verstehen. Weitere 35 Prozent vermuten, die Hersteller gäben sich zu wenig Mühe. Damit steckt die Lebensmittelindustrie in der gleichen Situation wie die Versicherungsbranche. Auch bei Versicherungen vermuten die Befragten etwa zu gleichen Anteilen absichtliche Fehlinformation und Nachlässigkeit.

39 Prozent der Verbraucher lesen Lebensmittelangaben nicht
Quelle: ERGO Versicherungsgruppe

Insgesamt liefert die ERGO-Studie eine zentrale Erkenntnis: Immer mehr Menschen halten die Welt für zu kompliziert. Trotz aller Unterschiede in den untersuchten Bereichen gibt es eine gemeinsame Herausforderung: „Wir haben die Aufgabe, gut und verständlich über unsere Produkte und Leistungen zu informieren, damit die Bürger bewusste Entscheidungen treffen können. Wer sich gut informierte Bürger, Patienten und Kunden wünscht, muss sich verständlich ausdrücken“, sagt Torsten Oletzky, Vorstandsvorsitzender der ERGO Versicherungsgruppe. ERGO hat im Jahr 2011 eine Klartext-Initiative gestartet. Deren Ziel ist es, die Kommunikation stärker an den Bedürfnissen des Kunden auszurichten – mit klarer Sprache und verständlichen Informationen.

Die ERGO-Verständlichkeitsstudie

Für die Studie „Was verstehen wir noch?“ hat das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der ERGO Versicherungsgruppe 2.600 Personen aus ganz Deutschland befragt.

>> Zur vollständigen ERGO-Verständlichkeitsstudie

Weitere Informationen bei der ERGO Versicherungsgruppe

HCC Redaktion

... schreibt über alle möglichen Themen rund um Mitarbeitergesundheit und Personal. Wichtige Schwerpunkte liegen auf der Arbeitsplatzgestaltung, Psyche, Ernährung, Bewegung und weiteren Einflussfaktoren nachhaltiger Gesundheitsprävention. Neben Fachartikeln und Tipps & Tricks-Beiträgen werden Interviews mit einschlägigen Persönlichkeiten zu BGM, BGF und mehr veröffentlicht.

Empfohlene Artikel