Familie und Beruf. Wunsch und Wirklichkeit

Es ist schon paradox. Immer mehr Arbeitnehmerinnen – und Arbeitnehmer (!) wünschen sich mehr Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf. Doch kaum ein Unternehmen geht auf diesen Wunsch ein.

Jedes sechste Unternehmen ignoriert Familien

Zu diesem Ergebnis jedenfalls gelangt eine Studie der pronova BKK. Für die Untersuchung befragte Marktforschungsinstitut Toluna 1.000 Bundesbürger mit mindestens einem Kind unter zehn Jahren befragt. Die wichtigsten Resultate in der Kurzzusammenfassung:

  • Nur 15 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wir von ihrem Unternehmen Heimarbeit ermöglicht.
  • Nicht einmal 50 Prozent der in Deutschland ansässigen Unternehmen biete variable Arbeitszeiten an.
  • 59 Prozent der Arbeitgeber verzichten auf Teilzeitregelungen.
  • Nur 28 Prozent der berufstätigen Eltern dürfen auf ihrem Arbeitszeitkonto Überstunden ansammeln.

Diskussionen um Schulferien belasten das Betriebsklima

Wäre für viele vermutlich alles halb so schlimm, wenn sie sich wenigstens auf die lieben Kollegen verlassen könnten. Doch Fehlanzeige. Laut „Junge Familien 2015“, so der Titel der eingangs erwähnten pronova BKK-Studie, kassiert jeder zweite Vater beziehungsweise jede zweite Mutter einen böse Blick vom Sitznachbarn, wenn das Kind von der Kita abgeholt werden muss mit den Kollegen und Vorgesetzten ellenlange Diskussionen um Urlaub während den Schulferien führen. Das belastet naturgemäß das Betriebsklima.

Familie und Beruf. Mehr als nur ein Lippenbekenntnis

„Deutsche Firmen sollten die Arbeitnehmer mit Kindern ernster nehmen“, kommentiert Ulrich Rosendahl, Unternehmenssprecher der pronova BKK, die Studienergebnisse. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das sollte mehr sein als nur ein Lippenbekenntnis. Allen voran, wenn man sich vor Augen führt, dass, weiteren Untersuchungen zufolge, Eltern produktiver sind als ihre kinderlosen Kollegen. Mehrere Untersuchungen zu diesem Thema belegen das, so Rosendahl: „Zudem sind sie [die Eltern, Anm. der Redaktion] seltener krank.“

Unternehmen müssen künftig um Fachkräfte werben

Gerade in Zeiten, in denen, bedingt durch den demographischen Wandel, Ökonomen einen zunehmendem Fachkräftemangel prognostizieren, können sich Unternehmen eine solche Haltung nicht leisten. Gerade hoch qualifizierte Fachkräfte laufen den Unternehmen davon, wenn diese von ihnen nicht die passenden Rahmenbedingungen geboten bekommen.

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Mit Text- und Informationsmaterial der pronova BKK. Vgl.: „Studie: Jedes sechste Unternehmen ignoriert Familien“, zuletzt abgerufen am 10.08.2016

HCC Redaktion

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