Die demografische Entwicklung Deutschlands ist eine Medaille mit zwei Seiten. Einerseits wird die Wohnbevölkerung hierzulande immer älter, andererseits sinkt die Geburtenrate. Das stellt insbesondere die Pflege vor große Herausforderungen. Um diese zu lösen, muss man den einen oder anderen ungewöhnlichen Pfad beschreiten.
Ältere Menschen: Vorurteile versus Fakten
Stets krank, kaum belastbar, nur bedingt lernfähig … das sind nur einige der zahlreichen Vorurteile, mit denen sich ältere Menschen Tag für Tag auseinandersetzen müssen. Wie haltlos diese sind, haben wir bereits in Generation 50 Plus: Oldies sind Goldies ausführlich thematisiert. Immer Unternehmen stellen fest, dass in Mitarbeitern 50 oder auch 60 Plus vielversprechende und gewinnbringende Fähigkeiten schlummern.
Der Bedarf an Pflege kommt schneller als gedacht
Doch selbst der rüstigste Rentner ist nicht vor plötzlich eintretenden Pflegebedarf gefeit. Und das kann schneller der Fall sein, als gedacht. Schlaganfall, Hirninfarkt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen et cetera kann jeden treffen. Selbst jene, die auf eine gesunde Lebensweise (viel Obst & Gemüse, ausreichend Bewegung, Sport, viel Schlaf, etc.) achten. Früher konnte man sich in Sachen Pflege auf den eigenen Nachwuchs verlassen, was aufgrund veränderter Lebensstile heute nicht mehr der Fall ist.
Die Kosten: alles andere als ein Pappenstiel
Im Dezember 2013 waren, statistischen Angaben zufolge, 2,63 Millionen Menschen pflegebedürftig.* Weit mehr als ein Drittel (71 Prozent) von ihnen wird zu Hause versorgt. Denn aus den eigenen vier Wänden ausziehen? Das kommt nur für die wenigsten in Frage! Anfangs reichen Behelfslösungen, um Pflegebdürftigen diesen Wunsch zu erfüllen:
- hilfsbereite Nachbarn,
- Essen auf Rädern,
- ambulante Pflegedienste.
Doch irgendwann ist auch das nicht mehr genug. Dann bedarf es einer 24-Stunden-Pflege im eigenen Heim. Diese muss man sich allerdings erst einmal leisten können. Ein Blick auf die Kosten eines Pflegeheimplatzes in Deutschland nach Pflegestufe im Jahr 2011 (in Euro) zeigt: Wer damals beispielsweise der Pflegestufe 2 angehörte hatte Anspruch auf Zuschüsse seitens der Pflegekasse in Höhe von 1.279 Euro. Jedoch hatte er selbst Kosten in Höhe von 1.681 Euro für seine Pflege zu tragen.
Video: Auch einmal ungewöhnliche Pfade beschreiten
Es ist nicht zu erwarten, dass die oben beschriebenen Kosten künftig sgnifikant sinken werden. Auf der Suche nach Lösungen muss man es auch einmal wagen, ungewöhnliche Pfade zu beschreiten. Einen dieser Pfade zeigt das folgende Video:
[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: Pflege-Institut.de / YouTube.]Eine der sogenannten vier Freiheiten des EU-weiten Binnenmarktes stellt die Dienstleistungsfreiheit dar. Mit anderen Worten, ein polnischer Gesundheitsdienstleister darf über eine Vermittlungsagentur Pflegekräfte ins EU-Ausland – unter anderem nach Deutschland – entsenden. Die Fachkräfte sind in diesem Fall weiterhin in ihrem Heimatland angestellt – zahlen also die für Polen üblichen Steuern und Sozialbeiträge. Ein Umstand, der die Kosten für eine Pflege hierzulande mindert.
Doch Vorsicht: Natürlich sind auch polnische Fachkräfte nicht „zum Nulltarif“ zu haben. Verbraucherschützer warnen vor Anbietern, die mit „Pflegekräften zu unter 1.000 Euro“ oder ähnliches werben. Zudem ist bei der Recherche nach einer Pflegekraft aus Polen darauf zu achten, ob die Vermittlungsagentur ein Impressum und Informationen zu Kontaktmöglichkeiten in Deutschland anbietet. Ist dies alles gegeben, kommt es auf die Fachkraft selbst an. Verfügt sie über genügend Deutschkenntnisse, geht sie auf die Bedürfnisse des zu Pflegenden ein, und so weiter, und so fort. Schließlich ist – wie in der Überschrift erwähnt – Pflege mehr als nur eine Kostenfrage.
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* Vgl. Destatis: : 71 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, zuletzt abgerufen am 09.12.2015.