Sieben von zehn Pflegenden gestresst, vier von zehn sogar unter Dauerdruck

Die Studie zeigt jedoch auch positive Faktoren auf

So belastet der Job zwar, gibt aber auch Energie. Mehr als drei Viertel der Pflegenden sagen, dass ihnen ihr Beruf Spaß macht und ein wichtiger Teil ihres Lebens ist. Mehr als jeder Vierte gehört außerdem zu den „Kämpfern“, die von sich sagen, dass sie bei Stress erst richtig zu Hochform auflaufen.

Schon kleine positive Erlebnisse, bewusst genießen

„Sich um einen kranken oder alten Angehörigen zu kümmern, ist für viele Betroffene eine Herzensangelegenheit. Unsere Daten zeigen aber auch, dass die Pflege an Nerven und Gesundheit zerrt“ sagt Heiko Schulz, Diplompsychologe bei der TK. „Zu körperlichen Anstrengungen wie Heben oder Tragen und einem hohen Zeitaufwand kommt die ständige Sorge um den Pflegebedürftigen. Viele Angehörige fühlen sich wie in einem Hamsterrad und haben das Gefühl, nur noch zu funktionieren.“ Daher gelte es, ihre positiven gesundheitlichen Ressourcen zu stärken und sie damit zu befähigen, die unvermeidbaren Belastungen auch bewältigen zu können. Schulz: „Schon kleine positive Erlebnisse, bewusst genossen, können einen Ausgleich bilden.“ Wer regelmäßig eine schöne Aktivität mit Freunden oder der Familie, kann neue Kraft schöpfen und wenn es nur ein kurzer Spaziergang oder ein gemütliches Kaffeetrinken ist. Auch zwischendurch immer wieder einmal bewusst ein paar Minuten abzuschalten und tief durchzuatmen, helfe zu regenerieren.

„Pflegende Angehörige sollten sich auch Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld holen“, rät Schulz. Am Arbeitsplatz erweist es sich in der Regel als hilfreich, Vorgesetzte und Kollegen offen über die private Belastung zu informieren. Auch Auszeiten sind möglich: Steht Urlaub an oder wird der Pflegende selbst krank, übernimmt die Pflegeversicherung für die sogenannte Ersatzpflege für bis zu 28 Tage im Jahr Kosten bis zu 1.550 Euro. Die Pflege kann dabei zu Hause durch Freunde oder einen ambulanten Pflegedienst übernommen werden. Entlastend sind auch individuelle Schulungen oder Kurse, in denen Pflegende Techniken wie rückengerechtes Pflegen und Pflegemethoden erlernen können. Auch der Austausch mit anderen Angehörigen, aber auch mit professionellen Pflegekräften kommt in diesen Kursen nicht zu kurz.

(Techniker Krankenkassse, TK)

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Weiterführende Informationen:

Im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1.000 Erwachsene in Deutschland im September 2013 zum Thema Stress befragt. Der daraus entstandene Studienband „Bleib locker, Deutschland“ präsentiert die Ergebnisse und steht für am Thema Interessierte unter folgendem Link zum kostenlosen Download bereit.

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