Die Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital von Unternehmen. Aussagen über dieses Humankapital sollten daher in einem Geschäftsbericht eigentlich selbstverständlich sein. Wie eine neue Untersuchung zeigt, ist dies jedoch nicht der Fall. Das Institut für Managementkompetenz der Universität des Saarlandes ging in einer umfassenden Studie der Frage nach, wie professionell und transparent über Mitarbeiter und Personalarbeit berichtet wird. Grundlage der Untersuchung bildete der HCR10-Standard, den eine Arbeitsgruppe um Institutsleiter Professor Christian Scholz im Jahr 2010 gemeinsam mit dem damaligen Personalvorstand der Deutschen Telekom AG, Thomas Sattelberger, entwickelt hat.
Für die neue Studie haben die Wissenschaftler 24.430 Seiten von Geschäftsberichten und 7.318 Seiten von Personal- und Nachhaltigkeitsberichten von allen denjenigen Unternehmen analysiert, die in den Geschäftsjahren 2009 bis 2011 zur Elite der DAX-30-Unternehmen gehörten. Interessierte Unternehmen bekamen die Bewertungsergebnisse vorab zugestellt und hatten damit die Möglichkeit zur Korrektur. Für die Bewertung der Berichte nutzten die Forscher den HRC10-Standard, der Unternehmen dabei unterstützt, mithilfe verschiedener Kennzahlen das Humankapital des Unternehmens transparent zu machen. Er hilft auch dabei, auf Basis dieser exakten Zahlen Unternehmen über längere Zeiträume miteinander zu vergleichen.
Die Auswertung zeigt nun, dass nur wenige Unternehmen bisher diese Kennzahlen umfassend nutzen, um ihr Humankapital transparent darzustellen. Bei der Berichterstattung in den Geschäftsberichten wurden im Durchschnitt nur 24 Prozent der für ein vollständiges Bild notwendigen Angaben gemacht. Laut HCR10 sind das „Muss-Kennzahlen“. Dieser Wert ist gegenüber den beiden Vorjahren (jeweils 22 Prozent) nur wenig gestiegen. Spitzenreiter war Linde mit einem Wert von 47 Prozent. Auffallend sind die aktuell niedrigen Werte der Versicherungsunternehmen Allianz (12 Prozent) und Münchener Rück (10 Prozent). Zufriedenstellend ist nach Meinung der Autoren allenfalls die Berichterstattung zu den aggregierten Personalkosten und zum Mengengerüst, also etwa der Anzahl der Mitarbeiter. Die Berichterstattung über Personalstruktur, Aus- und Weiterbildung sowie Motivation, Arbeitsumfeld und Personalertrag sei hingegen extrem defizitär. Noch schlechter falle das Ergebnis in der Rubrik Personalbericht oder Nachhaltigkeitsbericht aus: Dieses Instrument werde selten und praktisch nie konsequent genutzt. Auch hier falle das Fehlen klarer Strukturen auf: Vieles wirke eher zufällig und unprofessionell.
Die vollständige Studie kann kostenlos unter scholz(at)orga.uni-sb.de bezogen werden und liefert neben den verschiedenen Ranglisten auch konkrete Hinweise dazu, wie bewertet wurde und welche Handlungsimpulse sich für Personal- und Kommunikationsabteilungen sowie für Aufsichtsräte ergeben.