Cholesterinsenker: Gut fürs Gedächtnis?

Statine über kurze Zeit – kein Unterschied erkennbar

Forscher um Kristopher J. Swiger von der Johns Hopkins University in Baltimore hatten die Publikationen systematisch analysiert und unter den 41 Studien zum Thema die 16 methodisch besten ausgewählt. Für den ersten Teil der Untersuchung wurden acht Studien erfasst, die einen kürzeren Gebrauch von Statinen als Cholesterinsenker untersucht hatten. Drei dieser Studien ermöglichten eine quantitative Auswertung, weil hier die Teilnehmer bei einem Denktest unter Zeitdruck Zahlen durch Symbole ersetzen mussten. Dabei fanden sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen denjenigen, die Statine bekommen hatten, und jenen Teilnehmern, die stattdessen ein Scheinmedikament einnahmen. Kristopher J. Swiger fand „keinen Zusammenhang zwischen dem kurzfristigen Gebrauch von Statinen und Gedächtnisverlust oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen“.

Statine über längere Zeit – Demenzrisiko scheint sogar zu sinken

Teil zwei der Analyse sollte die langfristigen Folgen der Statin-Einnahme klären. Hier standen die Daten aus acht Studien mit mehr als 23.000 Menschen zur Verfügung, bei denen es anfänglich keine Hinweise auf Gedächtnisstörungen gab. Im Durchschnitt waren diese Patienten zwischen drei bis maximal 25 Jahre lang untersucht worden. In drei der acht Studien fand sich kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und dem Demenzrisiko. In fünf Studien aber fanden die Wissenschaftler einen positiven Einfluss der Arzneien. Zusammengenommen errechneten die Forscher für alle acht Langzeitstudien ein um 29 Prozent geringeres Risiko, an einer Demenz zu erkranken, gegenüber Patienten, die lediglich ein Scheinmedikament erhalten hatten. Professor Matthias Endres kommentiert kritisch: „Einige große Statin-Studien, wie die PROSPER-Studie (Prospective Study of Pravastatin in the Elderly at Risk) oder die Heart Protection Study, ergaben keinen Hinweis auf einen schützenden Effekt der Statine. Diese wurden aber in der aktuellen Übersichtsstudie nicht mit eingerechnet.“

Vorsichtiger Optimismus

„Auch aufgrund früherer Berichte zu möglichen Nebenwirkungen der Statine auf das Gedächtnis ist auch diese neue Studie mit Vorsicht zu betrachten“, kommentiert Professor Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. „Es stimmt mich aber optimistisch, zu sehen, dass die Einnahme der Cholesterinsenker über einen längeren Zeitraum womöglich das Risiko verringert, an einer Demenz zu erkranken“. Dass Statine einen solchen Effekt haben, scheint plausibel. Schließlich verringern oder stabilisieren die Cholesterinsenker jene Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen, die Verengungen verursachen, den Blutfluss ins Gehirn verringern und durch Verstopfungen Schlaganfälle auslösen können. „Was die neurokognitiven Effekte der Statin-Therapie angeht, so könnten Ärzte und Patienten nun beruhigt sein“, folgert Diener aus der neuen Studie.

Nutzen und Risiken mit dem Arzt besprechen

Millionen von Menschen nehmen Statine ein, erinnert Professor Endres. „Der mögliche Nutzen muss gegen die Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen wie Schädigungen der Muskulatur abgewogen werden. Eine Beratung mit dem Arzt ist deshalb vor der Einnahme unbedingt erforderlich.“

(Deutsche Gesellschaft für Neurologie, DGN)

HCC Redaktion

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