Wertschätzung: Ein echter Wettbewerbsvorteil

Im unternehmerischen Alltag wird Wertschätzung gerne mit Lob und Anerkennung für außergewöhnliche berufliche Leistungen gleichgesetzt. Ganz falsch ist diese Interpretation nicht. Schließlich vereinbaren Arbeitnehmer und Arbeitgeber einen Vertrag, in dem festgelegt wird, dass die eine Partei eine zuvor definierte Leistung erbringt, für welche die andere ihn entlohnt. Wer also keine Arbeitsleistung erbringt, die über das zu erwartende Maß hinaus geht, der erfährt auch keine Wertschätzung, so die Logik vieler Unternehmen. Im Folgenden nennen wir drei Gründe, warum diese Definition von Wertschätzung zu kruz greift und warum Firmen sie als festen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur verstehen sollten.

Grund 1: Mit Wertschätzung den Fachkräftebedarf decken

Zugegeben, Aussagen über einen flächendeckenden Fachkräftemangel, wie sie von Teilen der Politik, Medien und auch der Wirtschaft hin und wieder getätigt werden, sind übertrieben. So lautet die einhellige Meinung des Statistischen Bundesamtes, der Bundesagentur für Arbeit und des In­sti­tuts für Ar­beits­markt- und Berufsforschung. Jedoch sind in einigen Berufsfeldern und Regionen durchaus Engpässe erkennbar! Aktuell trifft das für so genannte MINT-Be­rufs­grup­pen (Ma­the­ma­ti­ker, Informatiker, Naturwissenschaftler, Techniker) sowie Gesundheits- und Pflegeberufen zu.

Um diesen zu decken, denken sich Unternehmen immer häufiger: Generation 50 Plus: Oldies sind Goldies. Inzwischen beträgt der Anteil der Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren Mitarbeiter im Alter von 50 bis 59 Jahren eingestellt haben, über 50 Prozent. Und das nicht ohne Grund. So bestätigen, Angaben des Instituts für Wirtschaft Köln (IW-Köln) zufolge, über 30 Prozent aller Unternehmen, die ältere Beschäftige (50+) in ihrem Betrieb haben, dass diese seltener krank sind. Allerdings sagen 27 Prozent der vom IW-Köln befragten Unternehmen auch, dass ihre älteren Arbeitnehmer bereits innerlich gekündigt haben, weil sie von ihrem Arbeitgeber nicht mehr richtig gefördert werden. Das deckt sich mit der Meinung der älteren Beschäftigten. So beklagen, einer weiteren IW-Köln-Umfrage zufolge, fast 40 Prozent der Arbeitnehmer 50 Plus, dass sich die Wertschätzung ihnen gegenüber in den vergangenen Jahren nicht zum Positiven verändert hat. Zehn Prozent monieren gar, dass die Wertschätzung ihnen gegenüber stark abgenommen hat.

Summa summarum gilt: Wer Mitarbeiter 50 Plus braucht, um seinen eigenen Bedarf an Fachkräften zu decken, muss ihnen das auch zeigen – mit Wertschätzung. Nur so kann eine Führungskraft verhindern, dass ältere Beschäftigte demotiviert sind und damit dem eigenen Unternehmen unbewusst mehr schaden als nutzen.

Grund 2: Optimistische Haltung fördern

Erfolg ist stets das Ergebnis von Handlungen. Handlungen sind stets das Ergebnis von Sprache. Wer also möchte, dass seine Mitarbeiter erfolgreich handeln, der muss sie erfolgsorientiert ansprechen. Zum Beispiel könnten Sie zu Beginn eines Jahres das Ziel formulieren, ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent zu steigern. Am Ende des Jahres wurde der Gewinn lediglich um fünf Prozent gesteigert.

Möglichkeit Nr. 1: Sie halten eine Ansprache, in der Sie betonen, dass Ihre Mitarbeiter das angestrebte Ziel gerade einmal zur Hälfte erfüllt haben.

Möglichkeit Nr. 2: Sie halten eine Ansprache, in der Sie betonen, dass allen widrigen Umständen zum Trotz es ihr Team es geschafft hat, eine Umsatzsteigerung von fünf Prozent zu realisieren. Zugegeben, das liegt hinter den zuvor formulierten Erwartungen, stimmt Sie als Chef allerdings optimistisch, dass man die ursprünglich angestrebten zehn Prozent Gewinn noch vor Ende des nächsten Jahres erreichen werde.

In Variante 2 wurde die Wertschätzung für die erbrachte Leistung formuliert, in Variante 1 nicht. Und nun beantworten Sie für sich selbst: Welche fördert im Mitarbeiter eher die optimistische Haltung zu sich beziehungsweise zu seinem Unternehmen?

Grund 3: Mitarbeiterbindung fördern

Jeder ist ersetzbar. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wissen um den Unsinn dieses Satzes. Sie wissen um den Wert jener Mitarbeiter, die mit ihrem Chef sowohl durch Konjunkturphasen als auch Krisen gegangen sind. Wer also Interesse daran hat, just diese Angestellten im Betrieb zu halten, muss ihnen hin und wieder Wertschätzung zeigen. Gerade in Zeiten, in denen diese vielleicht mal einen „Durchhänger“ haben. Das zeigt: Du warst für das Unternehmen da, als es diesem schlecht ging. Jetzt lassen wir dich erst recht nicht im Stich!

Fazit: Lob und Anerkennung greift zu kurz

Wie eingangs erwähnt, wird Lob und Anerkennung  im unternehmerischen Alltag oft mit Lob und Anerkennung für erbrachte Leistungen und erzielte Ergebnisse gleichgesetzt. Sicher ist es richtig und wichtig, gute Leistungen anzuerkennen und vor allem anzusprechen. Es ist eine wichtige Führungsaufgabe, weil es Mitarbeiter ungemein motiviert. Allerdings bedeutet das auch, dass Lob und Anerkennung nur unter gewissen Bedingungen gegeben werden. Wertschätzung dagegen muss eine bedingungslos positive Haltung zum Mitarbeiter beziehungsweise zum Menschen darstellen. Das ist keineswegs altruistisch. Denn wird im Unternehmen Wertschätzung wirklich gelebt, entwickelt sich aus ihr ein echter Wettbewerbsvorteil.

HCC Redaktion

... schreibt über alle möglichen Themen rund um Mitarbeitergesundheit und Personal. Wichtige Schwerpunkte liegen auf der Arbeitsplatzgestaltung, Psyche, Ernährung, Bewegung und weiteren Einflussfaktoren nachhaltiger Gesundheitsprävention. Neben Fachartikeln und Tipps & Tricks-Beiträgen werden Interviews mit einschlägigen Persönlichkeiten zu BGM, BGF und mehr veröffentlicht.

Empfohlene Artikel