Mobbing im Kindesalter löst oft Depressionen aus

Mobbing hinterlässt deutlichere Spuren als bisher angenommen, denn die Expression eines bestimmten Gens, das an der Regulierung von Stimmungen beteiligt ist, wird verändert, wie eine Studie kanadischer Mediziner vom Hôpital Louis-H. Lafontaine ergeben hat. Gemobbte Kinder unterliegen somit einem hohen Risiko, im Erwachsenenalter psychisch zu erkranken.

Mobbing beeinflusst die Funktion von Genen

“Die Menschen glauben, dass unsere Gene unveränderlich sind. Aber das soziale Umfeld kann die Funktionsweise der Gene beeinträchtigen. Dies gilt besonders im Fall von Mobbing-Erfahrungen in der Kindheit. Diese Erfahrung ändert die Reaktion der Betroffen auf Stress”, sagt die Hauptautorin der Studie, Isabelle Ouellet-Morin. Bei jungen Außenseitern ändert sich durch den Stress die Struktur, die ein Gen umgibt.

Der Serotonin-Haushalt wird verändert. “Serotonin ist ein Übertragungsstoff, ein Neurotransmitter im Gehirn, der im Zusammenhang mit Depressionen steht”, so Neuropsychologin Monika Liersch gegenüber pressetext. Die kanadischen Forscher haben in ihrer Studie eineiige Zwillinge untersucht. In Deutschland wird eine Studie mit Zwillingen von den Universitäten Bielefeld und Saarland durchgeführt.

Frühe Traumata, späte Auswirkungen

Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) haben Forscher belegen können, dass misshandelte Kinder stark gefährdet sind, gemütskrank zu werden. Denn der einwirkende hohe Stress kann die Regulation ihrer Gene dauerhaft verändern. Die MPI-Wissenschaftler konnten dokumentieren, dass manche Varianten des FKBP5-Gens durch ein frühes Trauma epigenetisch verändert werden.

Bei Menschen mit dieser genetischen Veranlagung verursacht das Trauma eine dauerhafte Fehlregulation des Stresshormonssystems. Die Folge: Eine lebenslange Behinderung im Umgang mit belastenden Situationen für den Betroffenen. Häufig führt dieser Weg zu Depressionen oder Angsterkrankungen im Erwachsenenalter.

MPI-Forscher Torsten Klengel: “Traumata im Kindesalter hinterlassen je nach genetischer Veranlagung dauerhafte Spuren auf der DNA: Epigenetische Veränderungen im FKBP5-Gen verstärken dessen Wirkung. Die mutmaßliche Konsequenz ist eine anhaltende Fehlsteuerung der Stress-Hormonachse bei Betroffenen, die in einer psychiatrischen Erkrankung enden kann. Entscheidend für das kindliche Traumaopfer ist aber, dass die Stress-induzierten epigenetischen Veränderungen nur dann auftreten, wenn es auch diese spezielle DNA-Sequenz besitzt.”

(Oranus Mahmoodi | pressetext.redaktion)

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