Feinstaub: Neue Forschungserkenntnisse stellen EU-Gesetzgebung auf den Prüfstand

Das zur Università Milano-Bicocca gehörende Centro di Ricerca Polaris hat neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit gewonnen. Im Unterschied zu bisherigen Studien wurden nicht nur einzelne Zellen, sondern weite Teile des Atmungsapparates untersucht.

Reales System nachgebaut

„Wir haben im Labor ein naturgetreues System nachgebaut, in dem das Verhalten aller bei der Atmung beteiligten Endothelzellen und Lungenbläschen simuliert wird“, erklärt Projektleiterin Marina Camatini. Geprüft wurden die Auswirkungen der kleinsten, bis unter ein Mikron reichenden Partikelformen, die bei der Verbrennung von Dieselkraftstoff, Biodiesel und mit Additiven versetztem Diesel enstehen.

Die Experten stellten fest, dass eine Interaktion zwischen Zellen und Feinstaub besteht und dass die reaktiven Bestandteile des Sauerstoffs wie beispielsweise die OH-Gruppen im Zusammenwirken mit den Makromolekülen deren Struktur verändern. Außerdem ergab sich bei den angegriffenen Zellen ein signifikanter Anstieg der zum Schutz gegen den Feinstaub dienenden entzündungshemmenden Proteine.

EU-Gesetzgebung auf dem Prüfstand

„Um die mit den Schwebstoffen verbundenen Risiken abzuschätzen, muss jeder einzelne Bestandteil und seine Wirkungen auf die Zellgesundheit geprüft werden“, so Camatini. Nur so könne festgelegt werden, welche Schadstoffe einer gesetzlichen Eingrenzung zum Schutz gegen Krebserkrankungen bedürfen. Martin Williams vom Centre for Environment & Health beim Imperial College in London meint dazu: „Es ist an der Zeit, die gesamte EU-Gesetzgebung auf dem Gebiet der Feinstaubemissionen zu überarbeiten.“

In Italien wurden Studien über die abgasbedingte Schädigung von Herz- und Lungengefäßen im Rahmen der Projekte »Epiair« und »MedParticlesed Escape« durchgeführt. Die Untersuchung der Mailänder Experten war in enger Zusammenarbeit mit Kollegen des Dipartimento di Ingegneria an der Universität Federico II in Neapel erfolgt. Finanziert wurde sie vom italienischen Ministerium für Forschung, Universität und Bildung.

(via Pressetext)

HCC Redaktion

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