Nach Rückenschmerzen sind Depressionen inzwischen die weltweit zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie der University of Queensland School of Population Health. Das Team um Alize Ferrari verglich klinische Depressionen mit mehr als 200 anderen Krankheiten und Verletzungen als Ursachen für eine Arbeitsunfähigkeit.
Länder mit geringen und mittleren Einkommen besonders betroffen
Die Auswirkungen einer Depression sind von Land zu Land respektive Region zu Region unterschiedlich. Gerade Länder mit geringen und mittleren Einkommen sind besonders betroffen. So war die Anzahl schwerer Depressionen in Afghanistan am höchsten und in Japan am niedrigsten. Aber auch in einer fortgeschrittenen Industrienation, wie zum Beispiel Großbritannien liegen Depressionen, gemessen an den Jahren mit Berufsunfähigkeit, an dritter Stelle.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht hierfür zwei Hauptursachen:
Zum einen hat weltweit nur ein kleiner Teil der Patienten Zugang zu einer medizinischen Behandlung oder einer Diagnose. Das betrifft vor allem Menschen, die einkommensschwachen Ländern leben. Sie können sich eine adäquate medizinische Versorgung schlicht nicht leisten.
Zum anderen sind kulturelle Bedingungen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer psychischen Störung maßgeblich. „Es gibt auch heute noch Stigmata. Was eine Person als Beeinträchtigung ansieht, kann für eine andere etwas ganz anderes bedeuten“, unterstreicht Ferrari. Das gilt der Fachfrau zufolge vor allem für das Erkennen der Symptome.
Depression auch in Europa auf dem Vormarsch
Laut Daniel Chisholm von der WHO ist die Depression „ …eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem…“. Auch in Europa ist die Krankheit auf dem Vormarsch. Inzwischen leidet jeder beziehungsweise jede 15. innerhalb der Europäischen Region der WHO an einer schweren Depression (s. Abb.). Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken hat die WHO einen weltweiten Aktionsplan für psychische Gesundheit gestartet, der das Bewusstsein für diese Krankheit bei Entscheidungsträgern erhöhen soll.
(cs)