Schlafmangel: Modernes Leben spielt keine Rolle

Schlafmangel reduziert unser psychisches und physisches Leistungspotenzial. So weit, so bekannt. Doch was hält uns vom gesunden Schlaf ab? Auf diese Frage gibt zahlreiche Antworten. Unter anderem seien unsere modernen Technologien daran Schuld. Forscher der University of  haben die Schlafgewohnheiten indigener Völker, in deren Welt weder Computer noch Samtphones oder Tablets eine Rolle spielen, über einen längeren Zeitraum näher untersucht. Aufgrund ihrer Beobachtungen stellen sie die heute geltende Thesen zum Schlafmangel infrage.

Tansania, Namibia und Bolivien im Fokus

Schläfst du schon oder bist du noch online? Wie Smartphones uns am Schlafen hindern, hat das Team von bigbrandbeds.co.uk in Form einer Infografik versucht zu beantworten. Aus Sicht der Wissenschaftler um Jerome Siegel ein vollkommen nutzloses Unterfangen. Die Forscher analysierten die Schlafgewohnheiten der Hadza in Tansania, der San in Namibia und der Tsimane in Bolivien. Insgesamt wurden die Schlafgewohnheiten von 94 Personen rund um die Uhr gesammelt. Diese Daten entsprachen in Summe 1.165 Tagen.

Keine Ablenkung, aber trotzdem Schlafmangel

Drei Gruppen von Jägern und Sammlern, die in verschiedenen Teilen der Welt ein einfaches Leben ohne elektrischen Strom, Heizung oder Klimaanlagen, geschweige denn Internet und damit verbunden Störungen, leben. Die natürlichen Rhythmen zur eigenen Hochleistung nutzen ist für sie quasi ein Klacks. Das zentrale Ergebnis ihrer Untersuchungen: Pro Nacht schliefen sie durchschnittlich etwas weniger als 6,5 Stunden. In den Industriegesellschaften gilt dieser Wert als niedrig. Darüber hinaus schlafen die meisten weder regelmäßig zwischendurch noch gehen sie schlafen, wenn es dunkel wird. Sie wachen jedoch auf, bevor die Sonne aufgeht. Ihre Schlafgewohnheiten unterscheiden sich also kaum von jenen in der industrialisierten Welt. Mit anderen Worten, keine Ablenkung, aber trotzdem Schlafmangel.

Wird Sonnenlicht überbewertet?

In diesen Gesellschaften sind die Menschen seit ihrer Geburt natürlichem Sonnenlicht ausgesetzt und einer sich mit dem Wechsel der Jahreszeiten immer wiederholenden Veränderung der Temperaturen. Egal ob mit oder ohne Strom: Keine der drei Gruppen ging in Abstimmung mit dem Sonnenlicht schlafen. Durchschnittlich blieben sie nach dem Sonnenuntergang noch etwas mehr als drei Stunden wach und wurden vor dem Sonnenaufgang wieder wach.

Die untersuchten Personen waren weder fettleibig noch litten sie unter Atherosklerose. Sie waren fit und gesund. Ihre Lebenserwartung lag bei 60 bis 70 Jahren. Laut Siegel sei damit jene weit verbreitete Theorie in Frage gestellt, wodurch die Schlafmenge durch das moderne Leben deutlich verringert worden sei. Damit stehe auch die Einnahme von Schlaftabletten zur Erreichung der „natürlichen“ Schlafmenge infrage.

Sonnenlicht scheint überbewertet. Vielmehr hängen die Schlafgewohnheiten mit der Temperatur – und nicht mit dem Licht – zusammen. Alle drei Gruppen gingen schlafen, wenn die Temperatur sank. Sie schliefen während der kältesten Zeit der Nacht. Damit liegt nahe, dass die im modernen Leben weitgehend verschwundenen Temperaturveränderungen eine Rolle bei der Regulierung des Schlafes spielen könnten.

Auffallend ist, dass die Volksgruppen kaum Schlafstörungen aufweisen. Ihre Schlafzeiten bewegten sich zwischen 5,7 und 7,1 Stunden. Zwischen Beginn und Ende der Schlafperiode lagen zwischen 6,9 und 8,5 Stunden. Jäger und Sammler schlafen im Winter eine Stunde länger als im Sommer.

(mit Informations- und Textmaterial von pressetext.com)

HCC Redaktion

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