Ein konsistentes Konzept der Gesundheitsförderung im Betrieb: Dieses Lehrbuch richtet sich an alle, die sich beruflich, in Studium und Ausbildung oder in der Praxis mit betrieblicher Gesundheitsförderung beschäftigen. Erstmals führt es die einschlägigen interdisziplinären Wissensgrundlagen für ein fachlich fundiertes und zeitgemässes Gesundheitshandeln im Setting Betrieb zusammen. Es beinhaltet Ausführungen zu den wichtigsten Begriffen, zentralen Entwicklungslinien und gesetzlichen Grundlagen ebenso wie zu Theoriekonzepten über Arbeit und Gesundheit, strategischen und praktischen Umsetzungsmodalitäten und deren Qualitätsmerkmalen. Schnittstellen zu anderen betrieblichen Themen werden ebenso diskutiert wie spezifische Anforderungen an die Betriebliche Gesundheitsförderung in besonderen Betriebsarten und für ausgewählte Zielgruppen. Didaktisches Konzept und Gestaltung unterstreichen das integrative Konzept. Zusammenfassungen, Kontrollfragen und Hinweise für vertiefende Literatur erleichtern die eigenständige Arbeit und fördern die Motivation zur Auseinandersetzung mit dem Thema der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Gudrun Faller (Hrsg.): Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsförderung
Verlag Hans Huber 2010. 366 Seiten.
ISBN 978-3-456-84799-3.
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Leseprobe
“6 Nur gemeinsam sind wir stark! Externe Akteure und Netzwerke in der Betrieblichen Gesundheits- förderung (S. 283-285)
Netzwerkarbeit als Strategie der Gesundheitsförderung
Während sich die Risikofaktorenforschung in den 60er und zu Beginn der 70er Jahre in erster Linie auf die Bedeutung einzelner Verhaltensweisen für die Entstehung von Erkrankungen konzentrierte, kam es vor dem Hintergrund einer Reihe gesellschaft licher Bewegungen in den darauf folgenden Jahren zu einer Neuorientierung der Gesundheitsforschung, die unter einem sozialwissenschaftlichen Fokus zunehmend die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und deren gesellschaftlichen und ökologischen Deter minanten in den Blick nahm (Kickbusch 2003).
Die aus diesen Erkenntnissen abgeleiteten Handlungsstrategien einer sozialökologisch orientierten Gesundheitsförderung sehen sich seit ihrem Entstehen mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass die meisten Determinanten von Gesundheit außerhalb des direkten oder alleinigen Einfl ussbereichs einzelner Menschen liegen. Insofern geht es nicht mehr darum, singuläre Risiken oder gesundheitsschädigende Verhaltensweisen zu bekämpfen, sondern komplexe sozialökologische Rahmenbedingungen von Menschen so zu gestalten, dass sie gesundheitsfördernde Entwicklungen ermöglichen und unterstützen.
Dieser Prozess, Individuen und Gemeinschaften zu befähigen, Kontrolle über ihre eigenen Gesundheit und die Faktoren, die sie beeinfl ussen, zu gewinnen und dadurch ihre Gesundheit zu fördern, ist ein inhärent politischer Prozess. Um diesen initiieren und aufrecht erhalten zu können, ist es notwendig, mit all denjenigen Stakeholdern zusammenzuarbeiten, die ein berechtigtes Interesse an der Zusammenarbeit und Mitwirkung bei der (Neu-) Gestaltung dieser Lebenszusammenhänge haben, insbesondere Entscheidungsträgern, Betroffenen und Experten.
Die gesundheitsfördernde Veränderung sozioökologischer Determinanten kann in der Regel nicht von Einzelpersonen – und meistens auch nicht von einzelnen Institutionen und Kollektiven – bewirkt werden. Deshalb zählt neben den Konzepten der Partizipation, Befähigung und Ermöglichung insbesondere die Vernetzung oder Netzwerkarbeit zu den zentralen Handlungskonzepten der Gesund heitsförderung. Diese basiert auf der Erfahrung, dass oftmals politische Prozesse und Entscheidungen forciert werden müssen, damit die oben beschriebenen sektorenübergreifenden Entwicklungen in Gang gesetzt werden können. Networking impliziert in diesem Zusammenhang sowohl eine vertikale als auch eine horizontale Ausrichtung (Trojan 2003: 240), indem es darauf zielt.”