Das Kleid: Spiegel seiner Zeit

Brünette Frau im schwarzen Kleid lehnt an Treppe

Kaum ein Kleidungsstück hat im Laufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten so viel Furore gemacht wie der aus Oberteil und Rock bestehende Einteiler. Seine Ursprünge reichen bis ins alte Ägypten zurück, wo das Kleid der dortigen Oberschicht vorbehalten blieb. Heute hat sich das Kleid in der Damenmode längst soweit etabliert, dass man Modelle für jeden erdenklichen Anlass findet.

Sind Kleider nur für Frauen?

Anders als bei den meisten anderen Kleidungsstücken ist hier sogar der Name Programm: Seit der romantischen Minnezeit wurde der Begriff „kleit“ ausschließlich für weibliche Kleidungsstücke verwendet. Neben der vielseitigen Alltagskleidung haben sich auch elegante Kleider früh etabliert.

In Florenz sah man ab 1480 Damen in geradezu fürstlichen Roben aus wertvollem Seidensamt. Bereits damals wurden körperliche Reize mithilfe von eng geschnürten Miedern oder eingenähten Hüftpolstern betont.

Es liegt auf der Hand, dass diese Kleidung den Damen des Adels sowie des reichen Bürgertums vorbehalten blieb. Fakt ist aber, dass ein Vorbild geschaffen wurde, dass auch die Sehnsüchte der Frauen aus ärmeren Bevölkerungsschichten weckte.

Im 19. Jahrhundert kam das Kleid auch in der Breite der Bevölkerung an

Durch den industriellen Umbruch im frühen 19. Jahrhundert entstand in einigen Ländern Europas eine leistungsstarke Modeindustrie, die auch für die arme Bevölkerung arbeitete. Bereits damals wurden Konfektionsgrößen eingeführt, die einen Kauf von der sprichwörtlichen Stange ermöglichten.

Parallel dazu entwickelte sich die Maßschneiderei ebenfalls weiter und wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zur heute sprichwörtlichen Haute Couture. Ein früher Vertreter dieser Branche war der englische Modeschöpfer Charles Frederick Worth, der Paris bereits als werdende Modehauptstadt erkannte und dort seine Kollektionen präsentierte. Bereits seine frühen Modeschauen waren gesellschaftlich gefeierte Ereignisse.

Strenge Kleiderordnung für Damenmode

All dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Damenmode lange Zeit an einer vergleichsweise strengen Kleiderordnung zu orientieren hatte. Bei allen modischen Veränderungen musste eine Mindestlänge des Kleides stets eingehalten werden. Das Resultat war eine in Teilen erstarrte Mode, die erst nach dem Ersten Weltkrieg aufgebrochen wurde.

In den goldenen Zwanzigern verschwanden die eng geschnürten Korsetts von der Bildfläche, um durch die heute noch berühmte Garçonne von Coco Chanel oder die plissierten Hänger-Kleidchen von Jeanne Lanvin ersetzt zu werden.

Mitte des 20. Jahrhunderts kehrte die Strenge wieder zurück

Das strenge Schneiderkostüm des Jean Patou war eine modische Vorahnung der militärisch inspirierten Silhouette des Zweiten Weltkriegs. Allerdings blieb die schlimme Zeit auch in modischer Hinsicht nur ein Intermezzo.

Der New Look des Christian Dior zeigte die Damen bereits wieder in einer verführerischen, aber nicht mehr übertrieben strengen Weiblichkeit. Damit war der Knoten geplatzt, sodass Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent bis Vivienne Westwood Modelle vorstellen konnten, die noch für die heutige Mode als stilgebend bezeichnet werden dürfen.

Das Mini-Kleid von Mary Quandt wurde durch das Model Twiggy zu einem echten Klassiker, der sich in leicht modifizierter Form noch heute in zahllosen Kleiderschränken wiederfindet.

Das Kleid im 21. Jahrhundert

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts hatte das Kleid seinen Status als Alltagsoutfit in weiten Teilen eingebüßt. Zwar wurde es zu feierlichen Anlässen durchaus noch getragen. Auch als Business-Modell feierte es weiterhin Erfolge.

Es brauchte allerdings einige Jahre, bis sich die Damen wieder zurück besonnen auf das wohl weiblichste aller Kleidungsstücke. Viel trugen dazu sicher auch die sozialen Netzwerke und die dort vertretenen Influencer bei. Clevere Marketingstrategien bieten noch heute auch jungen Labels die Möglichkeit, aus dem Schatten der etablierten Modemarken herauszutreten und Neues zu zeigen.

Brünette Frau im schwarzen Kleid lehnt an Treppe
Sexy, elegant, romantisch oder leger: Mittlerweile gibt es Kleider für alle Gelegenheiten und Anlässe. Das war nicht immer so. (Bild: © indiraswork | stock.adobe.com)

Heute steht das Kleid für hohe Qualitätsansprüche und individuelle Ausstrahlung. Das Angebot an Kleidern von sportlich-praktisch bis sexy und elegant war noch nie größer als heute.

Die größte Begeisterung wird aber nach wie vor bei festlichen Anlässen gezeigt. Ergänzt durch elegantes Make-up und High Heels sowie mit einem tiefen Ausschnitt faszinieren Cocktail- und Abendmode sowohl die Trägerin als auch ihr Umfeld. Während Herren beim Dresscode “White Tie” einzig auf dunklen Anzug und weiße Fliege setzen dürfen, haben Frauen hier deutlich mehr Optionen. Schön, dass man auf einige modische Grundpfeiler auch weiterhin sicher bauen kann.

HCC Redaktion

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