Studie: „falscher“ Wohnort verursacht Übergewicht

„Sag‘ mir wo du wohnst und ich sag‘ dir was du wiegst“, auf diesen prägnanten Satz lässt sich das Untersuchungsergebnis eines Forschungsteams der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur zusammenfassen. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler sind der Frage auf den Grund gegangen, inwieweit soziale Faktoren Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit von Kindern ausüben.

Übergewichtige Kinder von heute, die adipösen Erwachsenen von morgen?

Mehr als jedes sechste Kind respektive jeder sechste Jugendliche (15 Prozent) in Deutschland ist übergewichtig. Zirka sechs Prozent davon gelten gar als adipös, leiden also unter starkem Übergewicht. Folgen können chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthockdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. „Aus übergewichtigen Kindern werden meist adipöse Erwachsene, deren Kinder wiederum ein erhöhtes Übergewichtsrisiko haben“, so Professor Dr. Elmar Brähler. Der an der Untersuchung beteiligte Forscher war bis 2013 Leiter der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig.

In „benachteiligten“ Ortsteilen fast doppelt so viele Übergewichtigte

Für die Studie sammelten die Wissenschaftler Daten von fast 3.000 Kindern im Rahmen der Einschulungsuntersuchung der Stadt Leipzig. Dafür teilten sie 63 Ortsteile sächsischen Metropole in vier Kategorien ein. Maßgeblich dafür waren der Anteil der Personen mit niedrigem Schulabschluss, die Arbeitslosenquote und das Haushaltseinkommen.


Im Lauf der Untersuchungen konnten sie, neben Schulabschluss und Haushaltseinkommen der Eltern, einen weiteren Faktor als Ursache für Übergewicht bei Kindern ausmachen: „In benachteiligten Ortsteilen zu wohnen, wirkt sich schon bei Vorschulkindern auf deren Gewicht aus“, so Brähler. Mit mehr als zwölf Prozent leben in benachteiligten Ortsteilen der Kategorie 4 rund doppelt so viele übergewichtiger Kinder wie in privilegierten Ortsteilen der Kategorie 1. „Dabei hat sich gezeigt, dass der Wohnort des Kindes neben dem elterlichen Sozialstatus zusätzlichen Einfluss auf das Übergewicht bei Kindern ausübt: Denn wohnt eine Mutter mit niedriger Bildung in einem privilegierten Ortsteil, verringert sich das Übergewichtsrisiko beim Kind“, erläutert Brähler die Forschungsergebnisse.

Wichtige Erkenntnisse für die Präventionsforschung

Vorangegangene Studien im angloamerikanischen Raum zeigen eine mögliche Erklärung: Stark benachteiligte Ortsteile unterscheiden sich von privilegierten nicht nur durch die Bildung und Arbeitssituation ihrer Anwohner, sondern auch durch bauliche Strukturen, Anbindung an die Infrastruktur, Zugang zu Grünflächen, Spielplätzen und Sonneneinstrahlung. „Um mit Präventionsmaßnahmen gezielt Übergewicht bei Kindern bekämpfen zu können, muss in weiteren Studien noch genau erforscht werden, wodurch diese großen Unterschiede verursacht werden“, so Brähler. Mit diesem Wissen könnten die Kommunen Lebensräume so gestalten, dass Kindern eine gesunde Entwicklung möglich ist.

(cs / mit Informationsmaterial der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften)

HCC Redaktion

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