Stress: Auslöser des vermeintlichen „Frauen-Herzinfarkt“?

Keine nachhaltigen Schäden zu befürchten

Der seelische Gemütszustand kann offenbar für heftigen Schmerz vor allem im Brustkorb sorgen, der in den Rücken und den linken Arm ausstrahlt sowie Luftnot auslöst. Das sind die gleichen Symptome wie der auf verschlossenen Arterien beruhende „echte“ Herzinfarkt. Die gute Nachricht: Der durch Stress hervorgerufene Infarkt schädigt den Herzmuskel in der Regel nicht nachhaltig. Denn anders als bei einem durch Verkalkungen der Arterien verursachten Herzinfarkt, bei dem Zellen des Herzmuskels absterben, ist die stressbedingte Verengung der Herzgefäße vorrübergehend und weniger gravierend. Auslöser ist das autonome Nervensystem des Menschen. Es reguliert die Durchblutung des Organismus durch das Weiten oder Zusammenziehen der Gefäße. Beim stressbedingten Infarkt sorgen biologische Prozesse dafür, dass sich die Herzgefäße verengen und so die Symptome eines regulären Infarkts auftreten.

Stark belastende Situationen als Auslöser

Betroffen von der „Stress-Kardiomyopathie“ sind zu 90 Prozent Frauen – zumeist nach den Wechseljahren. Als Auslöser des vermeintlichen Herzinfarkts gelten unter anderem emotional stark belastende Situationen – etwa der Tod oder die schwere Erkrankung eines Familienmitglieds beziehungsweise engen Freundes aber auch eines Haustieres. Auch Konflikte innerhalb der Familie oder im Beruf, Gewalterfahrungen etwa ein Unfall, Überfall oder häusliche Gewalt, Panikattacken und Angstzustände gehören zu den Triggern.

Individuelle Verarbeitung von Stress untersuchen

Die Dresdner Wissenschaftler gehen davon aus, dass Patienten mit Stress-Kardiomyopathie sensibler auf Stressreize reagieren als Gesunde. Anhaltspunkt dafür ist auch die hohe Zahl an Patientinnen, die vor dem vermeintlichen Herzinfarkt bereits an psychischen Störungen – vor allem Panik- und Angstattacken – gelitten haben. Bei diesen Erkrankungen ließ sich bereits der Zusammenhang einer besonderen neurobiologischen wie kognitiven Empfindsamkeit der Patienten nachweisen: Sie reagieren körperlich aber auch mental stärker auf Stress als gesunde Menschen.

Das Ziel der Dresdner Studie ist es deshalb, die Stressreaktionen von Personen mit Stress-Kardiomyopathie zu untersuchen und mit denen Gesunder zu vergleichen. Um bei den Probanden das individuelle Erleben von Stresssituationen und die kognitive Verarbeitung von Stress unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsstruktur und frühkindlichen Erfahrungen zu erheben, nutzen die Forscher standardisierte psychologische Fragenbögen und nehmen Stresstests im Labor vor. Zudem werden körperliche Reaktionen auf Stress untersucht – zum Beispiel die Ausschüttung von Hormonen oder Veränderungen von Blutdruck und Herzfrequenz.

(Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden)


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Teilnehmerinnen gesucht:

Für die Studie sprechen die Wissenschaftler Patienten mit vermeintlichem Herzinfarkt beziehungsweise mit Panikstörungen direkt im Universitätsklinikum, dem Herzzentrum Dresden sowie dem Städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt an. Zugleich ist es notwendig, gesunde Personen als Kontrollgruppe für das Forschungsprojekt zu gewinnen. Hierfür werden gesunde Frauen gesucht, die älter als 55 Jahre sind, die unter keinen schweren Grunderkrankungen leiden und die keine Psychopharmaka nehmen. Die Studien-Probandinnen erhalten eine umfassende Untersuchung des autonomen Nervensystems und erfahren, welcher „Stress-Typ“ bei ihnen vorliegt. Die Teilnehmerinnen erhalten zudem eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro.

Kontakt für Interessentinnen:

Autonomes und neuroendokrinologisches Funktionslabor der Klinik für Neurologie des Uniklinikums Dresden:
E-Mail: katharina.loebmann@uniklinikum-dresden.de
Telefon: 0351 / 458 – 7121 (wochentags von 08:00 bis 14:00 Uhr).

HCC Redaktion

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