Nicht nur im Berufsleben ist die psychsiche Verfassung von großer Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Einzelnen. Natürlich spielen Zufriedenheit und wenig Stress auch schon eine große Rolle für Schüler. Dies zeigen die Ergebnisse der großen HBSC-Studie.
Wenn Kinder nicht gern zur Schule gehen oder mit ihrer Schule unzufrieden sind, steigt das Risiko, dass sie unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden. Dies betrifft immerhin 15 % der deutschen Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren. Das ist ein Ergebnis der internationalen Studie „Health Behaviour in School-Aged Children“ (HBSC), welche unter der Schirmherrschaft der WHO steht. Gemeinsam mit drei anderen Forscherteams hat die Gruppe der Professur für Schulpädagogik: Schulforschung von der TU Dresden den deutschen Teil der Studie durchgeführt. Der Abschlussbericht der aktuellen Erhebung wurde heute (11. März) im Verlag Beltz-Juventa veröffentlicht.
Die Beiträge des Bandes, der unter dem Titel „Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Geschlechtervergleich“ erscheint, untersuchen anhand repräsentativer Daten den Gesundheitsstatus und das Gesundheitsverhalten Heranwachsender. Ein wichtiger Befund der Dresdner Forschungsgruppe ist, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der schulischen Umwelt und dem Auftreten psychischer Probleme wie Verhaltensauffälligkeiten, Ängsten und Depressionen gibt. Ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Belastungen und Ressourcen ist letztendlich wichtig, so die Erkenntnis, damit die Schule ihrer zentralen Rolle für die Entwicklung und die Gesundheit im Kindes- und Jugendalter gerecht werden kann.
Als ein erhebliches Problem wird von Schülerinnen und Schülern Mobbing empfunden. Doch entgegen weit verbreiteter Annahmen ist hier eine erfreuliche Tendenz zu verzeichnen: Insbesondere der Anteil der Mobbing-Täter ist im beobachteten Zeitraum 2002 bis 2010 von 13 % auf 8,4 % gesunken. Obwohl Jungen noch immer den Großteil der Taten verursachen, sind vor allem bei ihnen die Zahlen rückläufig und können als Nachweis der Wirksamkeit einer gezielten Prävention angesehen werden.
Auch im Bereich der Körperwahrnehmung bei Kindern und Jugendlichen ist offensichtlich eine gezielte geschlechtsspezifische Präventionsarbeit angeraten: Vor allem Jungen weisen ein steigendes Risiko für Übergewicht auf, währenddessen die verzerrte Beurteilung des eigenen Körpers als „zu dick“ vor allem ein Problem der Mädchen ist: Bereits bei den 11-Jährigen äußert dies knapp die Hälfte der Schülerinnen.
Die internationale Befragung von 11-, 13- und 15-jährigen Schülerinnen und Schülern wird in 39 Ländern repräsentativ durchgeführt und im Abstand von vier Jahren wiederholt. Dabei werden u. a. die Einschätzung des gesundheitlichen Wohlbefindens, des Schulklimas, der Beziehung zu den Eltern, Mitschülern und Lehrern aber auch die Einnahme von Drogen und der Medienkonsum erfragt. Detaillierte Auswertungen finden in einigen Bundesländern durch spezielle Länderstichproben statt. Sachsen war hieran in den Jahren 2002 und 2006 beteiligt. Durch die Nichtteilnahme Sachsens an der aktuellen HBSC-Studie können leider keine Aussagen zum derzeitigen Gesundheitsstatus sächsischer Kinder und Jugendlicher getroffen werden.
Neben dem Abschlussbericht hat das HBSC-Team Deutschland kürzlich Trendanalysen anhand der HBSC-Daten 2002, 2006 und 2010 veröffentlicht. Diese geben einen tieferen Einblick in Veränderungen im Gesundheitsstatus und im Gesundheitsverhalten Jugendlicher in diesem Zeitraum und sind nachzulesen in einem Sonderheft der Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen“ (07/ S1/2012).