Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen Realität. 50 Prozent der Unternehmen sehen im Fachkräftemangel eine Gefahr für ihre Zukunft. Für Arbeitgeber wird es daher immer wichtiger, ihre Mitarbeiter an sich zu binden und sie weiter zu qualifizieren. Entscheidend dafür ist ein attraktives Arbeitsumfeld. Viele Angestellte wünschen sich individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Dazu gehört auch die Weiterbildung von Mitarbeitern. Wir verraten Ihnen, welche Möglichkeiten der Weiterbildung vorhanden sind, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist und was es sonst noch zu wissen gibt.
Vorteile einer gezielten Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter
Auch wenn die Weiterbildung von Mitarbeitern für das Unternehmen erst einmal eine Investition ist, können Arbeitgeber langfristig davon profitieren. Zum Beispiel steigt die Qualifikation des Mitarbeiters. Darüber hinaus fühlt er sich wertgeschätzt und gesehen, was zu einer stärkeren Bindung zum Unternehmen führt und zugleich die Motivation des Mitarbeiters wachsen lässt.
Doch auch für neue Fachkräfte wird der Betrieb dadurch attraktiver. Denn sie entscheiden sich vielleicht eher für einen Arbeitgeber, bei dem sie später Weiterbildungen in Anspruch nehmen können, als für einen, der in diesem Bereich nichts zu bieten hat.
Welche Möglichkeiten der Weiterbildung von Mitarbeitern gibt es?
Zu Weiterbildungen zählen alle beruflichen, schulischen und akademischen Maßnahmen, die weitere Qualifikationen vermitteln sollen. Manche von ihnen zielen auf einen Berufsabschluss oder einen akademischen Abschluss ab. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Möglichkeiten der Weiterbildung für Personen vor, die sich bereits im Berufsleben befinden.
Weiterbildung von Mitarbeitern in Form von Lehrgängen und Kursen
Diese Art der Weiterbildung ist für Arbeitgeber besonders attraktiv. Denn sie ermöglicht eine punktgenaue Anpassung an die Bedürfnisse des Unternehmens. Lehrgänge oder Kurse können nur einen Tag andauern oder sich über mehrere Wochen verteilen, sodass sich eine beliebige Menge an Stoff vermitteln lässt. Beruflichen Weiterbildungen können wie folgt gestaltet werden:
- In-House-Seminare: Die Lehrperson kommt in den Betrieb und vermittelt den Mitarbeitern vor Ort und in ihrem gewohnten Team den Lernstoff.
- Fernunterricht über Videolehrgänge: Der Mitarbeiter nimmt selbstständig an einem Seminar oder Lehrgang teil und kommuniziert mit seinen Dozenten über das Internet. Der Unterricht kann ortsunabhängig stattfinden. Dadurch können auch Angebote von weiter entfernten Bildungsinstituten in Anspruch genommen werden.
- Lehrgänge bei Bildungsinstituten: Die Mitarbeiter fahren zum Anbieter der Weiterbildung. Gegebenenfalls können Kurse auch in Hotels stattfinden.
Berufsbegleitendes Studium
Mittlerweile gibt es viele Studiengänge, an denen die Mitarbeiter parallel zum Beruf teilnehmen können. Die Kosten dafür trägt entweder der Mitarbeiter selbst oder der Arbeitgeber. Manchmal einigen sich auch beide Seiten darauf, jeweils einen Teil der Kosten zu übernehmen.
Ein berufsbegleitendes Studium kann auch an einer Fernhochschule absolviert werden. Dadurch spart sich der Mitarbeiter viel Zeit, denn er muss nicht in der Hochschule erscheinen, sondern kann an den Seminaren und Vorlesungen einfach von zu Hause aus teilnehmen.
Vollzeitstudium – in kurzer Zeit zum akademischen Titel
Ein berufsbegleitendes Studium dauert in der Regel viele Jahre. Wer Vollzeit studiert, kann hingegen deutlich schneller fertig werden und zum Beispiel seinen Bachelor in nur zwei Jahren durch einen Master ergänzen. Durch den höheren Abschluss bekommt der Mitarbeiter bessere Chancen auf leitende Positionen.
Für den Arbeitgeber ist ein Vollzeitstudium natürlich wenig interessant. Denn es würde bedeuten, dass der Mitarbeiter während dieser Zeit dem Unternehmen nicht zur Verfügung steht. Es ist vielmehr eine attraktive Option für Arbeitnehmer, die gerade aus einem Arbeitsverhältnis kommen und ein bisschen Geld angespart haben. Sie können dann das Studium in drei oder zwei Jahren durchziehen und sich anschließend mit der höheren Qualifikation bei einem anderen Unternehmen bewerben.
Nicht alle Studiengänge sind frei zugängig. Zahlreiche von ihnen haben eine Zulassungsbeschränkung, die den Traum vom Studium oft wie eine Seifenblase zerplatzen lässt. Dabei muss das gar nicht sein. Oft können Anwärter einen Platz in der Hochschule einklagen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Weiterbildung von Mitarbeitern?
Der Zeitpunkt für eine Weiterbildung für Mitarbeiter muss für Arbeitgeber und Mitarbeiter gleichermaßen sinnvoll sein. Durchlebt der Arbeitnehmer gerade eine stressige private Phase, wird er kaum den Kopf freihaben, um sich neben dem Beruf weiteres Wissen und neue Fähigkeiten anzueignen.
Wenn es im Betrieb gerade drüber und drunter geht, wird hingegen seine Arbeitskraft gebraucht. Beide Parteien sollten sich also im Vorfeld absprechen. Arbeitgeber sollten zusätzlich folgende strategische Überlegungen treffen:
- Wann brauche ich eine neue qualifizierte Führungskraft, die sich auf einem bestimmten Spezialgebiet auskennt? Wie lange wird es dauern, um einen meiner Mitarbeiter dafür weiterbilden zu lassen? Die Digitalisierung stellt zum Beispiel Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor zahlreiche Herausforderungen und fordert neue Fähigkeiten.
- Steht aktuell ausreichend Budget für die Finanzierung von Weiterbildungen zur Verfügung? Lohnt sich die Investition im Hinblick auf den dadurch zu erwartenden Gewinn?
- Treten die Mitarbeiter auf der Stelle? Wirken sie unmotiviert und gelangweilt? Bieten Sie durch eine Weiterbildung für Mitarbeiter neue Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Das steigert die Motivation und fördert die Mitarbeiterbindung.
- Sie finden keine neuen Fachkräfte mit den gewünschten Skills? Dann bilden Sie doch einfach Ihre langjährigen, loyalen Mitarbeiter entsprechend weiter.
- Im Unternehmen herrscht gerade Leerlauf und Sie müssen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken? Auch das ist ein guter Zeitpunkt für eine Weiterbildung. Denn die Angestellten haben jetzt viel Zeit, um sich auf einen Lehrgang oder ein Studium zu konzentrieren.
Den einen richtigen Zeitpunkt für eine Weiterbildung für Mitarbeiter gibt es wohl nicht. Immer finden sich Gründe, die dagegen sprechen. Wichtig ist jedoch, dass Weiterbildungen entsprechend geplant und sinnvoll in die Unternehmensabläufe eingegliedert werden.
Fördermittel für Weiterbildungen in Anspruch nehmen
Arbeitgeber werden bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nicht gänzlich allein gelassen. In bestimmten Fällen besteht die Möglichkeit, Fördermittel durch die Agentur für Arbeit zu bekommen. Um die Voraussetzung für den Erhalt der Fördergelder zu erfüllen, muss ein Lehrgang mehr als 120 Stunden umfassen. Außerdem sollten sich Unternehmen dafür an einen Träger wenden, der von der Agentur für Arbeit für die Förderung zugelassen wurde. Besondere Fördermittel gibt es außerdem, wenn Unternehmen Mitarbeitern in Kurzarbeit eine Weiterbildung anbieten.
Weiterbildung für Mitarbeiter auch ohne Arbeitgeber möglich
Nicht alle Arbeitgeber ermöglichen ihren Mitarbeitern Weiterbildungen. Manche Betriebe sind einfach zu klein. In anderen ist man der Meinung, dass Weiterbildungen nur etwas für junge Mitarbeiter sind. Angestellte haben aber trotzdem die Möglichkeit, ihre beruflichen Fähigkeiten auf eigene Faust zu optimieren.
In den meisten deutschen Bundesländern besteht ein Anspruch auf sogenannten Bildungsurlaub. Meist handelt es sich dabei um fünf Tage im Jahr, an denen der Arbeitgeber dem Mitarbeiter eine Freistellung gewähren muss. Diese kann er dann für eine Weiterbildung nutzen.
Arbeitgeber sollten sich bewusst sein, dass sich Mitarbeiter schnell umorientieren, wenn sie nicht bei ihrem beruflichen Werdegang unterstützt werden. Es besteht die Gefahr, dass sie bald zu einem anderen Unternehmen wechseln. Unternehmen tun also gut daran, ihre Mitarbeiter auf ihrem Wunsch nach Weiterqualifizierung zu unterstützen – sie profitieren schließlich auch selbst davon.
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