Hautschutz am Arbeitsplatz: Checkliste der TÜV SÜD

Mit einer Fläche von anderthalb bis zwei Quadratmetern ist die Haut das größte Organ des menschlichen Körpers. Als natürliche Barriere schützt sie mit ihrer Hornschicht den Menschen vor schädlichen Einflüssen der Umwelt. Allerdings ist die Haut ein sehr zartes Organ und kann auf Belastungen empfindlich reagieren. Besondere Vorsicht gilt deswegen für Arbeitnehmer, die sich häufig die Hände waschen, Feuchtarbeiten verrichten, Umgang mit aggressiven Substanzen haben oder lange Zeit UV-Strahlung ausgesetzt sind. Denn die Schutzfunktion kann durch den Kontakt und die Wechselwirkung mit bestimmten Arbeitsstoffen erheblich geschwächt und der Körper dadurch geschädigt werden. Die Experten von TÜV SÜD kennen die Auslöser von Hauterkrankungen und die richtigen Maßnahmen zur Prävention.

Wird die menschliche Haut in ihrer Schutzfunktion durch externe Einwirkungen überfordert, können Erkrankungen, langfristige Schädigungen der Haut oder allergische Reaktionen die Folgen sein. “Häufige Auslöser für berufsbedingte Hauterkrankungen sind Reinigungs- oder Lösungsmittel, Zement, Metalle, Kleber oder Gummi sowie Tätigkeiten im feuchten Milieu und das Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen über einen längeren Zeitraum”, erklärt Dr. Rumen Alexandrov, Fachlicher Leiter Arbeitsmedizin bei der TÜV SÜD Life Service GmbH. “Um derartigen Erkrankungen vorzubeugen und sie zu reduzieren, sind präventive Schritte wie Hautschutz und -pflege sowie die richtige Hände-reinigung und -desinfektion wichtig. In jedem Fall sollte eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden, um hautgefährdende Kontakte während der Arbeitstätigkeit festzustellen und zu reduzieren.”

Gefährdungsbeurteilung macht Risiken bewusst und handhabbar

Eine Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsbedingungen besteht aus einer Gefährdungsermittlung, der Risikobewertung und den daraus abgeleiteten, erforderlichen Schutzmaßnahmen. Sie dient dazu, das Gefahrenpotenzial für Hautschädigungen in einem bestimmten Arbeitsumfeld zu ermitteln und wenn nötig zu reduzieren. Für diesen Prozess sollte der Arbeitgeber Fachleute wie Betriebsärzte und Sicherheitsfachkräfte hinzuziehen. Bei der Gefährdungsermittlung werden die Risiken der einzelnen Tätigkeiten in den jeweiligen Arbeitsbereichen nach Art und Umfang der Hautgefährdung bestimmt.

Dafür sind physikalische, chemische und biologische Einflüsse sowie Einwirkungen durch Klima, Hitze, Kälte oder Luftbewegung zu berücksichtigen. Durch die Risikobewertung wird anschließend festgestellt, ob der Arbeitsablauf ausreichend sicher und das bestehende Risiko “akzeptabel” sind. Hierfür werden die Schwere eines möglichen Schadens sowie seine Eintrittswahrscheinlichkeit ermittelt. Ist das Risiko und somit die Hautgefährdung zu hoch, sollte der Arbeitgeber Maßnahmen einleiten, um die Belastung zu reduzieren und die Arbeitnehmer zu schützen. So können zum Beispiel Betriebsanweisungen sowie arbeitsplatzspezifische Hautschutz- und Hygienepläne erstellt und ausgehändigt oder Hautschutz- und Pflegemittel eingesetzt werden. Der Betriebsarzt kann zudem Vorsorgeuntersuchungen anbieten.

Risiko UV-Strahlung: nicht nur unter freien Himmel

Auch das Risiko, das von UV-Strahlung am Arbeitsplatz ausgeht, ist in die Gefährdungsbeurteilung mit einzubeziehen. Wer viel unter freiem Himmel arbeitet, kann sich der Sonne oft nicht entziehen. Sonnenbrand, allergische Reaktionen bis hin zu chronischen Lichtschädigungen oder Hautkrebs können im Ernstfall die Folgen sein. Auch bei Tätigkeiten an UV-Trocknungsanlagen von Lacken und Farben, bei der Verarbeitung von Klebern oder beim Schweißen und Schneiden sind Arbeiter einer erhöhten Strahlung ausgesetzt. Um die Belastung zu minimieren, sollte die Strahlung durch sogenannte “gekapselte Anlagen” abgeschirmt sein. Weitere, persönliche Schutzmaßnahmen sind UV undurchlässige Schutzbrillen und Kleidung sowie Sonnenschutzmittel.

Gepflegte Hände trotz hoher Beanspruchung im Beruf: Checkliste

Gerade im Arbeitsalltag gibt es viele sich wiederholende Tätigkeiten, die die Haut an den Händen strapazieren. Vor allem der häufige Kontakt mit Wasser oder Chemikalien kann sehr schädlich sein. Bei der täglichen Hygiene kommt es vor allem auf die richtige Technik und Methode sowie auf die Auswahl geeigneter Mittel an. Die Experten von TÜV SÜD wissen, welche Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege der Haut geeignet sind und worauf dabei geachtet werden muss.

– Handschuhe tragen, wenn es nötig ist: Handschuhe bieten einen sehr guten Schutz vor Feuchtigkeit, infektiösen Materialien und aggressiven Substanzen. Allerdings staut sich in ihnen Wärme und Feuchtigkeit. Bei langem Tragen kann dadurch die Haut geschädigt werden. Deswegen sind sie nur so lange zu tragen, wie es nötig ist. Gegebenenfalls können Baumwollhandschuhe, die den Schweiß aufsaugen, untergezogen werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Handschuhe latexarm oder latexfrei sind, da sie ansonsten Allergien hervorrufen können. Für jede Tätigkeit gibt es den geeigneten Schutz: Medizinische Einmalhandschuhe bieten sich zur Abwehr von Krankheitserregern an. Sie können ideal beim Waschen von Patienten oder bei der Blutabnahme zum Einsatz kommen. Chemikaliendichte Haushaltshandschuhe eignen sich hingegen für Tätigkeiten mit Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln. Sie sind mehrfach verwendbar und aufgrund ihrer Baumwollbeschichtung auf der Innenseite sehr hautverträglich. Wer mit speziellen Chemikalien arbeitet, sollte zu geprüften Spezialhandschuhen greifen. Der Betriebsarzt kann sinnvolle Tipps bei der Auswahl geben.

– Hautschutzprodukte zur Stärkung benutzen: Arbeitnehmer, die im Berufsalltag viel Kontakt mit Feuchtigkeit haben, brauchen einen guten Schutz für ihre Haut. Spezielle Cremes, die die Widerstandsfähigkeit der Haut stärken, sind vor Arbeitsbeginn, vor den jeweiligen Feuchtarbeiten und vor dem Tragen von Handschuhen empfehlenswert. Die Creme sollte gleichmäßig verteilt und solange einmassiert werden, bis sie gut eingezogen ist. Sinnvoll ist es zudem, während der Arbeit auf Schmuck an Händen und Unterarmen zu verzichten. Denn unter Ringen, Uhren und Armreifen staut sich Feuchtigkeit. Dadurch sind sie Sammelstelle für Seifenreste, Keime und Chemikalien.

– Mit Händedesinfektion auf Nummer sicher gehen: Wer im Gesundheits- oder Pflegedienst arbeitet, ist täglich einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Dabei übertragen sich Bakterien und Viren oftmals über die Hände. Desinfektion ist bei richtiger Anwendung die wirksamste Hygienemaßnahme, um sich vor Erregern zu schützen: Dafür circa drei bis fünf Tropfen Desinfektionsmittel aus einem Spender in die trockenen Hände geben und rund 30 Sekunden gründlich einreiben. Das Mittel sollte alkoholhaltig sowie vom Verbund für angewandte Hygiene (VAH) geprüft und für wirksam befunden worden sein. Treten Unverträglichkeiten bei der Anwendung auf, ist in Absprache mit dem Betriebsarzt gegebenenfalls ein anderes Mittel zu wählen.

– Die Hände schonend reinigen: Wer seine Hände häufig intensiv reinigt, entzieht der Haut mit dem Wasser schützende Lipide und mindert damit ihre natürliche Schutzfunktion. Die Hände sollten deswegen nur, wenn es wirklich nötig ist, sehr schonend gewaschen werden. Beim anschließenden Abtrocknen ist vor allem auf die Fingerzwischenräume zu achten. Zu bevorzugen sind hautneutrale (pH-Wert 5,5), unparfümierte Waschlotionen aus Seifenspendern. Stückseife erfüllt nicht die hygienischen Herausforderungen. Aus demselben Grund empfehlen sich auch Einmalhandtücher für den Gemeinschaftsgebrauch.

– Die Haut richtig pflegen: Ist die Haut glatt und gepflegt, hat sie eine intakte Schutzfunktion, sodass keine Keime und Schadstoffe eindringen können. Zudem wirkt sie ästhetisch. Ob während der Arbeit, im Haushalt oder in der Freizeit – für die Handpflege sollte immer ausreichend Zeit eingeräumt werden. Denn so kann sich die Haut besser erholen. Für die Pflege zwischendurch eignen sich schnell einziehende Lotionen. Für die Regeneration der Haut nach Arbeitsende oder in Pausen sind gehaltvollere Cremes empfehlenswert, damit der Lipid- und Feuchtigkeitsverlust ausgeglichen wird. Alle Präparate sollten nach Möglichkeit keine Duft- und Konservierungsstoffe enthalten.

Die Hände sind für die meisten Arbeitnehmer nicht nur das wichtigste körperliche Werkzeug, um ihre Tätigkeiten zu verrichten. Sie sind auch eine Art Aushängeschild bei der persönlichen Begrüßung anderer Menschen. Wer Haut sowie Hände schützt und pflegt, profitiert gesundheitlich und fühlt sich beim persönlichen Kontakt wohler.

Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de/bgm.

(TÜV SÜD)

HCC Redaktion

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