Muskeltrainingsprogramm für Herzgesundheit und Regeneration

92-Jähriger hat Muskeltrainingsprogramm entwickelt

Gerhard Schacht blickt auf ein langes Leben zurück. Obwohl er im Krieg ein Bein verloren und mehrere Herzoperationen hinter sich hat, strahlt der 92-Jährige viel Vitalität aus. Einst arbeitete er als Direktor im Handel. Seit 30 Jahren beschäftigt sich der Rentner mit Medizin. Seine Wohnung in der Rostocker Südstadt ist voll mit Erinnerungen an seine verstorbene Frau. Täglich kommt eine Betreuerin zu Gerhard Schacht, um ihn im Haushalt zu unterstützen. „Rührei mache ich mir selbst“, sagt der schlanke Mann nicht ohne Stolz. Dreizehn Operationen hat er schon hinter sich, unter anderem wurden ihm drei Bypässe und eine Herzklappe gelegt. Leistenbrüche- und Gallenblasenoperationen hat er über sich ergehen lassen müssen. Auch Prostatakrebs wurde bei ihm diagnostiziert. Aber er verzweifelt nicht.

Denn er hat ein Muskeltrainingsprogramm (MTP) entwickelt, das vom Deutschen Patent- und Markenamt mit der Marke RSBS-Dehnung geschützt wurde. Die Idee kam ihm vor knapp 20 Jahren nach einer Operation. Wegen einer Narkoseunverträglichkeit kämpfte der Patient mit einem totalen Muskelversagen. Aber aufgeben wollte sich Gerhard Schacht nicht. So begann er seinen Körper gezielt zu trainieren.

Das Trainingsprogramm, das er über die Jahre verbessert hat, kann unabhängig von Gewicht und Mobilität des Übenden durchgeführt werden. Die Trainingsbasis „Bett“ gestattet durch die Anschmiegsamkeit des Körpers an die Bettunterlage die im Übungsprogramm enthaltenen Besonderheiten (die Dehnung nach Sekunden, das Zeitlupentempo, die Einheit von Atmung und Übung) ohne wesentliche Anstrengungen einzuhalten. Basierend auf der individuellen Konstitution jedes Übenden, können Trainingseffekte nach unterschiedlichen Übungszeiträumen erfahren werden. Bereits über 20 Menschen aus seinem Bekanntenkreis wenden das Programm an. Er selbst trainiert täglich insgesamt eine Stunde, zumeist in der Nacht in Aufwachphasen. „Ich kann danach gut wieder einschlafen“, sagt Schacht, „die Übungen sind nicht so anstrengend.“ Das Übungsprogramm habe viele positive Effekte für viele Organe. Er selbst gewann einen erheblich Teil der Elastizität seiner Muskeln, Gelenke und Sehnen zurück. Für den Rostocker steht fest: „Ich wäre längst tot mit meinen ganzen Belastungen, wenn ich nicht die Übung täglich machen würde.“

Mit dem von Gerhard Schacht entwickelten Muskeltrainingsprogramm wird ein hoher Wirkungsgrad erreicht. „Regelmäßige Bewegung und Sport senken das Risiko, an Verengungen der Herzkranzgefäße zu erkranken. Schon eine halbe Stunde mäßiger Aktivität pro Tag reicht aus, um einen gesundheitlichen Nutzen aus der Bewegung zu erlangen“, betont der Direktor der Klinik für Herzchirurgie an der Universität Rostock, Prof. Dr. med. Gustav Steinhoff. Körpereigene Stammzellen sind für die Regeneration von großer Bedeutung. Jeder trägt sie in sich, das Knochenmark bildet dabei das größte Stammzellreservoir. Alle Blutzellen und Zellen des Abwehrsystems werden aus den Stammzellen des Knochenmarks gebildet. Es ist seit einiger Zeit bekannt, dass körperliche Aktivität bei der Regeneration des menschlichen Organismus eine Rolle spielt.

Gerhard Schacht hofft, viele Mitstreiter zu gewinnen. Unermüdlich sucht er Probanden, die sich dem Programm unterziehen und die Ergebnisse in einem Fragebogen dokumentieren. Den inneren Schweinehund müsse man bekämpfen. „Gerade die Gesunden und Jungen sollten anfangen, ihre Beine und Lenden zu trainieren, da hier die Muskeln bereits verkürzt sind. Dann machen Sie ganz von alleine weiter“, ist der sportliche Rentner überzeugt.

Was ist das Projekt „MV tut Ihrem Herzen gut“?

Das Projekt „MV tut Ihrem Herzen gut“ hat 2010 im „Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft“ des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern gewonnen und wird seither vom Landesförderinstitut Schwerin unterstützt. Initiator ist das Referenz- und Translationszentrum für kardiale Stammzelltherapie der Universitätsmedizin Rostock (RTC). Das RTC wurde mit einem weiteren Projekt „Stammzelltherapie fürs Herz an der Universität Rostock“ im Bundeswettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ als „Ausgewählter Ort 2011“ prämiert und befasst sich mit der Entwicklung und Verbreitung von Stammzelltherapien gegen Herzerkrankungen und auch mit weiteren Fragen der Herzgesundheit.

Herz-Kreislauferkrankungen stellen nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes auch in Deutschland noch immer die häufigste Todesursache dar. Deshalb ist die Vorsorge von Herzgesunden, aber auch die Nachsorge von Herzpatienten wichtig. Neben einem gesunden Lebensstil ist es wichtig, sich angemessen, gesund und mit Wohlgefühl zu bewegen. In richtigem Maße fördern spezielle Übungen die Regenerations- und die Leistungsfähigkeit des Herzens. Unter anderem gelangen durch Bewegung körpereigene Stoffe an erkrankte Orte im Körper und unterstützen damit die selbstständige Heilung.

Weitere Informationen: www.herzgesund-mv.de

(Universitätsmedizin Rostock)

HCC Redaktion

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