Burnout: Immer mehr Schüler betroffen

Schüler von heute sind gewissenhafter denn je. Nach Schulschluss gehen viele unter ihnen nach Hause und lernen. Was sich zunächst nach einem Vorbild an Strebsamkeit anhört, bereitet vielen Lehrern, Jugendpsychiatern und Eltern Anlass zur Sorge. Immer häufiger erkranken Schüler an Burnout. Im Folgenden informieren wir über mögliche Ursachen, Folgen, aber auch Handlungsoptionen, und zwar nicht nur, weil die Schüler von heute die Arbeitnehmer von morgen sind.

So viel Freizeit kann kein Schüler vertragen

Zum kommenden Montag, dem 14.09.2015 beginnt nun auch für die Schüler in Bayern das neue Schuljahr. Doch die besonders Lernwilligen in unserem Land scheinen das derart hohe Maß an Freizeit, das sich durch Schulferien so ansammelt, gar nicht zu ertragen. Feriencamps, in denen Schüler entweder den Schulstoff aus dem vergangenen Lehrjahr aufarbeiten oder sich auf die Lehrinhalte des nächsten Schuljahres vorbereiten können, erfreuen sich steigender Beliebtheit. Bereits Grundschüler können sich in von diesen Einrichtungen angebotenen Kursen „Fit für den Übertritt“ machen. Generell verzichtet eine zunehmende Zahl an Schülern auf Freizeit, um für die Schule beziehungsweise ihre Zukunft optimal gerüstet zu sein. Doch oft tritt das Gegenteil ein.

Schüler stehen zunehmend unter Druck

Die Ursachen für Burnout bei Schülern sind vielschichtig. Christian Angele, Betreiber der Internetseite hilfe-bei-burnout.de nennt in seinem Fachbeitrag folgende Faktoren, die Depressionen bei Kindern verursachen beziehungsweise verstärken. Zum einen sind das, bedingt durch den gesellschaftlichen Umbruch, in dem wir uns zur Zeit befinden:

  • Schwindende Zukunftsperspektiven,
  • drohende Arbeitslosigkeit,
  • die allgemeine Sprachlosigkeit in den Familien,
  • Isolation von der Außenwelt (u.a. Mobbing am Arbeitsplatz Schule) und Demotivation.

Zum anderen sind für Angele „der schulische Stress und der damit verbundene Druck für gute Schulnoten, der immer mehr zunimmt und Kindern und auch Jugendlichen mit dem Burnout Syndrom belastet“ eine der häufigsten Ursachen. Dazu trägt die frühe Selektion zwischen Gymnasium, Real- und Hauptschule bei. Viele Schüler bekommen zu hören, dass wenn sie kein Abitur erreichen, dass sie nur noch mit geringen Zukunftsperspektiven rechnen könnten.

Auch Michael Schulte-Markwort, Kinder- und Jugendpsychiater, der am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf lehrt und arbeitet, beobachtet unter Schülern eine Zunahme an Burnout-Erkrankungen: „Ich habe vor fünf Jahren zunehmend depressive und erschöpfte Kinder gesehen, die nicht in die normale Kategorie der Depressionen passten“, berichtet Schulte-Markwort dem Stern.* Zwar gebe es noch keine validen Statistiken zum Thema, allerdings sagten 20 bis 30 Prozent der 500 Schulkinder, die sich allein in Schulte-Markworts Abteilung in Behandlung begeben möchten, dass sie sich erschöpft fühlen. Der Arzt nimmt, dass mindestens zwischen zehn und 15 unter ihnen an Burnout leiden – Tendenz steigend.

Anzeichen erkennen, Arzt frühzeitig konsultieren

Weder Lehrer noch Eltern sind dem Phänomen Burnout bei Schülern hilflos ausgeliefert. Sofern sie Anzeichen am Kind erkennen, das können unter anderem:

  • dauerhafte Antriebslosigkeit,
  • häufige und langandauernde Erschöpfungszustände,
  • ständige Gereiztheit,
  • häufig auftretender unruhiger Schlaf,
  • aber auch Rückzug bzw. selbst auferlegte Isolation

sein, sollten sie schnell handeln. Als Lehrer gilt es die Beobachtungen den eltern zu schildern und nachzufragen, ob das Kind die oben aufgelisteten Verhaltensweisen auch zu Hause zeigt. Eltern wiederum sollten in solchen fürhzeitig einen Arzt konsultieren. Zusammen mit ihnen und mit Lerntherapeuten könnten sie ihr Kind dabei unterstützen, Strategien zu entwicklen um mit belatstenden Situationen erfolgreich umzugehen. Schließlich sollen weder Schule noch Alltag für ein Kind permanenten Stress bedeuten.

*Vgl. Höhnel, F.: Burnout bei Schülern. Die erschöpften Dauerlerner, zuletzt abgerufen am 08.09.2015

HCC Redaktion

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