Tanzen – So bleiben Körper, Geist und Seele im Takt

Sie sind kein Lauftyp? Und Schwimmen ist auch nicht Ihre Sache? Vielleicht geben Sie dem Tanzen eine Chance, zu Ihrem Lieblingssport zu werden. Ob sich jemand für Rock ’n’ Roll oder Hip Hop entscheidet, lieber Salsa oder Langsamen Walzer tanzt, mag eine Frage von Alter und Geschmack sein. Für alle aber gilt: Tanzen an sich ist keine Frage des Alters, sondern kann allen Spaß machen – und ist noch dazu extrem gesund.

“Tanzen ist ein Rundum-Wohlfühl-Paket für Körper, Geist und Seele”, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Tanzen erfordert Ausdauer und stärkt damit das Herz-Kreislauf-System. Der Rücken profitiert genauso wie die Muskeln, während die Gelenke geschont, Balance und Beweglichkeit geschult werden. Das Lernen der Schritte und Abläufe fördert die Koordination, das Gedächtnis muss arbeiten – all das hält geistig fit. “Zudem kann über die Bewegung Stress abgebaut werden, Musik und Geselligkeit blasen trübe Gedanken weg”, sagt Eymers.

Tanzen: Von Standard über Flamenco bis zum Hip-Hop

“Eins, zwei, drei, Wiegeschritt, der Herr führt die Dame” – lange Zeit galt Tanzen als verstaubt. Vor allem jüngere Menschen brachten damit nur öde Konventionen und eher peinliche Szenen in Verbindung. Diese Zeiten sind längst vorbei, das Angebot an Tanzmöglichkeiten ist riesig und reicht vom Volks- oder Standardtanz über Flamenco, Gardetanz und Ballett bis zum Hip-Hop. Überall finden sich Tanzschulen, Vereine, Volkshochschulen, Seniorentreffs und andere Institutionen, in denen das Tanzen geübt und trainiert wird. Wer was tanzt, hängt natürlich vom Alter und persönlichen Vorlieben ab. Schon Kleinkinder bewegen sich rhythmisch zur Musik und haben Spaß dabei. “Wer Spaß an Musik und Rhythmusgefühl der Kinder beobachtet, muss nicht immer gleich beim klassischen Ballett landen”, sagt Eymers. Viele Kinder haben auch einfach Lust, Hip-Hop zu tanzen und sich nach Choreografien zu bewegen wie ihre Idole aus Videoclips. Kinder, die Spaß an Gruppen und Verkleidung haben, studieren vielleicht gerne im örtlichen Karnevalsverein in der Gruppe Gardetänze ein. “Ob traditionell oder modern – schon für Kinder ist Tanzen ein toller Sport”, sagt die Medizinerin.

Ob die Tanzlust noch aus dem Kinder- und Jugendalter rührt oder erst später aufkommt, ist eigentlich egal. Erlaubt ist, was gefällt und was gut tut. Das gilt besonders für Ältere. Am besten ist es, die Pläne bei Vorbelastungen oder fortgeschrittenem Alter mit dem Hausarzt zu besprechen. Wer schon ein künstliches Kniegelenk hat, wird sich kaum noch für die Akrobatik des Rock ’n’ Roll entscheiden, sondern eher beim Langsamen Walzer oder Tango landen. “Wichtig ist es auch, sich keine Tanzrichtung zu verordnen, sondern mit Probestunden zu testen, wo einem Musik, Leute und Tanzstil zusagen. Sonst bleibt man nicht lange dabei”, sagt Eymers. Und am Ball zu bleiben, ist beim Tanzen genauso wichtig wie bei allen anderen Ausdauersportarten: Ein bis zwei Mal pro Woche sollte mindestens 90 Minuten geübt werden, raten Experten, die viele Studien ausgewertet haben. Ganz wichtig ist es demnach hier wie bei allen anderen Sportarten, behutsam anzufangen, sich langsam zu steigern, auf die Warnsignale des Körpers zu achten – und darüber auch im Austausch mit seinem Tanzlehrer zu bleiben. “Eine Aufwärmphase von fünf bis zehn Minuten, bevor es richtig losgeht, ist auf jeden Fall ratsam”, sagt Eymers.

Tanzpartner finden

“Ich weiß nicht wohin und auch nicht mit wem” – allein tanzen gehen zu müssen, hat früher viele eigentlich tanzfreudige Menschen davon abgehalten, Kurse zu belegen oder Vereinen beizutreten. Aus diesem Grund bieten die AOK und der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband im Internet Partnersuchen fürs Tanzen an. “Diese Unsicherheit muss heute niemanden mehr davon abhalten, sich das Tanzen zum Hobby zu machen”, sagt Eymers. Tanzen ist sinnvoll bis ins hohe Alter – das kann man in Seniorenwohnheimen sehen, wo Tanzangebote die Regel sind. Auch sehr alte Menschen können sich zur Musik bewegen und tun es gerne. Gerade für Demenz-Patienten ist Tanzen sinnvoll: Es bringt die Erinnerung an früher empfundene Freude zurück und fördert die Beweglichkeit. Wenn die alten Leute dann noch wie früher die Tanzschule besuchen können, steigert dies das Wohlbefinden noch mehr. Ganz in diesem Sinne organisiert das Demenz-Zentrum NRW zusammen mit professionellen Tanzlehrern Nachmittage in Tanzschulen für demente und nicht-demente Menschen – ein Modellprojekt, das mittlerweile über das Rheinland hinaus viel Aufmerksamkeit erregt.

Weitere Informationen bei der AOK

HCC Redaktion

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