Mit neuen Bildungsangeboten gegen den Fachkräftemangel?

Demografische Entwicklungen sowie der stete medizintechnische Fortschritt stellen sowohl niedergelassene Ärzte, Krankenhausmitarbeiter und Pharmazeuten als auch Mitarbeiter von Krankenkassen oder Verbänden gleichermaßen vor besondere Herausforderungen. Hochschulen möchten just eben erwähnte Berufsgruppen mithilfe neuer Bildungs-Cluster beziehungsweise Weiterbildungsangebote auf diese vorbereiten und somit auch gegen den prognostizierten Fachkräftemangel vorgehen.

Gesundheitsfachkräfte arbeiten am Limit – und oft darüber hinaus

Bereits heute beklagen in Deutschland acht von zehn Krankenhäuser, dasss sie nicht genügend gut qualifizierte Fachkräfte im medizinischen Bereich finden. Einer der Hauptgründe für den Fachkräftemangel ist der zunehmende Attraktivitätsverlust medizinischer Berufe. Zu dieser Schlussfolgerung jedenfalls gelangt das Strategieberatungsunternehmen Roland Berger im Rahmen ihrer Studie „Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“. Aus Sicht der an der Untersuchung beteiligten Gesundheitsexperten müssen Ärzte und Pflegepersonal vom bürokratischen Aufwand und dem hohen Überstundenpensum befreit werden. Nur so kommen Berufe Gesundheitswesen für potenzielle Fachkräfte wieder in Frage.

Einen Vorschlag, wie das gelingen soll, haben die an der Roland Berger-Analyse beteiligten Mitarbeiter ebenfalls parat: die Einführung von so genannten Patientenkoordinatoren. Diese könnten einerseits die administrativen Tätigkeiten in Krankenhäusern übernehmen
und damit das Medizin- und Pflegepersonal deutlich entlasten. Zum anderen wären die Patienten mit den Leistungen der Ärzte und mit der Organisation in den Kliniken zufriedener. Zum anderen sollen die Koordinatoren sich um die gesamten Prozesse rund um die Patienten kümmern.

Mit neuen Lehrgängen gegen den Fachkräftemangel?

Einen interessanten Ansatz verfolgt die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Gemeinsam mit Experten, Interessenvertreter und Arbeitgeber der Gesundheitsbranche sowie der öffentlichen Verwaltung haben sie das „Bildungscluster Greifswald – gemeinsames Lernen von Medizin und Pflege“ initiiert. Wie der Name es andeutet, werden in Greifswald künftig Medizinstudenten und Auszubildende der Plegebranche die Methoden und Inhalte beider  Professionen näher kennenlernen. Ziel ist es Einblick in das Arbeitsfeld der jeweils anderen Berufsgruppe zu erhalten. Außerdem sollen sie Schnittstellen der Zusammenarbeit identifizieren und so eine patientenorientierte Kommunikation im Versorgungsalltag üben.

Die Universität Mainz wiederum geht einen anderen Weg. Die Hochschule bietet den berufsbegleitenden Masterstudiengang zum Executive MBA Gesundheitsmanagement* an. Ab dem kommenden Wintersemester werden an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Gesundheitsbereich auf anspruchsvolle Führungs- und Managementaufgaben in Kliniken der unterschiedlichen Träger, in Pharmaunternehmen, in Pflegeeinrichtungen, in Krankenkassen und Verbänden, in Praxen niedergelassener Ärzte oder in Praxisverbünden vorbereitet. Themenschwerpunkte des neuen Executive MBA-Programms Gesundheitsmanagement bilden die speziell auf den Gesundheitssektor zugeschnittenen Bereiche Finanzierung, Qualitäts- und Risikomanagement sowie Medizin- und Gesundheitsrecht.

Es bleibt abzuwarten, ob – und falls ja – welche der Ansätze der Gesundheitswirtschaft dabei hilft, gegen den prognostizierten Fachkräftemangel vorzugehen. Fakt ist, dass der unter dem Schlagwort demografische Alterung beschriebene gesellschaftliche Wandel das Gesundheitssystem der Bundesrepublik Deutschland künftig in vielfältiger Art und Weise herausfordern wird.

(cs)

*Link zu weiterführenden Informationen:

Mehr über den von der Univaersität Mainz angebotenen Studiengang erfahren Sie unter folgendem Link: http://www.mba-mainz.de/Dateien/Programm_Gesundheitsmanagement-www.pdf.

HCC Redaktion

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