Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM): Motive und Hemmnisse

Wie ist Betriebliches Gesundheitsmanagement möglich? Flexibilisierung, technologischer Fortschritt, demografischer Wandel, ein hoher internationaler Wettbewerbsdruck sowie hohe Qualitätsansprüche führen zu höheren Anforderungen an die Betriebe und deren Mitarbeiter. Viele Beschäftigte klagen über Zeitdruck, die zunehmend älteren Beschäftigten sind zwar seltener krank, jedoch länger.

Die Betriebe müssen nun die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiter aktiv fördern, um auf diesem Wege den Belastungen zu begegnen und gleichzeitig auch die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu stärken. Eine schlechte Arbeitsorganisation und grundsätzlich schlechte Arbeitsbedingungen können sich negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken und damit unmittelbar auf den betrieblichen Erfolg.

Betriebliches Gesundheitsmanagement in mittelgroßen Unternehmen

Zur Förderung des betrieblichen Gesundheitsmanagements in mittelgroßen Unternehmen hat TNS Infratest Sozialforschung im Auftrag der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) eine repräsentative Befragung zum Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement in Betrieben des produzierenden Gewerbes mit einer Beschäftigtenzahl zwischen 50 und 499 Mitarbeitern durchgeführt.

Die Studie sucht Antworten auf folgende Fragen:

  • Welche Motive veranlassen Betriebe, sich in der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu engagieren und diese systematisch zu betreiben und nachhaltig in der eigenen Organisationskultur zu implementieren?
  • Von welchen Schwierigkeiten sowohl bei der Ein- als auch der Durchführung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement berichten diese Unternehmen? Wie können durch begleitende Maßnahmen seitens der Krankenkassen, Unfallversicherungsträger und anderer Akteure solche Schwierigkeiten für die Zukunft vermieden werden?
  • Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Betriebe, die Betriebliches Gesundheitsmanagement betreiben?
  • Was hat Betriebe bislang davon abgehalten, Betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen, welche Hindernisse geben sie an?
  • Welche Angebote oder Bedingungen könnten Betriebe trotzdem zu einem Engagement bewegen?
  • Welche Empfehlungen lassen sich aus diesen Ergebnissen für die strategische Ausrichtung der Krankenkassen und Unfallversicherungsträger sowie deren Zusammenarbeit ableiten?

Zusammenfassung der Ergebnisse

• 36 Prozent führen Betriebliches Gesundheitsmanagement in ihrem Betrieb durch

• 5 Prozent planen, BGM in den nächsten zwölf Monaten einzuführen

• 13 Prozent führen zwar kein systematisches Gesundheitsmanagement durch, bieten ihren Beschäftigten aber Einzelmaßnahmen wie Gesundheitstage oder Präventionskurse in ihrem Betrieb.

Als Gründe für die Einführung von BGM nannten die Befragten:

• 88 Prozent: soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern

• 46 Prozent: Unterstützung der Krankenkassen

• 42 Prozent: hohe krankheitsbedingte Fehlzeiten

Den abgefragten Zielen verbesserte Produktivität und höhere Leistungsfähigkeit sowie gesteigerte Arbeitsmotivation der Belegschaft und Hinweise für Verbesserungspotenziale stimmten die Befragten fast durchgängig zu (jeweils um 95 Prozent).

Trotz allem gibt es eine Fülle an Hindernissen, die Unternehmen vor Beginn ihrer Aktivitäten in diesem Feld zu berichten haben oder die ihnen im Prozess der Auseinandersetzung mit BGM begegnen. Betriebe, die BGM bereits eingeführt haben, sehen neben dem Vorrang des Tagesgeschäfts und den fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen als wesentliche Hindernisse bei der Ein- und Durchführung eine Reihe von Informationsdefiziten.

Darüber hinaus hatten viele Betriebe mit Informationsdefiziten, wie beispielsweise fehlendem Wissen (38 Prozent) zur Umsetzung von BGM oder fehlenden Kenntnissen über externe Unterstützungsmöglichkeiten (33 Prozent), zu kämpfen. Auf die Frage, welche Hilfestellungen sich die Betriebe gewünscht hätten, berief sich die Mehrzahl der Betriebe auf Maßnahmen, die dazu geeignet erscheinen, die genannten Wissensdefizite abzubauen. Konkret wollten 59 Prozent der Betriebe gute Beispiele aus der Region oder aus der Branche genannt bekommen. Und ca. die Hälfte der Betriebe hätte gerne mehr Informationen über die steuerlichen Vorteile und den betriebswirtschaftlichen Nutzen von BGM.

>> Weitere Ergebnisse und Details der Studie erfahren Sie im iga-Report 20 <<

Ausgehend von den Wünschen, Möglichkeiten und Empfehlungen, mit denen die Kranken- und Unfallversicherung mehr Betriebe langfristig von BGM überzeugen könnten, schließt das folgende Wege ein:

• ein besseres Informationsmanagement (Flyer, Broschüren, Gespräche, Datenbanken, Info-Pakete, breitere Öffentlichkeitsarbeit),

• Argumentation von Kosten-Nutzen-Aspekten,

• die Aufbereitung guter Praxisbeispiele aus Region und/oder Branche und

• die Schaffung von Anreizen für Betriebliche Gesundheitsförderung, wie z.B. durch die Verleihung von Preisen, Prämien oder ein Bonusprogramm,

• die Initiierung/Ausweitung von regionalen und überregionalen Netzwerken,

• die vermehrte Kooperation zwischen Krankenkassen und Unfallversicherungsträgern,

• den Einsatz von Referenzen/Mentoren/Multiplikatoren/Promotoren,

• modulare und regionale Modelle und

• spezielle Ansätze und Konzeptionen für kleine und mittlere Unternehmen

Wie drei mittlere Unternehmen das Betriebliche Gesundheitsmanagement für sich umgesetzt haben, können Sie im folgenden Video sehen:

Weitere Informationen

Über den Fehlzeitenreport der AOK

Wege zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement: Ganz kurz und knapp sind in einem Flyer die im iga-Reporte benannte Hürden bei der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements und Hinweise, wie diese genommen werden können, zusammengefasst.

HCC Redaktion

... schreibt über alle möglichen Themen rund um Mitarbeitergesundheit und Personal. Wichtige Schwerpunkte liegen auf der Arbeitsplatzgestaltung, Psyche, Ernährung, Bewegung und weiteren Einflussfaktoren nachhaltiger Gesundheitsprävention. Neben Fachartikeln und Tipps & Tricks-Beiträgen werden Interviews mit einschlägigen Persönlichkeiten zu BGM, BGF und mehr veröffentlicht.

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