Tabletten oder Therapie: Was hilft bei ADHS & Co.?

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) gehört inzwischen zu der am häufigsten diagnostizierten psychiatrischen Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Statistisch gesehen leiden hierzulande rund fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren unter diesem Symptom. Medien sprechen in diesem Zusammenhang gerne von der „Volkskrankheit ADHS“. Die breite Öffentlichkeit ist gespalten. Die eine Seite ist davon überzeugt, dass ADHS nichts weiter ist, als ein Euphemismus für „Nervensägen“. Die andere Seite erkennt das Phänomen durchaus als Krankheit an, ist sich aber uneinst, was dagegen hilft – Medikamente  oder eine Psychotherapie?

Mehr als eine Modediagnose

ADHS-Kinder – und -Erwachsene – haben es nicht leicht: weil es sich hierbei um eine psychische Erkrankung handelt, ist sie nur sehr schwer zu diagnostizieren. Selbst Experten wagen es von Fall zu Fall nicht, ein endgültiges Untersuchungsergebnis abzugeben. Das bringt der Krankheit den Ruf einer willkommenen Modediagnose ein. Ähnliches gilt für die aus Hyperaktivität resultierenden Erkrankungen, wie Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche), Dyskalkulie (Rechenschwäche). Oft wird den betroffenen Kindern und Jugendlichen Faulheit unterstellt, statt sie mit Hilfe einer Lerntherapie zu unterstützen.

ADHS: Ein Plus von über 40 Prozent

Neuen Zündstoff erhielt die ADHS-Diskussion nach der Veröffentlichung von Zahlen, welche die Krankenkasse Barmer GEK in einem Zeitraum zwischen 2006 und 2011 ermittelt hat. Diesen zufolge stellten Ärzte bei immer mehr Kindern und Jugendlichen in Deutschland Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen fest. Die Zahl der diagnostizierten Fälle stieg bei den unter 19-Jährigen innerhalb von nur fünf Jahren um 42 Prozent. Das geht aus dem Barmer-Arztreport 2013 (PDF) hervor. Im Alter von elf Jahren erhielten rund sieben Prozent der Jungen und zwei Prozent der Mädchen eine Verordnung mit dem Medikament Ritalin.

Dabei greifen bei der Behandlung von jungen ADHS-Patienten immer weniger Ärzte in Deutschland zum Rezeptblock. Im Zeitraum von 2009 bis 2012 ist die Zahl der Kinder zwischen sechs und 17 Jahren, die Medikamente gegen das sogenannte „Zappelphilipp-Syndrom“ verschrieben bekommen haben, bundesweit um gut 3,4 Prozent zurückgegangen.

Psychomotorik und Lernförderung für mehr Selbstvertrauen

Generell scheint sich unter Medizinern, Pädagogen und Psychologen verstärkt die Erkenntnis durchzusetzen, dass man in puncto ADHS, Legasthenie und Dyskalkulie nicht auf Tabletten oder andere pharmazeutische Produkte zurückgreifen sollte – zumindest nicht ausschließlich. Für die Behandlung raten immer mehr zu besonderen Formen der Lernförderung. Darüber hinaus könnte man sich Erkenntnissen des an der Universität Osnabrück angesiedelten Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) zunutze machen. Im Rahmen einer groß angelegten Studie haben die am Institut tätigen Wissenschaftler herausgefunden, dass bereits im Kindesalter praktizierte psychomotorische Förderung die Herausbildung Kompetenzen wie Selbstsicherheit und Umgang mit Ängsten unterstützt.

HCC Redaktion

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