Anders als die Gesamtwirtschaft blickt die Gesundheitsbranche positiv gestimmt auf die kommenden Monate. Das geht aus einer jetzt vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vorgelegten Sonderauswertung der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage hervor.
“Auch in konjunkturell schwierigen Zeiten erweist sich die Gesundheitswirtschaft als Stabilisator”, fasste DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann die Ergebnisse des Reports gegenüber der Tageszeitung “Die Welt” zusammen.
„Insbesondere die exportorientierten Branchen der Gesundheitswirtschaft, wie Pharma- und Medizintechnik, haben hohe Erwartungen in das Auslandsgeschäft“, berichtet Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. So stütze die momentan verstärkte Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ den Außenhandel dieses Bereichs.
Noch optimistischer zeigten sich die Gesundheits- und sozialen Dienste. „Hier schlagen strukturelle Trends wie der demografische Wandel und die zunehmende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen zu Buche“, so Grusser. Insgesamt ließen sich die Betriebe der Gesundheitswirtchaft kaum von der schwierigen Lage im Euroraum und der ungelösten Staatsschuldenkrise verunsichern, „vielmehr zeigt sich ein weiteres Mal die Stabilität dieses Sektors.“ Bestimmte Bereiche, wie die Gesundheits- und sozialen Dienste planten sogar eine Erhöhung ihres Investitionsvolumens.
Insbesondere aufgrund des demografischen Wandels wachse die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und -produkten, erklärte Driftmann den Trend. “Daher sind auch die Beschäftigungsperspektiven gut: Bis zu 55.000 neue Arbeitsplätze erwarten wir hier im kommenden Jahr.” Der größte Teil dieser Stellen gehe auf das Konto der personalintensiven Gesundheitsdienstleister, so Driftmann.
Gesundheitswirtschaft boomt – IHKs sehen aber auch Risikofaktoren
Trotz der positiven Vorzeichen seien jedoch einige Risikofaktoren nicht zu unterschätzen: Pharma- und Medizintechnik befürchteten vor allem höhere Rohstoffpreise. Rund jeder Zweite sehe hierin eine große Gefahr in den kommenden Monaten.
Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen würden zunehmend kritisch betrachtet. „Dies gilt insbesondere für die Pharmaindustrie aber auch für den Handel mit Gesundheitsprodukten. Die große Regulierungsdichte bei der Preisbildung für Medikamente sowie die Erhöhung der Verbraucherpreise spiegeln dies deutlich wider“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Der Dienstleistungssektor mit den personalintensiven Gesundheits- und sozialen Diensten sehe sich vor allem durch den wachsenden Fachkräftemangel (69 Prozent) und steigende Arbeitskosten (57 Prozent) bedroht. “Insbesondere der Fachkräftemangel ist eine Herausforderung für die Gesundheitswirtschaft. Darin sieht heute fast jedes zweite Unternehmen ein Risiko für seine wirtschaftliche Entwicklung”, so DIHK-Präsident Driftmann. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren hatte nur jeder dritte Betrieb der Branche diese Sorge geäußert.
„Mit Blick auf die Lohnzusatzkosten wäre es richtig, wenn im kommenden Jahr der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung von derzeit 19,6 Prozent auf 18,9 Prozent sinkt. Das entlastet die Betriebe um rund drei Milliarden Euro pro Jahr“, so Grusser.
An der Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) beteiligten sich bundesweit 800 Unternehmen.
>> Der aktuelle DIHK-Report Gesundheitswirtschaft mit Details und weiteren Ergebnissen zum Download.
(DIHK und IHK Erfurt)