Betriebliche Prävention lohnt sich: Studie der Felix Burda Stiftung

Die deutsche Volkswirtschaft verliert jährlich rund 225 Milliarden Euro durch kranke Arbeitnehmer. Betriebliche Prävention bietet dagegen hohe Renditen und einen Ausweg aus dem Fachkräftemangel.

Dass betriebliche Prävention massiv die Kosten senken kann – die Unternehmen und Volkswirtschaft jedes Jahr durch kranke Arbeitnehmer entstehen – zeigt die Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company „Vorteil Vorsorge – Die Rolle der betrieblichen Prävention für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland“ – ein pro-bono-Projekt für die Felix Burda Stiftung.

Die Studie errechnet die krankheitsbedingten Kosten für Unternehmen und Volkswirtschaft und präsentiert den Nutzen, den eine betriebliche Prävention für Unternehmen und Gesellschaft hat. Nach der Analyse zahlt sich jeder Euro, der in betriebliche Prävention investiert wird, für die Volkswirtschaft mit fünf bis 16 Euro aus. „Unsere Untersuchung belegt: Selbst die konservative Berechnung zeigt einen direkten Nutzen auf, der durchschnittliche Renditen bei weitem übersteigt. Betriebliche Gesundheitsvorsorge hilft Unternehmen, Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern“, fasst Rolf Fricker, Vice President und Gesundheitsexperte bei Booz & Company, die Ergebnisse zusammen.

Gründe für betriebliche Prävention: Demografischer Wandel, Kampf um Arbeitskräfte und steigende Gesundheitskosten.

Wichtigste Gründe für betriebliche Prävention sind aus Sicht der befragten deutschen Unternehmen der „demografische Wandel“ und der schon jetzt spürbare „Wettbewerb um Arbeitskräfte“. Auf volkswirtschaftlicher Ebene kommen die steigenden Gesundheitskosten verschärfend hinzu. Laut statistischem Bundesamt betrugen 2009 die Gesundheitsausgaben 278 Mrd. Euro und damit fast 12% des Bruttoinlandsproduktes. Der Anstieg von 2008 auf 2009 hat sich im Vergleich zu den Vorjahren mit 5,2% nahezu verdoppelt. Vorausrechnungen zeigen, dass die Kosten aufgrund der Überalterung der Gesellschaft und des medizinischen Fortschritts in Zukunft noch weiter ansteigen.

Betriebliche Prävention wird nur unzureichend gefördert. Es fehlt an einer Präventionskultur in Deutschland.

Aus Sicht der an der Studie beteiligten Unternehmen sind die größten Hürden für die Umsetzung betrieblicher Prävention: intransparente rechtliche Regelungen, fehlende Anreize und mangelnde Daten zu Kosten und Nutzen von Präventivmaßnahmen.

„Die Erfolge der Felix Burda Stiftung im Bereich betrieblicher Darmkrebsvorsorge belegen eindrucksvoll die Bereitschaft der Wirtschaft, die Prävention von Volkskrankheiten in das betriebliche Gesundheitsmanagement zu integrieren. Unternehmen müssen daher viel stärker von der Politik gefördert werden, denn ihr Engagement zahlt sich für die gesamte Gesellschaft aus“, fordert Dr. Christa Maar, Vorstand der Felix Burda Stiftung.

Die Felix Burda Stiftung stellt auf Basis der Studien-Erkenntnisse über Betriebliche Prävention folgende Forderungen an die deutsche Gesundheits- und Wirtschaftspolitik:

  • Setzung klarer politischer Ziele: Aktuell gibt es keine gesetzliche Regelung zur Gesundheitsvorsorge! Die Bundestagsfraktionen von Bündnis 90/ Die Grünen und der SPD haben im April diesen Jahres Anträge für ein Gesetz zur Regelung von Prävention und Gesundheitsförderung eingereicht. Darin fordern sie unter anderem die Anhebung des Mindestausgabenrichtwerts für Krankenkassen, der derzeit mit 2,86 pro Versichertem zu niedrig ist für erfolgreiche Maßnahmen.
  • Schaffung transparenter Rahmenbedingungen und Anreize für Prävention in Unternehmen: Präventivmaßnahmen fördert der Fiskus über die Krankenkassen mit einem Steuerfreibetrag von 500 Euro pro Kopf und Jahr. Die Entlastung geht zugunsten des Mitarbeiters, muss aber vom Arbeitgeber im Einzelfall verhandelt werden. Für den Arbeitgeber besteht dadurch keinerlei Finanzierungshilfe, kein Anreiz für betriebliche Gesundheitsvorsorge!
  • Schaffung von Anreizen zur Entwicklung betrieblicher Präventionskonzepte durch die Krankenkassen: Die Aktivitäten einzelner Krankenkassen werden weder ausreichend gefördert noch überprüft. Betriebskrankenkassen, deren Investitionen in Vorsorgemaßnahmen deutlich über dem Richtwert von 2,86 Euro pro Mitarbeiter jährlich liegen, laufen sogar Gefahr, vom Bundesversicherungsamt abgemahnt zu werden.Den Betriebskrankenkassen müssen möglichst rasch größere Spielräume als die jetzigen 2,86 EUR für Vorsorgeleistungen eingeräumt werden!
  • Ausbau der Arbeitsmedizin zu einer zentralen Säule der Gesundheitsvorsorge in Deutschland: Betriebsärzte erreichen auch diejenigen Menschen, die aus eigener Initiative keine präventiven Maßnahmen in Anspruch nehmen. Bei der Förderung werden sie jedoch benachteiligt: Leistungsvergütungen für Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen oder Krebsvorsorge stehen nur Hausärzten zu, betrieblichen Ärzten jedoch nicht.

Die Studie kann auf der Homepage der Felix Burda Stiftung heruntergeladen werden.

(Felix-Burda-Stiftung)

HCC Redaktion

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