Glück, Trauer, Furcht, Wut, Überraschung und Ekel. Das sind die sechs Emotionen über die der Mensch verfügt. Diese Auffasung stellen Forscher des Institutes of Neuroscience and Psychology der Universität Glasgow aktuell infrage. Denn aus ihrer basiert das menschliche Verhalten auf lediglich vier grundlegenden Gefühlen.
Nur bei Glück und Trauer verändert sich der Gesichtsausdruck
Furcht und Überraschung haben die weit offenen Augen gemeinsam. Wut und Ekel verbindet die gerümpfte Nase. Nach Ansicht der Wissenschaftler, seien dies frühe Anzeichen für grundlegendere Gefahrensignale. Erst später entwickelten sich diese zu Merkmalen, die sich in alle sechs grundlegenden klassischen Ausdrücke von Gefühlen unterscheiden lassen.
Der Ausdruck des Gesichts bei Glück und Trauer ist hingegen während der ganzen Zeit grundlegend verschieden. Laut Jack stimmen diese Ergebnisse mit den evolutionären Vorhersagen überein: Signale werden durch biologische und soziale Rahmenbedingungen in ihrer Funktion optimiert. „Unsere Forschung zeigt, dass nicht alle Gesichtsmuskeln bei einem Gesichtsausdruck gleichzeitig aktiv sind. Sie werden im Laufe der Zeit aktiv – und zwar ausgehend von grundlegenden biologischen bis hin zu sozialspezifischen Informationen.“
Wut in 3D
Um ihre Thesen zu untermauern, nutzte das Wissenschaftsteam um Rachael Jack neue technische Möglichkeiten und eine an der Universität entwickelte Software zur Untersuchung von Gesichtsausdrücken. Für die sogenannte „Generative Face Grammar“ werden Kameras eingesetzt, die ein dreidimensionales Bild von Menschen aufnehmen, die speziell dafür trainiert wurden, alle 42 Gesichtsmuskeln unabhängig voneinander zu aktivieren. Ausgehend von diesen Daten kann ein Computer basierend auf der Aktivierung verschiedener Muskeln spezifische oder zufällige Gesichtsausdrücke auf einem 3D-Modell erstellen.
Die verschiedenen Ausdrücke wurden von den Wissenschaftlern als „Action Units„ bezeichnet. Freiwilligen wurde das realistische Modell in der Folge gezeigt. Sie sollten daraufhin feststellen, welches Gefühl gerade dargestellt wurde. Damit konnten die Forscher analysieren, welche Action Units Beobachter mit bestimmten Emotionen in Zusammenhang bringen.
Im Verlauf der Untersuchungen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Signale für Furcht und Überraschung sowie Wut und Ekel zu Beginn verwechselt werden konnten. Sie wurden erst bei der Aktivierung weiterer Action Units deutlicher erkennbar.
In kulturellen Kontext stellen
„Wir gehen davon aus, dass es nur vier grundlegende Ausdrucksformen von Gefühlen gibt.“ Die Wissenschaftler planen in einem nächsten Schritt, den Gesichtsausdruck in verschiedenen Kulturen zu studieren. Menschen in Ostasien interpretieren laut den Forschern einen Teil der sechs klassischen Emotionen anders. Sie messen den Signalen der Augen mehr Bedeutung zu als den Bewegungen des Mundes.
(cs / pte)