Lärm: App ermöglicht erstmals Langzeit-Messung

Ein Handwerker hält sein Handy in der Hand

Apps, die den MOMENTANEN Lärmpegel messen, gibt es bereits wie Sand am Meer  – jedoch die wichtige Funktion der Langzeit-Messung fehlte bisher. Forscher vom Institut für Softwaretechnik und interaktive Systeme der TU Wien haben zusammen mit einem Partner aus der Privatwirtschaft an einer Lösung für dieses Problem gearbeitet. Mit Erfolg. Die „Noise-O-Meter“ genannte App kann ab jetzt kostenlos heruntergeladen werden.

Lärm macht krank

Ob die Musik des Nachbarn, Verkehrslärm oder auch nur ein etwas zu lautes Gespräch, dass wir zwar mitkriegen, aber nicht daran teilnehmen… Langfristig macht uns Lärm krank.

Laut Weltgesundheitsorganisation gehören zu den Lärm bedingten Gesundheitsschäden unter anderem:

– Hörschäden, Schmerzen und Hörermüdung, inklusive Tinnitus
– Kreislauf bedingte Erkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkt)
– Hormonelle Reaktionen (zum Beispiel Stresshormone)
– Schlafstörungen mit allen kurz- bis langfristigen Konsequenzen
– Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
– Beeinträchtigung von Sprache und Kommunikation
– Beeinträchtigung im sozialen Verhalten (wie Aggressivität,Hilflosigkeit)

Um herauszufinden, ob der Lärm, dem man im Alltag ausgesetzt ist, wirklich gefährlich ist, gilt es den Lärmpegel über einen langen Zeitraum zu beobachten. Das soll nun einem die von Sophisystems und der TU Wien entwickelte App „Noise-O-Meter“ ermöglichen.

„Oft bemerkt man die Lärmbelastung gar nicht“

Der „Noise-O-Meter“ misst den Lärmpegel permanent und schätzt nach psychoakustischen* Berechnungen ab, ob die Umgebung gefährlich laut war. „Oft bemerkt man die Lärmbelastung gar nicht – zum Beispiel im Straßenverkehr, auf dem Weg zur Arbeit“, sagt Horst Eidenberger. Der Experte für Psychoakustik und Mitarbeiter des Instituts für Softwaretechnik und interaktive Systeme der TU Wien hat an der Entwicklung des „Noise-O-Meters“ mit gearbeitet. Zielsetzung der App ist es den Menschen ein Bewusstsein für Lärm mit auf dem Weg zu bringen und die Nutzer dazu motivieren, schädliche Angewohnheiten (zum Beispiel zu laute Musik zu hören) zu überdenken.

Erstaunlich präzise Messungen

Auf zwölf verschiedenen Handy-Typen wurde der „Noise-O-Meter“ getestet und mit Messungen kalibrierter Messgeräte verglichen. „Insgesamt sind die Abweichungen zwischen den Handy-Messungen und dem tatsächlichen Lärmpegel bei allen Handy-Modellen erstaunlich gering“, sagt Eidenberger.

Auch wenn das Handy also keine medizinisch verlässlichen Aussagen liefern kann: Für eine grobe Einschätzung, ob der eigene Alltag ausreichend ruhig oder gefährlich lärmbelastet ist, reichen handelsübliche Smartphones allemal.

(cs)

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Weiterführende Informationen:

*Bei der Psychoakustik handelt es sich, grob zusammengefasst, um eine Disziplin, die den Zusammenhang zwischen den physikalischen Eigenschaften von Lärm und den daraus resultierenden Empfindungen beschreibt. Sie spielt vor allem in der Lärmbekämpfung und -vermeidung eine große Rolle. Weiterführende Informationen finden am Thema Interessierte auf den Internetseiten der Bergischen Universität Wuppertal unter: http://www.dasp.uni-wuppertal.de/ars_auditus/psychoak/psychoak2.htm.

Der kann auf den Internetseiten der TU Wien (http://www.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/8621/) zum kostenlosen Download bereit.

Bildquelle: Aycatcher | stock.adobe.com

HCC Redaktion

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