Forschung: Organische Stäube können chronisch krank machen

Weltweit erste Langzeitstudie im Auftrag der BAuA

Eine lang anhaltende Exposition gegenüber organischen Stäuben in Kompostieranlagen erhöht das Risiko von chronischem Husten und Schleimhautreizungen. Zu diesem Ergebnis kommt der Forschungsbericht “Gesundheitsrisiken durch biologische Arbeitsstoffe in Kompostierungsanlagen”, den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat.

Das Forschungsprojekt führte zwei vorangegangene Studien fort, die von der BAuA in Auftrag gegeben wurden. Der abschließende Forschungsbericht wertet nun die Ergebnisse dieser weltweit ersten Langzeitstudie im Bereich Kompostierung aus. Ziel der Beobachtung über einen Zeitraum von 12 bis 13 Jahren war es, den Einfluss organischer Stäube (Bioaerosole) auf den Gesundheitszustand von aktuellen und ehemaligen Beschäftigten in Kompostierungsanlagen zu untersuchen. Zusätzlich wurden die Arbeitsschutzmaßnahmen in einzelnen Kompostierungsanlagen erfasst.

Zwar haben sich die Lungenfunktionswerte der untersuchten Kompostierarbeiter verschlechtert, jedoch ist dies auch der Fall bei den ausgeschiedenen Beschäftigten (Drop-Outs) und in den Kontrollgruppen. Der BAuA-Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen gesicherten Zusammenhang zwischen einer Lungenfunktionseinschränkung und dem ständigen Kontakt zu Bioaerosolen gibt, wie dies noch im Ergebnis des 5-Jahres-Follow-up vermutet wurde.

Auch Allergien gegen Schimmelpilze und andere Mikroorganismen sind bei den untersuchten Kompostierarbeitern eher unterdurchschnittlich ausgeprägt. Hingegen weisen die ausgeschiedenen Beschäftigten die höchste Sensibilisierungsrate auf. Dieser Befund lässt sich mit dem “Healthy-Worker-Survivor-Effect” erklären. Das bedeutet, dass Beschäftigte langfristig einen Beruf ausüben, wenn sie die beruflich bedingten Belastungen gesundheitlich gut vertragen.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe leiden Kompostierarbeiter vermehrt unter Husten und Schleimhautreizungen insbesondere der Nase und Augen. Dies weist auf eine Erkrankung mit dem Mucous Membrane Irritation Syndrom (MMIS) hin, das zu Schleimhautreizungen führt. Insbesondere waren diese MMIS-Symptome bei allen ehemaligen Beschäftigten vorhanden und hatten nach Ausscheiden aus dem Beruf deutlich abgenommen. Dies ist ein eindeutiger Beleg für den Zusammenhang zwischen MMIS und beruflicher Bioaerosolexposition.

Die ehemaligen Mitarbeiter klagten ebenfalls über Husten, der nicht nach Aufgabe der Tätigkeit verschwand. Hier gehen die Forscher von einer Chronifizierung im Sinne einer chronischen Bronchitis aus, die sich durch den langjährigen Kontakt mit Bioaerosolen entwickelt hat.

Obwohl die umfangreichen Arbeitsschutzmaßnahmen in Kompostierungsanlagen seit Beginn der ersten Studie stetig verbessert wurden, empfiehlt die BAuA, weitere organisatorische und technische Maßnahmen sowie deren strikte Einhaltung und Wartung anzustreben, um die Belastungen durch Bioaerosole zu verringern.

Gesundheitsrisiken durch biologische Arbeitsstoffe in Kompostierungsanlagen – ein 12-Jahres-Follow-Up; Dr. Vera van Kampen, Dipl.-Dok. Anja Deckert, Prof. Dr. Jürgen Bünger, Dipl.-Ing. (FH) Eckart Willer, Dr. Christian Felten, Dr. Heinz-Dieter Neumann, Martin Buxtrup; 1. Auflage, Dortmund/Berlin/Dresden: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2012; 120 Seiten. Eine Version im PDF-Format gibt es zum Herunterladen unter der Adresse www.baua.de/publikationen auf der BAuA-Homepage.

Quelle: BAuA

HCC Redaktion

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