Auch denjenigen, die alle Vorkehrungen treffen kann es erwischen: Bandscheibenvorfall. Wer einen hat oder hatte, weiß mit welchen Schmerzen er verbunden. Meist kann dann nur noch eine Operation helfen oder zumindest Linderung verschaffen. Doch für alle Geplagten gibt es jetzt Hoffnung. Ein ein Expertenteam des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein testete vor kurzem einen alternativen Behandlungsansatz.
In Zukunft auf Operationen verzichten
Bislang wird bei einem Bandscheibenvorfall auf konservative Therapien oder aufwendige operative Verfahren zurückgegriffen. Wie zum Beispiel die Versteifung der Wirbelsäule oder den Einsatz mechanischer Prothesen. Aufgrund der langjährigen Expertise des Unversitätsklinikums Schleswig-Holsteins (UKSH) in der Behandlung von Bandscheibenvorfällen durch sehr schonende Verfahren, entschlossen sich die Spezialisten nach mehrjähriger Forschungsphase zum Einsatz eines neuen und schonenden Verfahrens. Im besten Fall ist das Ergebnis die Wiederherstellung der Arbeits- und Sportfähigkeit innerhalb eines Tages. Die Notwendigkeit aufwändiger Operationen kann so hinausgezögert oder gar verhindert werden.
Erstmalig hat in Deutschland ein Expertenteam des UKSH unter der Leitung von Chefarzt Dr. Rainer Kirchner, ein biologisches Implantat aus Hydrogel in die Bandscheiben der Halswirbelsäule eines Patienten eingesetzt. Dieses Hydrogel wurde bereits in der Stammzellforschung erfolgreich erprobt und eignet sich durch seine hohe Elastizität sowie seinen Wassergehalt hervorragend zur Wiederherstellung der Funktion der degenerierten Halswirbelsäule.
In Zwei Jahren erste Ergebnisse
„Bei der Implantation bringen wir das aufbereitete Hydrogel mit einer schmalen Hohlnadel unter Bildverstärkerkontrolle in die betroffene Region ein“, sagt Dr. Kirchner. „Erst hier entfaltet sich das Implantat und wirkt nicht nur als flexibler Dämpfer, sondern unterstützt auch die Regulierung des pH-Wertes. Dies ist wichtig für die Überlebensfähigkeit der Zellen, um eine Ausdehnung der Entzündung einzudämmen.“
Auch wenn der Einsatz an der Lendenwirbelsäule, und nun auch an der Halswirbelsäule, einen wesentlichen Beitrag zur Regeneration schmerzhafter Bandscheiben leisten kann, ist noch zu prüfen, inwieweit das Verfahren auch bei arthrotisch veränderten Zwischenwirbelgelenken zum Einsatz kommen kann. Die Experten am UKSH befinden sich dazu aktuell in der Planungsphase neuer Studien und rechen frühestens in zwei Jahren mit ersten Ergebnissen.