Wenn Alkohol aggressiv macht …

Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, da erregte eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) innerhalb der Arbeitswelt großes Aufsehen. Dieser zufolge gingen im Jahr 2012 1,8 Millionen Fehltage und 5.000 Krankschreibungen auf Verhaltensstörungen, verursacht durch zu hohen Alkoholkonsum, zurück. Aber auch in einem anderen Punkt sorgt Alkohol für Probleme. Er macht aggresiv, aber woran liegt das eigentlich?

Alkoholismus: eine Volkskrankheit

Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge, litten in Deutschland allein 2012 weit über neun Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren unter einem ernsthaften Alkoholproblem. Das entspricht mehr als zehn Prozent der aktuellen Wohnbevölkerung. Man kann also durchaus von einer „Volkskrankheit“ sprechen.

Alkohol und Aggression: Berliner Wissenschaftler den Gründen auf der Spur

Noch problematischer wird es für die Betroffenen – und ihre Angehörigen – wenn der Konsum von Alkohol das Aggressionspotenzial steigert. Schon seit Jahren beziehungsweise Jahrzehnten herrschen in Bezug auf die Gründe dafür, sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in der Forschung, unterschiedliche Meinungen vor. Für Berliner Wissenschaftler Anlass genug, um in einer Übersichtsarbeit den aktuellen Forschungsstand zusammenzufassen und festzustellen, worin die Ursachen für alkoholbezogene Gewalt liegen.

Das zentrale Ergebnis ihrer Forschung:

Die sozialen und neurobiologischen Faktoren gehen dies bezüglich oft Hand in Hand. „Indem Alkohol die Botenstoffsysteme im Gehirn durcheinander bringt, wird neben der dämpfenden Wirkung auch die Verhaltenskontrolle beeinflusst“, erklärt Prof. Dr. med. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité. Unter anderem wird durch Alkohol die Aktivität der Amygdala, der Hirnregion, die an der Entstehung von Furcht und Angst beteiligt ist, erhöht. Daher fällt es einem Alkoholisierten schwer, eine Situation, wie zum Beispiel ein versehentlicher Rempler in einer Bar, entspannt einzuordnen. Neben den neurobiologischen Erklärungsmodellen beeinflussen aber auch schon frühkindliche Lebenserfahrungen und traditionelle Rollenmuster das Verhalten bei alkoholbezogener Aggression.

Andere Menschen um Hilfe bitten

Nicht zuletzt aufgrund dieser Ergebnisse hat die oben erwähnte BZgA ihre Präventionskampagne für Jugendliche „Alkohol? Kenn dein Limit.“ auf dieses Thema erweitert. „Mit Informationen im Internet und neuen Plakatmotiven sensibilisieren wir verstärkt für das Risiko von Gewalt und sexuellen Übergriffen durch überhöhten Alkoholkonsum“, so BZgA-Direktorin Prof. Dr. Elisabeth Pott. „Wir wissen aus vielen Gesprächen mit Jugendlichen, dass sie dieses Thema beschäftigt. Daher ist eine Aufklärung, wie man sich in solchen Situationen richtig verhält, besonders wichtig. Beispiele dafür sind: Auf Abstand zu Betrunkenen bleiben, sich nicht zum Mittrinken verleiten lassen, frühzeitig kritische Situationen verlassen oder gezielt andere Menschen um Hilfe bitten.“

Weiter führende Informationen zu diesem Thema sowie ein interessantes Kurzinterview mit Marlene Mortler, der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, findet sich in der aktuellen Ausgabe des „Alkoholspiegel“, der unter folgendem Link zum Download bereit steht:
http://www.bzga.de/presse/publikationen

(cs mit Informationsmaterial der BZgA)

HCC Redaktion

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