Scrum und agiles Management als Prävention gegen Burnout

Junger Mann klebt lachend Post-its an eine Glaswand, die als Scrumboard genutzt wird

In der heutigen Arbeitswelt steigt das Risiko von Burnout und Überbelastung. Besonders die Jahre der Covid19-Pandemie haben Arbeitnehmern viel abverlangt. Die Burnout-Zahlen sind, besonders unter jungen Menschen mit Familie, in die Höhe geschnellt. Zeit, eine langfristige Strategie zur Prävention zu entwickeln. Scrum und agiles Management bieten Ansätze, um diese Herausforderungen anzugehen. Sie fördern ein Arbeitsklima, das auf Zusammenarbeit, Selbstbestimmung und Anpassungsfähigkeit basiert, und können so zur Prävention von Burnout beitragen.

Burnout und Überlastung am Arbeitsplatz

Wer am Arbeitsplatz chronisch überbelastet ist, brennt aus. Langfristiger Stress oder eine Arbeitsumgebung, die über- oder auch unterfordert können zu einem Burnout-Syndrom oder sogar zu Depressionen führen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit der Mitarbeiter.

Die Schaffung einer Arbeitsumgebung, die vor diesen Belastungen schützt, ist sowohl im Interesse der Arbeitnehmer als auch in dem der Angestellten. Denn Burnout und Überlastung haben chronische Erschöpfung, sinkende Arbeitsleistung, erhöhten Krankenstand und sogar zu schwere Gesundheitsprobleme zur Folge. Daher ist es wichtig, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber präventive Maßnahmen ergreifen.

Der Einsatz von Scrum und anderen agilen Management Methoden kann durch die Förderung von Selbstbestimmung und die Schaffung von Freiräumen einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Arbeitsumgebung leisten.

Statistiken und aktuelle Zahlen

Eine Studie der US-amerikanischen Unternehmensberatung Deloitte aus dem Jahr 2022 stellte fest, dass 77 Prozent der 1.000 Befragten bereits mindestens einmal einen Burnout erlitten. Abgesehen von der hohen Belastung für die einzelnen Mitarbeiter ist das auch für die Unternehmen ein ernstzunehmendes Problem. Denn Mitarbeiter, die unter Burnout leiden

  • neigen dazu, in Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen zu geraten
  • haben Probleme, Deadlines zu erfüllen und ihre Aufgaben zu priorisieren
  • könnten im Endeffekt wegen anhaltender psychischer Belastung kündigen.

Auch der Krankenstand erhöht sich. Im vergangenen Jahr war das Burnout-Syndrom mit 8 % unter den berufsbedingten Erkrankungen vertreten. Mit 63% höherer Wahrscheinlichkeit nehmen Burnout-Patienten einen Krankheitstag in Anspruch.

Scrum und agiles Management fördern Transparenz und Kooperation. Dadurch können Sie dazu beitragen, die Arbeitsbelastung zu reduzieren, die Motivation zu steigern und somit ein gesundes Arbeitsklima zu schaffen.

Was sind die Ursachen von Überbelastung und Burnout?

Die Überbelastung am Arbeitsplatz kann durch eine Reihe von Faktoren verursacht werden:

  • Unklare Rollen- und Aufgabenverteilung sein. Wenn Mitarbeiter nicht genau wissen, was von ihnen erwartet wird, oder wenn ihre Aufgaben unklar oder widersprüchlich sind, kann dies zu Stress und Überlastung führen.
  • Fehlende Motivation: Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Arbeit keinen Sinn hat oder ihre Bemühungen nicht anerkannt werden, kann dies zu Frustration und Erschöpfung führen.
  • Überstunden und hoher Zeitdruck: Hieraus entsteht Stress – kurzfristig ist das kein Problem. Wenn Stress und Druck aber dauerhaft anhalten, können sie zu Burnout führen.
  • Mangel an Ressourcen: Steht für ein Projekt zu wenig Personal zur Verfügung oder fehlt es an der technologischen Unterstützung führt auch das zu Stress, Überbelastung und Frust.
  • Mangel an Selbstbestimmung und Kontrolle: Wer sich ständig fremdbestimmt fühlt und selbst keinen Sinn in seiner Arbeit sieht, fühlt sich schnell bevormundet und gestresst.

All diese Faktoren können zusammenwirken und zur Entwicklung von Burnout führen, einem Zustand von chronischer Erschöpfung, Zynismus und verminderter Leistungsfähigkeit. Burnout ist oft das Ergebnis von langfristiger Überbelastung und ungelöstem Stress am Arbeitsplatz.

Wie können agiles Management und Scrum Überbelastung reduzieren?

Um Burnout und Überbelastung effektiv vorzubeugen, sollte ein Arbeitsplatz geschaffen werden, an dem Mitarbeiter sich selbst verwirklichen können und an den sie motiviert und gerne jeden Tag zurückkehren. Agiles Management und Scrum bieten hierfür vielversprechende Ansätze.

Was ist Scrum?

Scrum ist ein agiles Projektmanagement-Framework, das ursprünglich für die Softwareentwicklung entwickelt wurde. Inzwischen hat es sich aber in verschiedenen Branchen durchgesetzt. Das Hauptziel von Scrum ist es, komplexe Projekte effektiver und effizienter zu gestalten, indem es den kontinuierlichen Austausch und die Zusammenarbeit im Team fördert.

Scrum basiert auf Sprints, das sind fest definierte Arbeitsperioden, die normalerweise zwei bis vier Wochen dauern. Innerhalb eines Sprints erledigt das Team eine vorher festgelegte Anzahl von Aufgaben, die in der Prioritätenliste, dem sogenannten Product Backlog, festgelegt wurden.

Zu den Schlüsselrollen in Scrum gehören der Product Owner, der für die Definition und Priorisierung der Aufgaben verantwortlich ist, das Entwicklungsteam, das die Aufgaben erledigt, und der Scrum Master, der dafür sorgt, dass das Team die Scrum-Prinzipien und -Praktiken korrekt umsetzt. Durch regelmäßige Meetings, darunter das tägliche Stand-up-Meeting und die Sprint-Review, fördert Scrum eine transparente, adaptive und kollaborative Arbeitsumgebung.

Wie kann Scrum zu einer gesunden Arbeitsumgebung beitragen?

Scrum kann ein gesundes Arbeitsklima fördern, indem es bestimmte Führungswerte und -prinzipien betont. Scrum beruht auf Werten wie Transparenz, Inspektion und Anpassung. Diese Werte ermöglichen eine offene und ehrliche Kommunikation und fördern das kontinuierliche Lernen. Dadurch ermöglicht Scrum es den Teams, sich schnell an Veränderungen anzupassen. Darüber hinaus werden die Scrum-Teams ermutigt, selbstorganisiert zu sein. Dadurch arbeiten sie selbstbestimmt und übernehmen die Verantwortung für ihre Arbeitsweise und ihre Ergebnisse.

Durch diese Prinzipien fördert Scrum die Selbstbestimmung und die Freiheiten der Mitarbeiter.  In Scrum-Teams haben die Mitglieder die Kontrolle über ihre Arbeit, entscheiden gemeinsam, wie Aufgaben angegangen werden, und passen ihre Arbeitsmethoden bei Bedarf an. Dieser Ansatz stärkt das Gefühl der Autonomie und Beteiligung und kann dazu beitragen, Burnout durch Überbelastung und mangelnde Kontrolle zu verhindern.

Auch die Zusammensetzung der Teams kann ein gesundes Arbeitsklima fördern. In der Regel sind sie cross-funktional, bestehen also aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Fachkenntnissen bestehen. Dies fördert die Zusammenarbeit und das Lernen voneinander. Dadurch werden Silodenke und Hierarchien abgebaut.

Ein weiterer Faktor, der sich günstig auswirkt, ist die Kommunikation. Sie spielt bei Scrum eine zentrale Rolle. In regelmäßigen Meetings wie dem tägliche Stand-up-Meeting, teilen die Teammitglieder ihre Fortschritte, sprechen Probleme an und können auch um Unterstützung bitten. Dies fördert eine offene und unterstützende Arbeitsumgebung und hilft dabei, mögliche Probleme oder Konflikte frühzeitig zu erkennen und anzugehen.

Somit kann Scrum dazu beitragen, ein gesundes Arbeitsklima zu schaffen, das auf Vertrauen, Zusammenarbeit und kontinuierlicher Verbesserung beruht.

Gesund durch Scrum

Scrum und agiles Management können dazu beitragen, Burnout und Überbelastung vorzubeugen, indem sie eine Kultur der Transparenz, Zusammenarbeit und Selbstbestimmung fördern. Durch klar definierte Rollen, regelmäßige Kommunikation und die Betonung der Teamautonomie können sie das Stressniveau senken und ein gesundes Arbeitsklima schaffen. Agiles Arbeiten ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Arbeit besser zu kontrollieren und anzupassen, was letztendlich zur Prävention von Burnout beitragen kann.

Quelle Coverbild: © fizkes | stock.adobe.com

HCC Redaktion

... schreibt über alle möglichen Themen rund um Mitarbeitergesundheit und Personal. Wichtige Schwerpunkte liegen auf der Arbeitsplatzgestaltung, Psyche, Ernährung, Bewegung und weiteren Einflussfaktoren nachhaltiger Gesundheitsprävention. Neben Fachartikeln und Tipps & Tricks-Beiträgen werden Interviews mit einschlägigen Persönlichkeiten zu BGM, BGF und mehr veröffentlicht.

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