In puncto rückengerechtes Arbeiten scheint Deutschland ein regelrechtes Entwicklungsland zu sein. 40 Millionen Fehltage wegen Rücken – so lautet die erschreckende Bilanz der Techniker Krankenkasse (TK). Viele unter ihnen dürften in der Pflege tätig sein. Diesen geben wir im Folgenden fünf praxisnahe Tipps für rückengerechtes Arbeiten.
Pflegeberufe verlieren an Attraktivität
Rückenschmerzen – ein vermeidbares Berufsrisiko?! Diese Frage dürften sich wohl viele Arbeitnehmer stellen. Doch gerade in der Pflege sind wegen des dort herrschenden Zeitdrucks viele Mitarbeiter besonderen Belastungen ausgesetzt. Und dieser Druck dürfte noch weiter ansteigen. Laut einer Studie der Roland Berger Strategy Consultants wird sich in Deutschland die Zahl der über 80-Jährigen bis zum Jahr 2030 verdoppeln.* Bereits heute belasten die Arbeitnehmer der hohe bürokratische Aufwand und die hohe Zahl an Überstunden. Das hat auch die Politik erkannt:
„Die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Pflegeeinrichtungen geben jeden Tag ihr Bestes, […]. Es ist die gemeinsame Aufgabe der Verantwortlichen auf allen Ebenen für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Dazu gehört eine […] gute Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz“, so Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe am vergangenen Montag bei „Gesundes Arbeiten in sozialen Bereichen“, einer gemeinsamen Veranstaltung von BKK Dachverband und BKK Diakonie in Düsseldorf.** Mit den folgenden fünf Tipps können Sie als in der Pflegebranche Tätiger selbst Ihre Gesundheit proaktiv fördern;
Tipp 1: Auf Arbeitshöhe achten
Höhenverstellbare Pflegebetten, Arbeitstische und Sitzmöbel unterstützen rückengerechtes arbeiten. Achten Sie stets darauf, richtig, will heißen Ihrer Körpergröße entsprechend, einzustellen. So beugen Sie gebücktem Arbeiten vor.
Tipp 2: Nutzen Sie rückenentlastende Hilfsmittel
Neben den in Tipp 1 angesprochenen höhenverstellbaren Möbeln, müssen Pflegeeinrichtungen über Gleitmatten, Rollbretter und Patientenaufrichter verfügen. Ihr Einsatz hilft Ihnen dabei, das Heben weitgehend zu vermeiden beziehungsweise merklich zu erleichtern – und damit Rückenschmerzen vorzubeugen.
Tipp 3: Wechseln Sie zwischen Stehen, Sitzen und Bewegen
Im Gegensatz zu einem Büro-Job ist man in der Pflege relativ viel in Bewegung. Allerdings übt man oft die immer gleichen Tätigkeiten aus und führt damit die immer gleichen Bewegungen durch. Das ist für den Körper die reiste Folter, Wechseln Sie daher so oft wie möglich zwischen Stehen, Sitzen und Laufen. Lehnen Sie sich ab und zu auch mal gegen eine Wand.
Tipp 4: Machen Sie nicht alles alleine
Ähnlich wie beim Zusammenbauen von Möbeln, gilt in der Pflege: Zu zweit geht es leichter. Bewegen Sie Patienten, wenn möglich, zusammen mit einer Kollegin oder einem Kollegen.
Tipp 5: Körpernahes Arbeiten ist rückengerechtes Arbeiten
In sozialen Berufen ist die Näche zum Menschen das A und O. Hier ist es wörtlich gemeint. Denn je weiter Sie beim Umgang mit Patienten von eben diesen entfernt sind, desto müssen Sie Bewegungen aus Rücken oder Armen heraus ausführen. Wenn Sie jedoch körpernah Arbeiten können Sie Ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagern, was für den Rücken eine echte Wohltat ist. Körpernahes Arbeiten ist also rückengerechtes Arbeiten.
—
*Im Vergleich zur Anzahl der über 80-Jährigen im Jahr 2000. Vergleiche hierzu Roland Berger Strategy Consultants: Fachkräftemangel im Gesundheitswesen: Medizinische Berufe verlieren in Deutschland an Attraktivität, zuletzt abgerufen am 27.08.2015
—
**Die Pressemitteilung zu besagten Veranstaltung finden Sie auf den Internetseiten des BKK-Dachverbands als PDF-Download unter: Gesundes Arbeiten in sozialen Berufen