Das Arbeitsschutzgesetz schreibt eine Gefährdungsbeurteilung in den Betrieben vor, auch für die Beurteilung von Infektionsrisiken am Arbeitsplatz. Allerdings ist die Datenlage in einigen Bereichen eher ernüchternd. Um die Gefährdungsbeurteilung von Infektionsrisiken am Arbeitsplatz zu erleichtern, wurden im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) Informationen zu den möglichen Erregern zusammengestellt. Die BAuA hat jetzt den Forschungsbericht “Epidemiologie arbeitsbedingter Infektionskrankheiten” veröffentlicht.
Für selten ausgeübte Berufe und selten vorkommende Erreger gibt es nur wenige Informationen. Ziel der beauftragten Forscher des Universitätsklinikums Tübingen war es, diese Lücke zu schließen und einen Überblick über arbeitsbedingte Infektionsrisiken zu schaffen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den nicht gezielten Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen außerhalb von Laboratorien – dies sind Tätigkeiten, bei denen entweder der biologische Arbeitsstoff nicht genau bekannt ist, die Tätigkeit sich nicht unmittelbar auf einen beziehungsweise mehrere biologische Arbeitsstoffe ausrichtet oder die Exposition der Beschäftigten nicht hinreichend bekannt oder abschätzbar ist.
Alle Erreger, die in der Richtlinie 2000/54/EG genannt sind, wurden im Hinblick auf ihre mögliche Bedeutung für nicht gezielte Tätigkeiten in Deutschland beurteilt. Für die relevanten Erreger führten die Forscher eine standardisierte Literaturrecherche in mehreren internationalen Datenbanken durch. Anhand der Literatur entstanden für 161 Erreger insgesamt 116 Berichte. Die Berichte informieren unter anderem über Erkrankungen, betroffene Organe, gefährdende Tätigkeiten und Arbeitsbereiche, Infektionswege, Schutzmaßnahmen, Diagnostik und Therapie. Die Forscher berücksichtigten neben einschlägiger Fachliteratur auch Fallstudien. Dadurch konnten sie neue Erkenntnisse für Infektionsrisiken gewinnen, die in Deutschland bislang nicht oder nur wenig diskutiert sind.
Aus 52 Berichten lassen sich Hinweise für ein beruflich bedingt erhöhtes Infektionsrisiko bei nicht gezielter Tätigkeit außerhalb von Laboratorien ableiten. Abschließend stellten die Forscher fest, dass es im Bereich beruflich bedingt erhöhter Infektionsrisiken weiteren wissenschaftlichen Handlungsbedarf gibt, da die Qualität der recherchierten epidemiologischen Untersuchungen oft nicht ausreichend war.
Epidemiologie arbeitsbedingter Infektionskrankheiten; Dr. Imma Fischer, Dr. Stefanie Schurer, Prof. Dr. Monika A. Rieger, Dr. Regina Jäckel; 1. Auflage. Dortmund / Berlin / Dresden: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2013; 472 Seiten.
>> Der Bericht zum Download unter der Adresse www.baua.de/publikationen oder direkt als PDF
(BAuA)