Gesundheitsschutz bei kultureller Vielfalt am Arbeitsplatz

Zur Steigerung des Erfolgs einer Organisation ist es unumgänglich, dass auf die Erfordernisse von kulturell vielfältigen Belegschaften eingegangen wird. Wird die kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz berücksichtigt, so kann sich dies in erheblichem Maße auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Arbeit auswirken – zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA).

Aus dem Bericht „Diverse cultures at work: ensuring safety and health through leadership and participation“ (Unterschiedliche Kulturen bei der Arbeit: durch Führung und Beteiligung zu Sicherheit und Gesundheitsschutz), der diesen Monat veröffentlicht wurde, geht hervor, dass die Nichtbeachtung kultureller Unterschiede ernsthafte Folgen mit sich bringen kann. Organisationen haben jedoch auch die Möglichkeit, integrativer zu werden und Vielfalt als Chance für positive Auswirkungen sowie als Mittel zum Lernen, zur Veränderung und zur Erneuerung zu nutzen.

Höhere Unfallraten durch Sprach- und Kulturbarrieren

Dr. Christa Sedlatschek, Direktorin der EU-OSHA, unterstreicht die Bedeutung solcher Praktiken: „Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg sind gesunde und motivierte Mitarbeiter, vor allem in Zeiten zunehmenden Wettbewerbsdrucks. Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund stehen besonderen Sprach- und Kulturbarrieren gegenüber, die sich auch in höheren Unfallraten und mehr krankheitsbedingten Fehlzeiten als bei den einheimischen Arbeitnehmern widerspiegeln.“

Problem: Variierende Sicherheitsauffassungen und Fehlkommunikation

Da der Migrantenanteil der Erwerbsbevölkerung in der EU zunimmt, werden viele Arbeitsplätze in der EU kulturell immer vielfältiger. Infolge kultureller Unterschiede kann es zu mangelhafter Kommunikation und Missverständnissen kommen, die Spannungen und Stress auslösen und mit einer geringeren Arbeitszufriedenheit und einer höheren Personalfluktuation einhergehen können. Gegebenenfalls liegt ein erhöhtes Risiko in Bezug auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Arbeit vor, das teils dadurch begründet ist, dass die einzelnen Auffassungen von Sicherheit in einem multikulturellen Arbeitsumfeld variieren können. Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Fehlkommunikation infolge kultureller Unterschiede in 70-80 Prozent aller Unfälle auf See eine Rolle spielte.

Fallstudie zu BMW

Besonderes Augenmerk wird auf eine Fallstudie zum Automobilhersteller BMW in München gelegt. BMW hat eine neue Initiative zur Einbindung von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Herkunftsländern umgesetzt. Im Rahmen dieser Initiative wurde das Führungspersonal im Umgang mit kultureller Vielfalt geschult. Zudem wurden sogenannte Gesundheitsbotschafter eingeführt. Dabei handelt es sich um Mitarbeiter (viele davon selbst Migranten), die im Bereich der Gesundheitsförderung geschult wurden und bei ihren Kollegen eine wichtige Mittlerrolle einnehmen. Auf diese Weise konnten typische Sprachbarrieren und soziale Hindernisse von Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund überwunden werden, die die Gesundheitsangebote des Unternehmens oft nicht nutzen.

Empfehlung: Sicherheitsklima schaffen, an dem sich alle Mitarbeiter beteiligen

Die Empfehlung des Berichts lautet, ein konstruktives Sicherheitsklima zu schaffen, an dem sich alle Arbeitnehmer in einem multikulturellen Arbeitsumfeld beteiligen. Im Bericht werden kulturübergreifende Theorien auf den Arbeitsplatz angewendet. Des Weiteren wird aufgezeigt, dass Führung und Arbeitnehmerbeteiligung bei der Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz an kulturell vielfältigen Arbeitsplätzen maßgebliche Bedeutung zukommt. Es wird empfohlen, dass Führungskräfte ihren Führungsstil anpassen, Sprachbarrieren in Angriff nehmen, ihre Mitarbeiter wirksam im Umgang mit kulturellen Schwierigkeiten schulen und eine integrative Arbeitsumgebung fördern.

Der Bericht wird ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Leistungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz in kulturell vielfältigen Organisationen darstellen und trägt so zur Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze“ der EU-OSHA zum Thema „Partnerschaft für Prävention“ bei. Der Bericht knüpft an den Geist der Zusammenarbeit der Kampagne an und weist darauf hin, dass das Management von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in einer kulturell vielfältigen Umgebung einen Ansatz erfordert, der die Belange mehrerer Gruppen einbezieht.

Weiterführende Informationen:

Bericht „Diverse cultures at work: ensuring safety and health through leadership and participation“ (englisch)
Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze“: „Partnerschaft für Prävention“
Wanderarbeitnehmer (Überblick)

(EU-OSHA)

HCC Redaktion

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