Bundestagsabgeordneter Roy Kühne nimmt auf der ASH-Tagung Stellung zum Thema Direktzugang in der Physio- und Ergotherapie in Deutschland.
In anderenLändern Alltag, in Deutschland nicht möglich
Auf der Tagung „Physio- und Ergotherapie auf dem Weg zum Direktzugang – Chancen & Hindernisse“ an der Alice Salomon Hochschule Berlin, äußerte sich der Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne zum Thema Direktzugang in der Physio- und Ergotherapie in Deutschland.
Beim Direktzugang können Patientinnen und Patienten ambulante Ergo- oder Physiotherapie als Kassenleistung ohne ärztliche Verordnung in Anspruch nehmen. Bei der Blankoverordnung stellt der Arzt ein Rezept aus, über die Therapie jedoch entscheidet der/die Therapeut/-in autonom. Was in anderen Ländern längst zur Behandlungsroutine gehört, ist in Deutschland derzeit nicht möglich, soll aber auch hierzulande bald zum Therapiealltag gehören, wenn es nach dem Willen der ASH-Tagungsteilnehmer/-innen geht.
Physiotherapie im Direktzugang: sicher, effizient und kostengünstig?
Dr. Roy Kühne, Physiotherapeut und Bundestagsabgeordneter, konnte bereits erste Gespräche auf Bundesebene führen: „Damit Direktzugang und Blankoverordnung auch in Deutschland Realität werden können, sind Gesetzesreformen erforderlich. Diese würden es den Physio- und Ergotherapeuten ermöglichen, einfache diagnostische Zuordnungen selbst zu treffen und Behandlungen ohne ärztliche Anordnung auszuführen.“ Mit der Verlagerung der Therapiehoheit von den Ärzten auf die Therapeuten muss auch eine Übertragung der Budgetverantwortung einhergehen, das heißt die therapeutischen Leistungen müssten aus Sicht der Krankenkassen in irgendeiner Form begrenzt werden. Nicht zuletzt wäre eine zusätzliche Aus- oder Weiterbildung der Therapeuten erforderlich, um die Patientensicherheit bei Diagnostik und Therapie ohne vorherigen Arztbesuch gewährleisten zu können. Erfahrungen aus anderen Ländern belegen, dass Physio- und Ergotherapie im Direktzugang oder mit Blankoverordnung sicher, effizient und kostengünstig sein kann und vor dem Hintergrund des Ärztemangels dazu beitragen kann, Patientenströme so zu steuern, dass auch überlaufene Arztpraxen durch Entlastung profitieren könnten.
Vorbild Niederlande
Chronische Behandlungsverläufe werden dabei minimiert. In den Niederlanden konnten die Krankenkassen durch den Direktzugang deutliche Einsparungen erzielen. Notwendig für den Direktzugang ist allerdings die fachliche Vorbereitung der Therapeutinnen und Therapeuten als fester Bestandteil der Physiotherapie-Studiengänge. Das wäre in den Studiengängen sicherzustellen, bevor diese Versorgungsvariante als Routineleistung eingeführt wird, waren sich die Experten auf der Tagung einig. Die Alice Salomon Hochschule Berlin bietet bereits seit 2011 einen Bachelorstudiengang an, in dem Physio- wie Ergotherapeuten berufsqualifizierend studieren und ihr Staatsexamen ablegen können.
(Alice Salomon Hochschule Berlin via idw)