„Gesunde Karriere“: So gelingt der Start ins Berufsleben!

Betriebsärzte geben Tipps, wie Jugendliche ihren Start ins Berufsleben durch richtige Vorsorge möglichst gesund und reibungslos gestalten

Wenn Jugendliche ins Berufsleben starten, liegen vor den meisten damit gut 50 Jahre Erwerbstätigkeit. Wer so lange arbeitet, muss auch lange gesund bleiben. Daher ist es wichtig, von Beginn seiner Ausbildung an auf gesundheitsbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz zu achten. Dr. med. Wolfgang Panter, der Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), betont: „Auf die richtige Vorbereitung kommt es an“. Die Verantwortung für die eigene Gesundheitsvorsorge wird auf Arbeitgeberseite durch die Verhältnisprävention ergänzt. Greifen Verhaltens- und Verhältnisprävention frühzeitig und richtig ineinander, steht einer berufslebenslangen „gesunden Karriere“ nichts im Wege.

Guter Rat zum Ausbildungsstart – 6 richtige Regeln
Dr. Panter gibt Tipps, wie der Start ins Berufsleben glückt:

1. Ergonomie: Von Beginn an auf eine ergonomische Arbeitshaltung achten – am Schreibtisch wie in der KFZ-Werkstatt – um Fehlbeanspruchungen zu vermeiden. Bei Fragen oder konkreten Beschwerden berät der Betriebsarzt.

2. Biorhythmus: Durch die Tätigkeitsaufnahme kann es zu Veränderungen in Bezug auf den eigenen Biorhythmus kommen. Daher gilt: für ausreichend Schlaf und Erholung sorgen und die Signale des Körpers ernst nehmen, damit sich dieser langsam an den neuen Rhythmus anpassen kann.

3. Ernährung: Die Ernährung an die neue Situation anpassen: Bei stark körperlichen Tätigkeiten genauso wie bei sitzenden Büro-Tätigkeiten. Als Faustregel gilt: Vollwertig, vielseitig, regelmäßig. Außerdem für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme am Arbeitsplatz sorgen.

4. Bewegung: Das Bewegungsverhalten angemessen korrigieren, d.h. bei überwiegend sitzenden Büro-Tätigkeiten genauso wie bei stark körperlichen, jedoch einseitigen Tätigkeiten für Ausgleich sorgen. Mittags eine Runde um den Block gehen und dabei frische Luft tanken belebt Motivation und Konzentration.

5. Erholung: Das gesteigerte Arbeitspensum und die ungewohnte Verantwortung können Stress und Überforderung auslösen. Daher ist es wichtig, für einen entspannten Ausgleich im Feierabend zu sorgen. Auch Pausenzeiten sollten eingehalten und die persönliche Leistungskurve berücksichtigt werden.

6. Unnötigen Stress vermeiden: Fällt der Berufseinstieg mit einem Ortswechsel und/oder Umzug zusammen, gilt: ausreichend Zeit für den organisatorischen Mehraufwand einplanen, um zusätzliche Beanspruchungen zu reduzieren. Den Umzug besser im Vormonat abwickeln, statt zeitgleich mit dem Start der Ausbildung.

Weichenstellung für das eigene Präventionsbewusstsein

Unternehmer und Führungskräfte haben eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber den Auszubildenden; Betriebsärzte unterstützen sie dabei. „Lehrlinge sind naturgemäß in einigen Punkten der Gesundheit und Sicherheit unaufmerksam, weil es ihnen an Routine mangelt. Ihr Fokus liegt komplett auf dem beruflich neu zu Erlernenden“, weist die Vizepräsidentin des VDBW, Dr. med. Anette Wahl-Wachendorf, auf das Gefahrenpotenzial hin. Und sie ergänzt: „Wichtig ist daher, die Auszubildenden richtig einzuweisen und zu betreuen.“ Eine Investition, die sich lohnt, denn damit würden die Weichen für das lebenslange präventive Verhalten gestellt und eine „gesunde Karriere“ ermöglicht. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist auch die vom Gesetzgeber als Vorsorgemaßnahme nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz vorgeschriebene Jugendarbeitsschutzuntersuchung (JASU): „Jugendliche unter 18 Jahren, die in das Erwerbsleben einsteigen, müssen sich untersuchen lassen“, weiß Jochen Protzer, Hauptgeschäftsführer des VDBW. Die Untersuchung soll die gesundheitliche Eignung der Jugendlichen in Bezug auf das angestrebte Berufsziel überprüfen. Diese Untersuchung sollte durch den Betriebsarzt erfolgen, der die Risiken der Berufstätigkeit am besten kennt.

Praxisnahe Beratung für Auszubildende und Unternehmen

„Wir vermitteln den Auszubildenden anhand von praxisnahen Beispielen, wie gesundes und sicheres Arbeiten aussieht, wie sie sich wirksam schützen können und worauf sie achten müssen“, erklärt Dr. Wahl-Wachendorf. Vieles hänge vom angemessenen eigenen Verhalten ab. „Jeder Berufsanfänger sollte die gegebenen Vorsorgemöglichkeiten beim Betriebsarzt nutzen, sich über seinen eigenen Gesundheitszustand im Zusammenhang mit seiner Arbeit ein genaues Bild zu machen“, ist die Expertin überzeugt. Auf der anderen Seite sei es ebenso wichtig, für Arbeitsbedingungen zu sorgen, die die Gesundheit der Mitarbeiter schützen, ergänzt Dr. Panter. Eine Aufgabe der Betriebsärzte ist in diesem Zusammenhang, den Arbeitgeber beim Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in allen Fragen des Gesundheitsschutzes zu unterstützen, sie auf mögliche Probleme und Missstände hinzuweisen und Vorschläge für deren Behebung auszuarbeiten.

Darüber hinaus sind alle Vorgesetzte „zur achtsamen Führung angehalten“, meint Dr. Panter, „um zu hohe Belastungen der Beschäftigten frühzeitig zu erkennen und wirksam gegenzusteuern.“ Der VDBW wirbt daher für innerbetriebliche Gesundheitsprogramme, die verhaltens- und verhältnisorientierte Präventions-Komponenten effektiv miteinander verknüpfen.

Quelle: VDBW

HCC Redaktion

... schreibt über alle möglichen Themen rund um Mitarbeitergesundheit und Personal. Wichtige Schwerpunkte liegen auf der Arbeitsplatzgestaltung, Psyche, Ernährung, Bewegung und weiteren Einflussfaktoren nachhaltiger Gesundheitsprävention. Neben Fachartikeln und Tipps & Tricks-Beiträgen werden Interviews mit einschlägigen Persönlichkeiten zu BGM, BGF und mehr veröffentlicht.

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