Wie funktioniert Fettverbrennung? Wissenschaftler des Instituts für Diabetes und Adipositas (IDO) am Helmholtz Zentrum München haben gemeinsam mit Partnern aus dem Sanford Burnham Institut in San Diego eine entscheidende Schnittstelle im Fettgewebe entdeckt, die steuert, ob Kalorien gespeichert oder verbrannt werden.
Bereits frühere Arbeiten des IDO in Zusammenarbeit mit dem Sanford Burnham Institut San Diego deuteten darauf hin, dass das Protein p62 an der Regulierung der Fettverbrennung und damit des Körpergewichtes beteiligt ist. Nun konnte die Arbeitsgruppe um Dr. Timo Müller erstmalig eine Schalterfunktion für p62 im Energiestoffwechsel nachweisen. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachmagazins ‚The Journal of Clinical Investigation’ veröffentlicht und liefern einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Fettverbrennung, Übergewicht und Typ 2 Diabetes.
Protein p62 reguliert Fettverbrennung in braunem Fettgewebe
Generell unterscheidet man zwei Arten von Fettgewebe. Das sogenannte weiße Fettgewebe speichert Energie als Fett. Das braune Fettgewebe verbrennt Energie in Form von Fett. Wie die Helmholtz-Wissenschaftler des IDO unter der Leitung von Professor Matthias Tschöp nun herausfanden, ist das Protein p62 (auch als Sequestosom 1 bekannt) entscheidend an der Regulation des Gleichgewichts zwischen Fettspeicherung und Fettverbrennung beteiligt. Dr. Timo Müller und Kollegen konnten zeigen, dass p62 im braunen Fettgewebe die Funktion der Mitochondrien, häufig als Kraftwerke der Zelle bezeichnet, reguliert. Dadurch werden molekulare Prozesse gesteuert, die entweder zu einer Vermehrung oder Verminderung von gespeichertem Fett führen und damit zur Fettverbrennung.
In weiteren Schritten sollen die einzelnen Komponenten des Signalwegs und deren detailliertes Zusammenwirken bis zur Fettverbrennung erforscht werden. Aus diesen Studien erhoffen sich die Forscher um Dr. Timo Müller neue Strategien für die Behandlung von Übergewicht und Diabetes. „Erweist sich p62 als ein sicherer und spezifischer Ansatzpunkt, kann dies neue Wege in der Bekämpfung metabolischer Erkrankungen bedeuten“, so Prof. Matthias Tschöp, Direktor des IDO.
Die zahlreichen Folgeerkrankungen von Übergewicht, wie Typ-2-Diabetes, gehören zu den großen Volkskrankheiten in Deutschland. Diese stehen im Fokus der Forschung am Helmholtz Zentrum München, Ziel ist es, mit den Erkenntnissen über Fettverbrennung neue Ansätze für Diagnostik, Therapie und Prävention zu entwickeln.
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Original-Publikation:
Müller, T. et al. (2012). P62 links ß-adrenergic input to mitochondrial function and thermogenesis, Journal of Clinical Investigation, Volume 123 (1), doi:10.1172/JCI64209.
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. www.helmholtz-muenchen.de
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Mitglieder des Verbunds sind das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, die Paul Langerhans Institute des Carl Gustav Carus Universitätsklinikums Dresden und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz Antworten auf offene Fragen in der Diabetesforschung zu finden und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. www.dzd-ev.de
Das Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) erforscht die Erkrankungen des Metabolischen Syndroms mit systembiologischen und translationalen Ansätzen auf der Basis von zellulären Systemen, genetisch modifizierten Mausmodellen und klinischen Interventionsstudien. Ziel ist die Entdeckung neuer Signalwege, um interdisziplinär innovative Therapieansätze zur personalisierten Prävention und Behandlung von Adipositas, Diabetes und deren Begleiterkrankungen zu entwickeln. IDO ist Teil des Diabetes Research Departments des Helmholtz-Zentrums München.