„Unser Gehirn braucht Pausen, um produktiv zu sein“, so Argang Ghadiri, Experte für Neuroökonomie und Neuroleadership im HCC-Interview. Und Pause machen die deutschen Angestellten am liebsten mit einer Tasse Kaffee. Das zeigt sich unter anderem dadurch, dass der Absatz von Kaffeekapseln steigt und steigt und seigt ... . Doch wie viel Kaffee ist für uns gesund und was sagt eigentlich der Chef dazu beziehungsweise darf er überhaupt etwas dazu sagen? Im folgenden Kompaktüberblick ein paar Antworten zu diesen Fragen.
Kaffeekonsum weiterhin auf hohem Niveau
„Deutschland ist und bleibt ein Kaffeeland“, so Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen
Kaffeeverbandes.* Preibisch Angaben zufolge haben die Deutschen 2014 im Schnitt 162 Liter Kaffee getrunken – pro Kopf! Im Vergleich zu 2013 ist dies nur ein leichter Rückgang (165 Liter). Daran haben zweifelsohne auch die Kaffeekapseln ihren Anteil, denn inzwischen wird mehr als jede zehnte Tasse Kaffe in Einzelportionen – bestehend aus Pads und Kapseln – verkauft. Hier liegt der Marktanteil bereits bei 13 Prozent (2013 noch 11,7 Prozent). Gerade die Kapseln, wie zum Beispiel alternative Nespresso Kapseln von Gourmesso, haben hier für steigende Absatzzahlen gesorgt: „Konsumenten haben im vergangenen Jahr zunehmend Kaffee in der Kapsel gekauft. Wir haben hier ein Wachstum von knapp 40 Prozent erlebt“, so Preibisch weiter.
Kaffee und Schlaganfall? Lieber mit dem Rauchen aufhören!
Die Frage, ob zu viel Kaffee der Gesundheit schadet, stellt sich die Öffentlichkeit schon seit Jahren. Wissenschaftler hingegen forschen an dieser Frage bereits seit Jahrzehnten. Zu ihnen gehört auch Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Dieser sagt „Kaffee ist – in Maßen genossen – kein Risikofaktor für den Schlaganfall. Wir raten den Menschen, lieber auf den Blutdruck zu achten, sich zu bewegen und nicht zu rauchen.“ Basierend auf der neuesten, größten und wohl auch genauesten Studie über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die von Forschern der Universitäten Harvard (USA) und Singapur durchgeführt wurde**, schlussfolgert Prof. Diener zum Thema Schlaganfall-Risiko: Fünf Tassen Kaffee pro Tag sind kein Problem. Mehr als neun sollten es aber auf keinen Fall sein.
Arbeitsrecht: Ab wann ist eine Kaffeepause eine Pause?
Eine andere Frage, die sich mancher Angestellte einmal stellen: Gehört meine Kaffeepause zur Arbeitszeit. Hier ist die Regelung tatsächlich nicht eindeutig! Die wenigsten Chefs werden es tatsächlich beanstanden, wenn sich mal ihr Mitarbeiter kurz von seinem Arbeitsplatz erhebt, sich eine Tasse Kaffee und sich mit eben dieser wieder an seinen Schreibtisch gesellt. Anders, so sehen es zumindest die dafür fachkundigen Juristen, verhält es sich, sobald jemand länger in der Küche verweilt und bei einer Tasse Kaffee mit den Arbeitskollegen einen Plausch hält. Dann macht er, arbeitsrechtlich gesehen, eine Pause. Schließlich wird in dieser Zeit vom Angestellten keine Leistung erbracht. Folglich muss ihn sein Arbeitgeber nicht dafür bezahlen.
Sollte hier der Arbeitgeber auf eine korrekte Dokumentation der Arbeitszeit, zum Beispiel via Stempeluhr oder dafür vorgesehene Formulare, bestehen und wird dieser nicht Folge geleistet, droht eine Abmahnung. Schlimmer noch, werden bei der gewünschten Dokumentation vorsätzlich falsche Angaben gemacht: dann droht die fristlose Kündigung (siehe hierzu ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Niedersachsen, vom 18. Januar 2010, Aktenzeichen: 9 Sa 1913/08, nachzulesen auf openjur.de/u/324996).
Am besten den Chef fragen
Sollten Sie als Arbeitnehmer jetzt unsicher sein, lassen Sie sich durch diesen Umstand nicht Ihre verdiente Tasse Kaffee vermiesen. Am besten ist, Sie fragen Ihren Chef gleich am ersten Tag, wie es in seiner Firma gehandhabt wird. Dann fahren Sie auf jeden Fall auf der sicheren Seite und können Ihren Kaffee ungestört genießen.
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*Die Pressemitteilung des Deutschen Kaffeeverbandes, aus dem die Daten entnommen wurden, können Interessierte unter folgendem Link als PDF herunterladen: http://www.kaffeeverband.de/images/dkv_pdf/oeffentlich/Pressemitteilungen2015/PM_Gesamtmarkt_Kaffee_2014.pdf
**Vgl.: Bhupathiraju, Ding M. et al.: „Long-term coffee consumption and risk of cardiovascular disease: a systematic review and a dose-response meta-analysis of prospective cohort studies“, in: Circulation 11/129 (6), S. 643 – 659.